Lautloses Silvester, Krach beim Sport und die enge Zufahrt zum Glück: Mediterrane Wochenschau CCXXVII

Hier kommt der einzige Newsletter, der die Vereinigung des deutschen Sprachraums vorantreibt. Denn die Redensarten »Der hat das Arbeiten nicht erfunden« und »Heute werde ich nicht alt«, die ich letzte Woche meiner verblüfften Frau auf Italienisch präsentierte, sind keineswegs norddeutsch, wie von mir spekuliert, sondern überall verbreitet. Peter schreibt: »Diese Redensarten hab ich bisher eigentlich für urösterreichisch gehalten, aber so lernt man ständig dazu!« Günter schickt mir die bayerischen Varianten: »Der hod as Awad’n ned erfund’n« und »Heid wer i ned oid«. Und Jasmine schreibt: »Wir Schweizer wurden ja gar nicht erst gefragt, aber bei uns gibt es diese Redensarten auch.« 

Als kleines Dankeschön an alle kommt hier eine Redensart, die es nur im Italienischen gibt, die wir aber unbedingt ins Deutsche einführen sollten: »Due dita di vino sono un calcio al medico.« – »Zwei Fingerbreit Wein sind ein Tritt in den Hintern des Arztes.«

Der Herbst, wie ich ihn mag.

Und auf Instagram (@buch_und_wein) habe ich diese Woche wieder zwei Filme aus Grado hochgeladen: Einmal erlebt ihr den legendären Bruno aus »Meine Bar in Italien« in Aktion, einmal wird es sportlich.

Montag, 11. November

Gute Nachrichten aus der Gemeinde: Das jährliche Silvesterfeuerwerk wird durch ein Drohnenspektakel ersetzt. Das finden die meisten Gradeser und auch die Urlauber sehr gut, und Hundebesitzer applaudieren am lautesten. Insgesamt gibt der Ort 190.000 Euro für die Feierlichkeiten von Weihnachten und Neujahr aus. Krippen werden aufgebaut, Schulklassen schmücken Weihnachtsbäume, Weihnachtslichter werden an Laternen angebracht oder spannen sich über die Straßen, aus Lautsprechern schallen Weihnachtslieder. Ich bin ein großer Fan von Weihnachten, werfe Ironie und Skepsis über Bord und freue mich auf schöne Tage. Weil ich öfter gefragt werde: Den Veranstaltungskalender für das winterliche Grado (auch auf Deutsch) findet ihr hier.

Dienstag, 12 November

Aber nur Harmonie geht ja auch nicht: Für hochgezogene Augenbrauen sorgt eine Baustelle am zweiten Strandeingang (natürlich kennen Italiener keine hochgezogenen Augenbrauen, sondern wundern sich energischer): Denn dort werden auf einem der beiden Tennisplätze Padelplätze eröffnet. Kosten laut Anschlag: 89.794,43 Euro. Es ist erstens verwunderlich, dass mitten im größten Tennisboom, den Italien gerade erlebt – Jannik Sinner ist die Nummer eins der Welt, Jasmine Paolini die Nummer vier –, ein Tennisplatz einkassiert wird, noch dazu für eine Trendsportart, die im Schwung spürbar nachlässt; der neue, hippe Sport, der, wieder mal, Tennis ablösen soll, heißt jetzt Squash Padel Pickleball.

Die Strandverwaltung hat viele gute Ideen. Hier allerdings zweifle ich.

Zweitens und noch verwunderlicher ist es, dass sich die Betreiber der nahen Hotels ja bereits über die Tennisgeräusche am frühen Morgen und in der Mittagszeit beschweren – viel Spaß ab 2025, wenn vier schnaufende, lärmende Enthusiasten in ihrem gläsernen Aquarium spielen und Bälle und Körper gegen die Scheiben prallen. 

Mittwoch, 13. November

Die Abspaltung Fossalons von Grado ist noch längst nicht vom Tisch. Wir erinnern uns: Fossalon, auf dem Festland liegend, fühlt sich von der Insel im Stich gelassen und droht damit, sich der Gemeinde von Fiumicello-Villa Vicentina anzuschließen.

»Es ist nur eine Provokation, wir wollen einfach mehr Aufmerksamkeit«, erklären die Initiatoren nun. Das ist ihnen gelungen. Die Unterschriften zur Abspaltung sind zwar gesammelt, aber noch nicht in der Region eingereicht. Die Initiatoren hoffen darauf, dass Fossalon »respektiert« wird, dass etwa die Straßen ebenso sorgfältig ausgebessert werden wie in Grado selbst – und dass endlich die enge Brücke Ponte Cucchini erweitert wird, die für landwirtschaftliche Fahrzeuge unpassierbar ist. Angeblich ist das Projekt seit 2017 bewilligt, sei aber »vergessen« worden. 

Donnerstag, 14. November

Noch ein Brückenproblem: Heute ist die Baustelle auf der Brücke kurz vor Grado (der offizielle Name ist Ponte Matteotti) eingerichtet worden, der Verkehr wird wechselweise angehalten. Ich bin soeben noch mal höchstpersönlich dort vorbeispaziert, weil es bereits jahrelange Verzögerungen gab – ja, tatsächlich, die Ampel schaltet schon munter. Die Arbeiter müssen Gasleitungen versetzen, ein erster Schritt, um endlich den Radweg auszubauen. Am 19. Dezember sollen die Arbeiten beendet werden. Ich würde zumindest an Stoßzeiten am Wochenende dazu raten, Grado hintenrum zu erobern, also über Fiumicello, Fossalon und am Golfplatz vorbei. Die Anfahrt ist nicht ganz so schön wie quer über die Lagune, aber garantiert staufrei.

Wer will schon nur Baustellenfotos sehen? Hier der Sonnenuntergang von gestern.

Ich wünsche euch allen ein wunderbares Wochenende.

Ihr braucht Weihnachtsgeschenke? Alles über meine Bücher steht hier.

Die Mediterrane Wochenschau von letzter Woche mit den problematischen Schönlingen in der Lagune lest ihr hier.

Die Mediterrane Wochenschau von vorletzter Woche mit neuen Entdeckungen in Aquileia und explodierenden Preisen lest ihr hier.

Meine besten Tipps zu Grado lest ihr hier. Alles zu Venedig? Bitteschön.

Auf Instagram findet ihr mich unter @buch_und_wein. Wie schon erwähnt: Jetzt mit vielen Mini-Filmen über Grado, Sehnsuchtshäppchen für die Nebensaison.

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Die nächsten Lesungen
28. November: Innsbruck, Tyrolia/Weinhandlung Gottardi
23. Januar: Bad Kleinkirchheim, »Impuls am Berg«
10. April: München, Buchhandlung Singer
11. April: Klagenfurt, Buchhandlung Heyn
21. April (Ostermontag): Grado, Aperitivo mit dem Autor – Vorstellung des neuen Buches mit viel Prosecco (die ersten sechs Flaschen gehen auf mich), je nach Wetter bei Pino oder am Strandkiosk Al Faro