Der Wahrsager, die magische Kassiererin, der aufgeschüttete Sand: Mediterrane Wochenschau CXCI

Hier kommt der einzige Newsletter, der beinahe als Nostradamus Karriere gemacht hätte! Denn am Wochenende ist mir etwas wirklich Seltsames passiert. Ich saß am frühen Abend mit Alessandro zusammen, dem Besitzer des »In Stralonga« nicht weit von der Kirche. Er ist knallharter Juve-Fan, und in einer Stunde würde das Spiel SSC Neapel-Juventus Turin beginnen. Juve musste unbedingt gewinnen, um noch eine Chance auf die Meisterschaft zu haben. Ich machte Alessandro Mut: Inter Mailand, die ganz vorn stehen, hätten ja heute nur ein 1:1 gegen Genua geschafft, Juve könne also wieder rankommen. Alessandro stutzte: »Inter spielt doch erst morgen«, wunderte er sich.

»Nein, die haben vorhin gespielt. Ich habe die Tore gesehen!«, behauptete ich. Sogar an die Interviews nach dem Abpfiff konnte ich mich gut erinnern. 

Alessandro zeigte es mir auf einer App: Inter würde tatsächlich erst morgen gegen Genua antreten. 

Ja, sapperlot, ich musste mir das ganze Spiel samt Analysen und Interviews bei meiner sonntäglichen Siesta zusammengeträumt haben. (Und: Nein, ich trinke zur Mittagszeit nie Alkohol.) Ich erzählte am nächsten Morgen meiner Frau davon, die mich ganz pragmatisch und ohne zu zögern zum Wettbüro schickte: Ich müsse unbedingt auf ein 1:1 setzen, ist doch klar!

Doch das Wettbüro in Grado (neben Pinos Bar) hatte geschlossen, ich sah mir das Spiel mit gemischten Gefühlen im Fernsehen an. Es ging 2:1 aus. Gottseidank. Sonst wäre mein rationales Weltbild aber auch heftig ins Wanken geraten.

Juventus Turin (links), Eintracht Braunschweig (rechts). Beide Teams trafen sogar mal in der Champions League aufeinander, 1967, damals hieß das noch Europapokal der Landesmeister. Eintracht hatte zuvor Rapid Wien ausgeschaltet und rang Juve im Hin- und Rückspiel ein Unentschieden ab. Verlängerung und Elfmeterschießen gab es noch nicht, also musste ein drittes Match auf neutralem Boden – der Schweiz – her, das Juve mit 1:0 gewann. Und das war die längste Bildunterschrift in der Geschichte des Internets.

Montag, 4. März

So einfach und unbürokratisch kann es manchmal gehen: Der Sand, den das Hochwasser im Herbst am Hauptstrand geraubt hat, wird nun einfach vom alten Strand abgebaggert und am Hauptstrand aufgeschüttet. Denn am Spiaggia Vecchia haben sich in den letzten Jahrzehnten abertausende Kubikmeter angesammelt. Der Strandabschnitt, dem PR-Experten den Namen »Costa Azzurra« gegeben haben (bloß sagt das keiner – es klingt allzu prätentiös), ist nämlich mächtig gewachsen. Während noch in den 1950er-Jahren ein vielleicht fünf Meter schmaler Sandstreifen zur Verfügung stand, ist der Strand jetzt mehr als hundert Meter breit.

Hier ist genug Strand für alle da.

Also keine Panik: Sand wird es in Grado immer geben, ganz egal, was die Medien schreiben. Auch wenn manchmal ordentlich umgetopft werden muss.

Dienstag, 5. März

Im letzten Newsletter berichtete ich ja von dem Restaurant Salumare in Landshut, das sowohl Weißbier und Brezn als auch Gradeser Boreto anbietet – eine verblüffende Kombination. Dazu erreichte mich folgende Zuschrift von Caroline H.: 

Eventuell kann ich zur Lösung des Landshut-Rätsels beitragen. Giovanni Fano, gebürtig aus Grado, hatte viele Jahre ein Restaurant in Landshut. Seine letzten Lebensjahre hat er dann wieder in Grado verbracht. Die Kurverwaltung organisierte in den 1990er-Jahren »Gastspiele«, bei denen Gradeser Köche u.a. in München und Landshut in Restaurants für mehrere Tage in der Küche standen. So gab es z. B. in München im Spatenhaus an der Oper »Gradeser Wochen«.

