Feuer im Spaßbad, Essen für die Umwelt, eine Augenzeugin berichtet: Mediterrane Wochenschau CCVII

Hier kommt der einzige Newsletter, der wirklich ganz gerührt ist! Denn Leser Dominik H. hat mein neues Buch zur Geburt seines Sohns dabei gehabt.

Die Liebe zu Italien kann nicht früh genug entfacht werden – heißen wir den kleinen Frederik Leo als jüngstes Mitglied unserer famiglia willkommen!

Sonntag, 23. Juni

Unser armer Bürgermeister hat nicht gerade einen Traumstart erwischt: Nur einen Tag nach Amtsantritt gerät das Ausflugsschiff »Audace« vor Grados Küste in Seenot; 80 Passagiere müssen gerettet werden. Und nun bricht auch noch Feuer im Spaßbad am Strand aus. Ich weiß, »Feuer im Schwimmbad« klingt irgendwie paradox, aber so ist es tatsächlich geschehen: Zwei reetgedeckte Kioske brennen in der Nacht von Freitag auf Samstag nieder.

Von den Kiosken ist nur noch das Gerippe übrig.

Offenbar war ein Kurzschluss in einem Kühlschrank schuld, der Schaden beläuft sich angeblich auf 350.000 Euro – womit wir mal wieder sehen, wie hoch in Grado derzeit die Immobilienpreise sind. Und nicht nur das: Das Schwimmbad bleibt ausgerechnet am ersten sommerlichen Wochenende aus Sicherheitsgründen geschlossen, was arg auf die Einnahmen der Strandverwaltung drückt.

Montag, 24. Juni

Gesprächsthema Nummer eins ist aber weiterhin das Beinahe-Unglück der »Audace«, obwohl der Schiffsbesitzer ja alle Schuld von sich, dem Kapitän und dem Schiff selbst weist. Nun erreichte den Autor eine Mail von Susanne L., die zu unserer famiglia gehört, ebenfalls an Bord war und von haarsträubenden Versäumnissen bei der Lagerung der E-Bikes berichtet, die alle am Bug geparkt wurden, teilweise quasi übereinander gestapelt und nicht in den vorgesehenen Halterungen, die nämlich nicht ausreichten. Nach Schätzungen von Susanne L. habe es sich um dreißig bis vierzig E-Bikes gehandelt, die ja erheblich schwerer als normale Fahrräder sind. Hat diese Lagerung den Notfall ausgelöst? Die Untersuchungen werden sich noch eine Weile hinziehen.

Das regionale Transportunternehmen APT Gorizia hatte nun die Idee, doch wieder den alten Seelenverkäufer auf der lukrativen Linie Grado–Triest fahren zu lassen, der ja gerade erst in dieser Saison von der »Audace« ersetzt worden war. Das ist haarsträubender Aktionismus, denn das Vorgängerschiff galt als nicht hochseetauglich und wurde genau deswegen ersetzt. Aber, zugegeben: In Seenot ist der Dampfer nie geraten.

Dienstag, 25. Juni

Nicht vergessen werden soll bei der ganzen Aufregung der erste Aperitivo mit dem Autor in dieser Saison: Wow, dreißig Leute, darunter auch Braunschweiger, was mich besonders gefreut hat. Vor allem, weil gerade zehn Minuten zuvor noch eine Reisegruppe von 26 Italienfreunden aus Deutschland bei Pino Station gemacht hat, um mit mir (und, seien wir ehrlich, vor allem mit Pino) einen Prosecco zu trinken. Ich blieb beim Kaffee, Pino ließ sich dagegen nicht lumpen.

Pino und ich sind jetzt Ehrenmitglieder der Deutsch-Italienischen Gesellschaft.
Schön war’s! Alles erfahrene Grado-Hasen. Da musst du aufpassen, was du erzählst.

Mittwoch, 26. Juni

Die ersten Bilder des Fotowettbewerbs sind da! Hier genießt Petra B. den Morgen.

Und hier hat Martina R. mein Buch am alten Strand von Grado in Szene gesetzt.

Ach ja: Der alte Strand, haben die Touristik-Experten entschieden, soll nicht mehr Spiaggia Vecchia heißen, sondern Costa Azzurra. Ganz schön pompös, so ein Côte-d’Azur-Name. Ob sich der jemals durchsetzen wird?

Jedenfalls: Macht mit beim Wettbewerb, entweder mit den Spaghetti-vongole-Tagebüchern oder mit Italien – unsere Liebe. Anregungen gefällig? Die Gewinnerbilder der letzten Wettbewerbe seht ihr hier.

Donnerstag, 27. Juni

Ich habe unseren neuen Bürgermeister im Aufzug getroffen. Diesen Satz wollte ich ja schon längst mal geschrieben haben. Worum ging es? Um große Politik, um Visionen, Pläne und Ideen für die nächsten fünf Jahre? Nein, um die Kulinarik. Wir waren uns darüber einig, dass man im neuen Restaurant Cardamomo in der Altstadt gut essen kann.

Spannende Einzelheiten aus seinem Job werde ich ihm (der ja mein Nachbar ist) während unserer nächsten Begegnungen häppchenweise herausmassieren.

Apropos: Auch gut zu essen ist der Granchio blu, hier zubereitet von der Crew des Al Pescatore direkt am Hafen.

Den invasiven Krebs müssen wir aus ökologischen Gründen verspeisen, bevor er die gesamte Küste erobert. Nie war Umweltschutz so wohlschmeckend.

Genießt das Wochenende. Und wenn der Urlaub noch ein paar Wochen in der Ferne liegt, dann reist schon einmal virtuell nach Italien.

Gerade reingekommen: Band 1 der Porzellanmanufaktur gibt es für ein paar Tage bei Kindle Unlimited für 0 Euro.

Auf Instagram findet ihr mich unter @buch_und_wein. In der Story poste ich jeden Tag eine Kleinigkeit aus Grado (oder von dort, wo ich gerade unterwegs bin).

Die Mediterrane Wochenschau von vorletzter Woche mit den Bürgermeisterwahlen und Bildern der »Audace« in Seenot lest ihr hier.

Die Mediterrane Wochenschau von letzter Woche mit Grados ungewöhnlichem Fundbüro und dem neuen Sushi-Restaurant lest ihr hier.

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Die Lesetermine nach der Sommerpause
19. September: Westerwälder Literaturtage, Birkenhof-Brennerei, Nistertal
20. September: Bremen, Buchhandlung Lesumer Lesezeit
21. September: Osnabrück, Altstädter Bücherstuben
27. September: Klagenfurt, Buchhandlung Heyn – mit kulinarischer Begleitung