Hier kommt der einzige Newsletter, der für euch zur Gazzetta dello Sport wird. Denn wir müssen kurz über die Fußball-EM und das tragische (vorläufige?) Ende des örtlichen Fußballvereins reden, natürlich über Wimbledon und auch über die Olympischen Spiele. Aber vorher wurde es ja noch zappenduster.

Montag, 15. Juli
Und dann ging nix mehr: Ein Stromausfall legte gestern von 16.30 Uhr bis 22.30 Uhr halb Grado lahm. Betroffen waren Città Giardino, Pineta, Valle Goppion und die Campingplätze, mithin laut der örtlichen Presse 6000 Menschen (eine Schätzung, die ich für zu niedrig halte). Restaurants konnten nicht arbeiten, Klimaanlagen und Aufzüge funktionierten nicht, und auch die Übertragung des EM-Finals scheiterte in den betroffenen Ortsteilen; erst kurz vorm Schlusspfiff war wieder Strom da.

Dass in der Hochsaison die Versorgung mal für ein paar Minuten schlapp macht, ist nicht ungewöhnlich, aber eine so lange Durststrecke ist schon seltsam. Klar, dass wieder einmal der neue Bürgermeister in Erklärungsnot war und nach dem Schiffsunglück und dem Brand im Spaßbad erneut eine Krise managen – oder zumindest erklären – musste.
Dienstag, 16. Juli
Aber es kommt noch ärger: Der örtliche Fußballverein Gradese Calcio meldete seine Mannschaft vom Spielbetrieb ab! »Wir dachten, wir könnten nicht mehr tiefer fallen, doch jetzt sind wir plötzlich tief unter Wasser«, schrieb die örtliche Tageszeitung in einem poetischen Anfall. Die Nachricht traf die Gradeser hart. Er habe nicht genügend Spieler, die in der letzten Spielklasse antreten wollten, sagt der Präsident, der erst seit ein paar Monaten im Amt ist, außerdem gebe es Probleme mit der Pacht des Stadions.

Das ist wirklich ein Paukenschlag, denn das Team in den Farben Rot und Weiß (hallo, Österreich!) hat eine lange Tradition und in seiner Geschichte viele gute Spieler hervorgebracht, vor allem Mario David, der Nationalspieler wurde und mit dem AC Mailand den Europapokal der Landesmeister gewann. Mal sehen, ob es doch noch ein Happy End gibt, aber es sieht derzeit nicht danach aus.
Mittwoch, 17. Juli
Es hätte alles so schön sein können – für Italien, Österreich oder Deutschland. Auf dem Rathausplatz von Grado war eine gewaltige Leinwand aufgebaut, Hunderte versammelten sich für die EM-Fußballspiele davor (der Stromausfall ließ außerdem viele Neugierige aus den anderen Ortsteilen in die Innenstadt strömen). Nicht auszudenken, wenn eine der drei oben genannten Mannschaften es ins Finale geschafft hätte!
Doch das frühe Ausscheiden der Italiener hatte auch einen Nebeneffekt: Denn plötzlich wurden, selbst in der rosafarbenen Fußballbibel Gazzetta dello Sport, andere Sportarten wichtig, zuerst Tennis (Lorenzo Musetti schaffte es sensationell ins Wimbledon-Halbfinale, Jasmine Paolini gar ins Finale), und weil die Fernseher nun mal überall standen, wurde halt Tennis gezeigt.
Jetzt also Olympische Spiele. Die Prognosen für die Italiener sehen günstig aus, sie werden im Medaillenspiegel weit vorn landen, was der Volksseele nur gut tut. Aus Grado ist kein Sportler dabei, obwohl der Ort traditionell eine Hochburg der Ruderer ist; die starke Irene Bellan hat die Qualifikation im Vierer ganz knapp verpasst.
Donnerstag, 18. Juli
Bleiben wir weiter beim Sport, obwohl bei den derzeitigen Temperaturen eigentlich nur die Position in der Horizontalen vernünftig ist, auf dem Sofa in der gekühlten Wohnung oder unterm Sonnenschirm am Strand. Was ist denn jetzt mit den beiden Padelplätzen, die einen der Tennisplätze bei den Ville Bianchi ersetzen sollten? Tja, es hat sich ausgepadelt. Obwohl die Baustelle schon eingerichtet war. Erstens war es ohnehin eine merkwürdige Idee der Strandverwaltung, einen Tennisplatz ausgerechnet im größten Tennisboom, den Italien in seiner Geschichte erlebt, zu killen. Zweitens gefiel den umliegenden Hotels die Idee zweier Padelplätze gar nicht, denn Padel gilt als Lärmsportart, es scheppert ordentlich, und bei acht Spielern zugleich wäre es hoch her gegangen. Die Hoteliers legten ihr Veto ein und beriefen sich aufs geltende Gesetz, und damit hatte sich das Vorhaben erledigt.
Gut, dass in Grado genügend andere Sportarten zur Auswahl stehen, und wer unbedingt Krach machen will, findet einen Padelplatz im Tennisclub, fernab der Hotels.


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Ich wünsche euch ein wunderbares Wochenende!
Achtung, Sommerkarneval. Das Spektakel ist ein großer Spaß für die Kleinen, sorgt aber für Straßensperren. Der Zug mit zwölf geschmückten Wagen setzt sich am Samstag um 21 Uhr von der Isola della Schiusa aus in Bewegung. Es dürfte zu massiven Verkehrsbehinderungen kommen, aber am Samstagabend sollte man sein Auto ja ohnehin stehen lassen und sich reichlich Pasta und Wein gönnen.
Ich bin endlich dazu gekommen, meine Bücherseite zu aktualisieren, schaut doch mal vorbei.
Auf Instagram findet ihr mich unter @buch_und_wein. In der Story poste ich jeden Tag eine Kleinigkeit aus Grado (oder von dort, wo ich gerade unterwegs bin).
Die Mediterrane Wochenschau von letzter Woche mit den explodierenden Wohnungspreisen lest ihr hier.
Die Mediterrane Wochenschau von vorletzter Woche mit meinem mutigen Beinahe-Cousin lest ihr hier.
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[…] ersten Wochen seiner Amtszeit wirklich nicht tauschen wollte (Schiffsunglück, Brand im Schwimmbad, großflächiger stundenlanger Stromausfall in halb Grado, jetzt auch noch die Hagel- und Sturmschäden): Nun muss er die »Tari« erhöhen, und das betrifft […]
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[…] Die Mediterrane Wochenschau von vorletzter Woche mit dem großen Stromausfall lest ihr hier. […]
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[…] dass unser Fußballverein Gradese Calcio wohl doch gerettet ist – mehr dazu nächste Woche. Hier lest ihr von den Turbulenzen des […]
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[…] Fußballclub ist gerettet! Wie berichtet, musste sich der Traditionsverein Gradese Calcio (in den österreichischen Farben rot und weiß, […]
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