Eine Tradition, die man mal wieder aufleben lassen könnte, finde ich.

Mittwoch, 6. März

Vor ein paar Monaten hatte ich euch von der Kassiererin im Eurospar-Supermarkt berichtet, die am Klang einer heruntergefallenen Münze erkennt, um welchen Münzwert es sich handelt. Das fand ich schon ziemlich beeindruckend. Jetzt habe ich noch eine Superkraft an ihr entdeckt: Sie weiß die 12-stelligen Barcode-Nummern vieler Produkte auswendig und ruft sie quer über die Warteschlange all jenen zu, die hilflos an der SB-Kasse stehen, weil das Lesegerät nicht funktioniert. Das finde ich krass – schade, dass es »Wetten, dass…?« nicht mehr gibt.

Donnerstag, 7. März

Hier kommt nun doch noch einer der beliebten Ausflüge in die italienische Bürokratie: Der Riva Dandolo wird endlich repariert. Der letzte Abschnitt der Hafenmole war durch Erosion nämlich so morsch geworden, dass er gesperrt werden musste. Die Arbeiten wurden bereits 2015 als »dringlich« eingestuft – nun, flotte neun Jahre später, könnte es sein, dass es langsam losgeht. Auf 800.000 Euro werden die Ausbesserungen veranschlagt, und 2023 begannen schon erste Maßnahmen, die aber sogleich gestoppt werden mussten. Denn völlig überraschend drang Wasser in die Bohrungen ein, womit man ja bei Arbeiten direkt am Wasser nun wirklich nicht rechnen konnte. 

Der Bagger steht schon mal bereit.

Entschuldigt, falls es im letzten Absatz Rechtschreibfehler gab, aber ich musste schon beim Schreiben so heftig den Kopf schütteln, dass ich kaum noch die Tastatur im Auge behalten konnte.

Freitag, 8. März

Nächste Woche geht es los, die Spaghetti-vongole-Tagebücher kommen zu euch!

Und Patrizia Burra, Italiens führende AI-Künstlerin, hat wie schon bei der Porzellanmanufaktur, wieder gezaubert. 

Gestern habe ich auf Instagram eine Umfrage gestartet: Welches Bild gefällt euch am besten für die Pressearbeit? Bild 1 liegt klar vorn, auch wenn man mich auf Bild 2 fotogener findet. Aber es geht ja um Buchverkäufe, nicht um persönliche Eitelkeiten.

Noch viel wichtiger: Das Pasta-Buch gibt es in jeder Buchhandlung (auch zum Vorbestellen), bei Hugendubel, Morawa, Thalia oder Amazon. Und natürlich auch als E-Book und Hörbuch, gelesen vom fabelhaften Hans-Jürgen Stockerl. Achtung, bei Amazon ist es noch nicht als E-Book und Hörbuch gelistet, überall sonst schon.

Ich wünsche euch allen ein wunderbares, genussvolles Wochenende – verwöhnt euch mit Pasta und Wein!

Alle Neuigkeiten in Grado 2024? Hier entlang. Dort findet ihr auch alles über das Eintrittsgeld in Venedig sowie die direkte Buchungsseite. Außerdem gibt es zwei spannende Neuigkeiten aus der Gastronomie; gerade gestern habe ich die Seite aktualisiert.

Alles über meine Bücher: Bitteschön.

Hier kommen meine Lesungen, Stand: 8. März

15. März: Spittal, Buchhandlung Nest/La Prosciutteria, ab 17 Uhr
19. März: Villach, Buchhandlung Thalia Hauptplatz, ab 16 Uhr
23. März: Leipziger Buchmesse, Halle 2, F311, Maximum Verlag – ab 14 Uhr* 
12. April: Fürstenfeld, Genussbuchhandlung Buchner
16. April: Wien, Buchhandlung Thalia Mitte
17. April: Wien, Styria Verlag**
22. Mai: Braunschweig, Buchhandlung Graff
23. Mai: Verden, Buchhandlung Vielseitig
24. Mai: Kassel, Deutsch-Italienische Gesellschaft
19. September: Westerwälder Literaturtage
September: Bremen, Lesumer Lesezeit (genaues Datum steht noch nicht fest)

* Ich bringe italienischen Osterkuchen mit
** auf Einladung

Einzelheiten gibt es bei den Veranstaltern, nach und nach packe ich auch die Links hinzu.

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