Monsun und Sonnenschein, Marathonlauf und Liegenklau: Mediterrane Wochenschau CCXVIII

Hier kommt der einzige Newsletter, der nach fast drei Monaten mal wieder Pullover trägt. Gut, dass es bald wieder wärmer wird, noch geben wir den Strand-Look nicht auf!

Sonntag, 8. September

Ui, da kam ordentlich was runter. Immerhin gab es keinen Hagel und auch keine ernsthaften Sturmschäden. Was mich an einen Witz aus Texas erinnert. Ein Reisender fragt einen Farmer: »Wie viel Regen bekommt ihr hier im Jahr?«
»Na, so 25 Inches.«
»Das ist ja nicht viel.«
»Nein«, sagt der Farmer, »aber Sie sollten mal den Tag erleben, an dem er fällt.«

Blick von der Dachterrasse. Schaurig schön.

Ja, Mittelmaß kann auch Grado nicht. Wenn es mal regnet, ist es immer gleich ein Monsun, der die Niederschlagsmengen einer ganzen Jahreszeit auf einmal abliefert. Die Straßen waren überflutet, der eine oder andere Kellerraum bekam eine Spülung, aber von in Regenmassen versinkenden Adriaorten konnte nun auch keine Rede sein. Das Unwetter kam in der Nacht, und zur Mittagszeit strahlte bereits die Sonne vom blauen Himmel, als wäre nichts gewesen.

Blick aus dem Büro, 12 Stunden später.

Montag, 9. September

Ich berichtete ja vom neuen, frisch erhöhten Gehalt des Bürgermeisters. Das ist ein ordentliches Sümmchen, aber dafür muss er sich auch mit ganz vielen kleinen und großen Ärgernissen herumschlagen, etwa dem Problem, dass der sogenannte retro spiaggia, also der Grünstreifen hinter dem Strand, nun an die Kommune zurückfällt und nicht mehr der Strandverwaltung unterstellt ist. Was passiert mit den beantragten und teilweise ausgezahlten Fördergeldern oder mit dem Bau der neuen Thermenlandschaft? Und die Parkplätze (6400 gibt es): Reichen die aus, oder braucht Grado mindestens 1600 Plätze mehr, wie die Opposition fordert? Seit der Mann gewählt ist, war er nicht mehr am Strand – ein Bürgermeister faul unterm Sonnenschirm, wie sähe das denn aus? –, und auch im Tennisclub lässt er sich nicht mehr sehen. Nicht so sehr aus Kalkül, sondern weil kaum Zeit ist. Hier eine Ladeneröffnung, da der Empfang einer Abordnung aus einem ausländischen Partnerort, dort ein 95. Geburtstag im Seniorenheim. Klingt langweilig? Ist es auch, selbst für 6723 Euro brutto im Monat. Wenn ich den Bürgermeister im Aufzug treffe, lächelt er. Noch. Mal sehen, wie lange er durchhält.

Dienstag, 10. September

Apropos Durchhalten: Wer Lust hat, 42,195 Kilometer quer durch Grado und das Umland zu laufen, sollte langsam mit dem Training beginnen, denn der Marathon steigt am 6. Oktober. Mehr als tausend Teilnehmer werden erwartet, und am Abend wird es in den Trattorien voll – die Sportler müssen ja ordentlich Kohlenhydrate in ihre Muskeln pressen. Außerdem ist der 3. Oktober in Deutschland ein Feiertag, da wird es viele zusätzliche Wochenendgäste geben. Wenn ihr um diese Zeit in Grado seid, bucht rechtzeitig und reserviert auch die Tische in eurem Lieblingslokal.

Mittwoch, 11. September

Wer will, kann den Start des Marathons (es geht direkt am Strand los) im vergünstigten Liegestuhl genießen – denn die gibt es ab dem 15. September billiger und ab dem 7. Oktober, also gleich nach dem Marathon, sogar kostenlos, zumindest in jenen Abschnitten, an denen die Liegen noch stehenbleiben.

Die beginnende Nebensaison hat viel Charme.

Wachsamkeit ist dennoch gefordert, denn unvergessen ist die Touristin, die sich im letzten Jahr einen Liegestuhl unter den Arm klemmte und mit nach Hause nehmen wollte – sie dachte, er sei doch »kostenlos«.

Donnerstag, 12. September

Hier kommt ein Leserbrief direkt aus der Reha-Abteilung eines Krankenhauses.
»Lieber Stefan, hier die Rückmeldung, dass ich das Bruno-Prinzip befolgen will, nachdem ein besonderes Glücksgefühl über mich gekommen ist. Mein Cortison-Level sinkt stetig, ich bin kein Workaholic mehr. Du wirst wegen dieser positiven Lebensart zum »Alternativen Nobelpreis für Lebensweltverbesserung« vorgeschlagen. Professor W. S. 

Der nette Herr Professor bezieht sich natürlich auf »Meine Bar in Italien« und Bruno, den heimlichen Star des Buches. Auch auf Lesungen kommt das Bruno-Kapitel immer richtig gut an, womit ich nie gerechnet hätte. 

Apropos Lesung: Am Samstag bin ich in Klagenfurt beim Tag der offenen Tür der Kleinen Zeitung (so ein Event heißt heute natürlich Open House Day), kommt vorbei, das Regenwetter ist doch perfekt für eine solche Veranstaltung geeignet. Außerdem wird auch sonst reichlich geboten.

Kleiner Ausblick auf die kommende »Mediterrane Wochenschau«: Für die einen sind es stimmungsvolle Events, für die anderen die reinste Lärmbelästigung – was genau will Grado mit den vielen Konzerten, wohin soll die Reise gehen? Reden wir nächstes Mal drüber. Schreibt mir gern eure Meinung dazu.

Und das ist gerade noch reingekommen: eine sehr nette, sehr ausführliche Besprechung von »Italien – unsere Liebe« auf NTV.

Das Wetter erinnert uns daran: Es ist das perfekte Weihnachtsgeschenk.

Und mal was ganz anderes: Hier steht mein Text über Tiger Woods, den wohl größten Golfer aller Zeiten, und seinen langsamen, unaufhaltsamen Ritt in den Sonnenuntergang.

Ich wünsche euch ein wunderbares Wochenende. Hier ein Bild vom Strand von heute (Freitag) morgen.

Den heftigsten Regen haben wir wohl überstanden.

Die Mediterrane Wochenschau von letzter Woche mit dem vermeintlichen (oder tatsächlichen?) Urlauber-Rückgang lest ihr hier.

Meine Bücherseite habe ich aktualisiert, schaut vorbei.

Auf Instagram findet ihr mich unter @buch_und_wein. In der Story poste ich jeden Tag eine Kleinigkeit aus Grado (oder von dort, wo ich gerade unterwegs bin).

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Die nächsten Lesetermine
14. September: Klagenfurt, Open House Day, Kleine Zeitung
19. September: Westerwälder Literaturtage, Birkenhof-Brennerei, Nistertal
20. September: Bremen, Buchhandlung Lesumer Lesezeit
21. September: Osnabrück, Altstädter Bücherstuben
27. September: Klagenfurt, Buchhandlung Heyn – mit kulinarischer Begleitung
28. November: Innsbruck, Tyrolia/Vinothek Gottardi

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