Pinos Geheimnis, das günstige Omelett, der ausgestoßene Ägypter: Mediterrane Wochenschau CCXXVIII

Vorab eine Servicemitteilung: Am Ende dieses Beitrags stehen Links zu allen Veranstaltungen in Grado und auch zu allen Hotels, Restaurants und Geschäften, die über Weihnachten und Neujahr offen sind. Jetzt aber los.

Hier kommt der einzige Newsletter, der nach zwanzig Jahren in Pinos Bar erfahren hat, dass Pino gar nicht Pino heißt. Sondern Giuseppe. Denn Pino ist die Verkleinerungsform – ein Diminutiv – von Giuseppe (»Giuseppino« –> »Pino«). Ich habe Pino gefragt, wann er das letzte Mal Giuseppe genannt wurde. Er konnte sich nicht erinnern. Er hieß schon als Kleinkind Pinuccio, was ein kurioses Diminutiv eines Diminutivs ist. Etwa so wie Schatzileinchen.

Der Autor mit Giuseppe Pino.

Montag, 18. November

In den letzten beiden Wochenschauen haben uns italienische Redensarten beschäftigt. Ganz viele Sprichwörter haben hier mit Essen und Trinken zu tun. Mein Liebling ist die italienische Entsprechung von »Wir sind aus demselben Holz geschnitzt«: »Siamo della stessa pasta«, »wir sind aus demselben Teig«. Großartig.

Hier noch eine bessere Redensart, die ich gerade in dieser Woche, kaum zu glauben, beim italienischen Big Brother (hier: »Grande Fratello«) gelernt habe, als sich ein paar sehr, sehr tätowierte Menschen mit sehr, sehr voluminösen Lippen über irgend eine Beziehungssache stritten – ich schaue dieses Sendungen nur, weil Werner Herzog sagt: »Der Poet darf den Blick nicht abwenden«. 

Da schrie jedenfalls eine: »Giri la frittata sempre al tuo favore!« »Du wendest das Omelett immer zu deinen Gunsten!« Fantastisch.

Dienstag, 19. November

Es ist doch gut, liebe Kollegen zu haben. Kollegen, die einem, wenn man auf der Baustelle von der Leiter fällt, aufsammeln – und die einen dann nicht ins Krankenhaus verfrachten, sondern an einer Tankstelle aus dem Transporter schmeißen und flüchten. So erging es einem 53-jährigen Ägypter, der mit seinen Verletzungen einfach vor den Zapfsäulen der Sia-Tankstelle in Grado liegengelassen wurde. 

Der Schauplatz des Rauswurfs.

Was war da los? Der Ort rätselt, die Carabinieri ermitteln. Höchstwahrscheinlich handelt es sich um eine illegale Baustelle und um Arbeiter ohne Aufenthaltsgenehmigung, wobei der Ägypter selbst eine solche Genehmigung offenbar besaß. Das ist schon der zweite aufsehenerregende Kriminalfall innerhalb weniger Wochen, und nachdem der Reifenschlitzer vom Blutspenderplatz immer noch nicht gefasst werden konnte, sind wir alle sehr gespannt auf die Ermittlungsergebnisse.

Der Ägypter wurde mit dem Rettungshubschrauber nach Udine transportiert, doch nach zwei Tagen konnte er das Krankenhaus wohlauf verlassen, die Verletzungen erwiesen sich glücklicherweise als weniger schwer als gedacht.

Mittwoch, 20. November

Wenden wir uns erfreulicheren Dingen zu: Etwa hundert Gradeser können es kaum abwarten, nach Rom zu fahren, um ihre Krippe auf dem Petersplatz einzuweihen – am 7. Dezember ist es soweit. Am Montag trafen sich die glücklichen Auserwählten zu einem Gottesdienst und den letzten Vorbereitungen für die Pilgerreise, die sogar eine Audienz beim Papst beinhaltet. Das habe ich alles schon hinter mir. Auch wenn es nicht gerade eine Privataudienz war, aber immerhin.

Rom, März 2015: Mein Selfie mit dem Papst! (Done is better than perfect.)

Donnerstag, 21. November

Und auch in Sachen Hochwasserschutz tut sich einiges: Die Uferbefestigungen in Città Giardino, in Grado Pineta und am alten Strand werden verstärkt, und der Penello, der Steg direkt am Beginn des Hauptstrandes, an dem – angeblich – Alain Delon zum Wasserskifahren vorbeikam, soll rasch repariert werden; das verkündete gerade die Ortsregierung.

Das Hochwasser vom letzten November hat dem Penello arg zugesetzt.

Nicht, dass die Arbeiten gar schon begonnen hätten, wollen wir mal nichts überhasten. 

Mein neues Buch kommt ja erst im April. Aber ich habe mich sehr gefreut, dass viele von euch es schon vorbestellt haben. Bis dahin habt ihr hier reichlich Lesestoff:

Die Familiensaga beginnt im Jahr 1947 im deutsch-deutschen Grenzgebiet und endet mit den aufkommenden Studentenunruhen in München Anfang der 1960er-Jahre. Teil 3 ist gerade erschienen. Ideal ist es, mit Band 1 zu beginnen, auch wenn jedes Buch auch für sich funktioniert. Viel Italien ist natürlich auch dabei.

Nächste Woche kommt ein ausführlicher Geschenke-Guide, dann läuft Weihnachten wie von selbst.

Ich wünsche euch allen ein wunderbares Wochenende

Alles über meine Bücher steht hier.

Die Mediterrane Wochenschau von vorletzter Woche mit den problematischen Schönlingen in der Lagune lest ihr hier.

Die Mediterrane Wochenschau von letzter Woche mit der lästigen Baustelle lest ihr hier.  

Den Veranstaltungskalender für das winterliche Grado (auch auf Deutsch) findet ihr hier. Und alle Restaurants, Hotels und Geschäfte, die geöffnet sind, stehen hier. Ein Hinweis: Die Drohnenshow, die das Silvesterfeuerwerk ersetzt, findet bereits am 28. Dezember statt.

Meine besten Tipps zu Grado lest ihr hier. Alles zu Venedig? Bitteschön.

Auf Instagram findet ihr mich unter @buch_und_wein. Es gibt dort viele kleine Filme über Grado in der Nebensaison. Diese Woche geht es um die verführerischen Weihnachtslotterien in Italiens Cafés und unsere Mini-Olivenernte samt Verkostung bei Pino.

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Die nächsten Lesungen
28. November: Innsbruck, Tyrolia/Weinhandlung Gottardi
23. Januar: Bad Kleinkirchheim, »Impuls am Berg«
10. April: München, Buchhandlung Singer
11. April: Klagenfurt, Buchhandlung Heyn
21. April (Ostermontag): Grado, Aperitivo mit dem Autor – Vorstellung des neuen Buches mit viel Prosecco (die ersten sechs Flaschen gehen auf mich), je nach Wetter bei Pino oder am Strandkiosk Al Faro

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