Hier kommt der einzige Newsletter, der beim Verabschieden in die Weihnachtszeit ganz vergessen hat, sich bei euch für die vielen Mails, Spekulatius, Weinflaschen, Zettel-Nachrichten bei Pino und auch für ein Hallo auf der Straße zu bedanken. Danke, danke, danke.

Insgesamt ist das sehr rucklige Jahr 2024 für Grado wunderbar zu Ende gegangen, das Wetter war ab Weihnachten stabil, die Strandbar Numero Uno freute sich über viele Gäste, der Inselclub Gradese Calcio verabschiedete sich mit einem Auswärtssieg in die Winterpause, die Drohnenshow zum Jahreswechsel gefiel fast allen (auch wenn sie schon am 28. Dezember stattfand, aber man kann eben nicht alles haben), und die Krippe aus Grado auf dem Petersplatz in Rom hat es weltweit in die Nachrichten geschafft. Auch, weil sich eine nackte Protestierende mitten hinein geworfen hat und das Jesuskind stehlen wollte, aus Protest gegen Putin und seinen Krieg in der Ukraine. Nein, ich weiß auch nicht, was das Eine mit dem Anderen zu tun hat.

Montag, 30. Dezember
Natürlich gab es doch noch polemiche rund um die Drohnenshow. Denn wegen des Traumwetters strömten tausende von Touristen in den Ort. Und das sorgte für ganz schön viel Chaos. Dazu war nicht klar, wo genau die Show eigentlich stattfinden würde (am Hafen? Am Strand? Und wo dort genau?), und deswegen schauten viele Urlauber dumm aus der Wäsche, als sie nichts sahen. Wenn sie überhaupt einen Parkplatz gefunden hatten und nicht auf den Zufahrtsstraßen im Stau standen. Am nächsten Tag entschuldigte sich das Consorzio auf Facebook. Man habe nicht mit so vielen Menschen gerechnet und sei überfordert gewesen.
Klar: Die Drohnenshow war nicht die Eröffnung der Olympischen Spiele, aber jeder, der sie gesehen hat, fand sie gelungen. Es gab Parkplatzprobleme, weil das Wetter zu gut war. Es waren zu viele Menschen da. Alles Probleme, die jeder Ferienort in der Nebensaison gern hätte.
Mittwoch, 1. Januar
Es ist der einzige Gastbetrieb Grados, der 365 Tage im Jahr geöffnet ist: Klar, dass ich das Jahr bei Pino begonnen habe.

Donnerstag, 2. Januar
Hundebesitzer, die nicht vor Ort waren und die Grado fürs nächste Silvester in Erwägung ziehen, fragten mich besorgt, ob das ausgefallene Feuerwerk denn für private Ersatzböllerei gesorgt habe. Nein, das kann ich verneinen. Klar, dass hier und da gegen Mitternacht gezündelt wurde, aber alles war schnell vorbei. Es war ein ruhiger, hundefreundlicher Jahreswechsel.
Samstag, 4. Januar
Da stand dieser Schönling doch einfach vor Pinos Bar!

Das Auto begeistert mich, seit ich denken kann. Hier: perfekte Farbe, perfektes Baujahr (ohne Plastikspoiler am Heck).
Montag, 6. Januar
Ein schaurig-schönes Ereignis: Gestern Abend ruderten die Seehexen in den Hafen, begleitet von einer Lasershow und dröhnender Musik. Die Varvuole sind gräuslich geschminkte Frauen mit schwarzen Umhängen und Fangzähnen, und sie tun so, als wollten sie die Kinder entführen. Im Gegensatz zur gutmütigen Hexe Befana, die am 6. Januar den Kindern im Rest Italiens kleine Geschenke bringt, verbreiten die Varvuole in Grado Angst und Schrecken.

Auf Instagram (@buch_und_wein) habe ich die Einfahrt gefilmt, wenn ihr mal reinschauen wollt.
Ich bin mir ziemlich sicher, dass hinter den Varvuole die kollektive Erinnerung an Piratenüberfälle steckt. Das Leben auf der Insel war hart und gefährlich. Schon die Besiedlung Grados im fünften Jahrhundert war keine harmlose Landnahme, sondern eine dramatische Flucht vor den anstürmenden Hunnen. Die Hunnen und Langobarden blieben den Insulanern zwar erspart, nicht aber die dalmatischen und osmanischen Piraten.

Es ist ein ziemlich gruseliger Brauch, aber österreichische Kinder haben ja schon ihren Krampus überstanden und sind daher die härtere Gangart gewohnt.
Dienstag, 7. Januar
Sachen gibt’s: Über die Separationsbestrebungen Fossalons hatte ich ja berichtet. Nun gibt es eine spektakuläre Wende: Aquileia würde gern zur Provinz Gorizia kommen, denn der Ort gehört zur Provinz Udine, sei aber, gemeinsam mit Grado, in Gorizia besser aufgehoben, findet jedenfalls der umtriebige Bürgermeister Emanuele Zorino.
Ganz bestimmt ist eine touristische Zusammenarbeit zwischen Grado und Aquileia für beide Orte vernünftig, was aber durch die Zugehörigkeit zu unterschiedlichen Provinzen erschwert werde. Außerdem sei die Provinz Udine überdurchschnittlich groß, eine bessere Verteilung wäre sinnvoll, findet der Bürgermeister.

Mit diesem Vorschlag machte sich der Bürgermeister jede Menge Feinde, denn zwischen Grado und Aquileia herrscht seit Jahrzehnten eine herzliche Rivalität.
Mittwoch, 8. Januar
Die Gemeinde war so nett, allen Touristen bis zum 6. Januar das Gratis-Parken zu erlauben. Dafür werden jetzt die Daumenschrauben ordentlich angezogen, das Parken wird ab dieser Woche teurer und ein bisschen komplizierter. So muss ein Parkticket bis 22 Uhr gelöst werden (bislang bis 20 Uhr), und ein Tagesticket am alten Strand kostet statt 6 bis 10 Euro nun 15 Euro. Einwohner des historischen Zentrums zahlen 70 Euro Jahresgebühr, und Pendler, die in Grado arbeiten, zahlen 170 Euro fürs Jahresabonnement. Wer seinen Zweitwohnsitz in Grado hat, kann ein Jahresticket für 250 Euro lösen, für das allerdings in der Hochsaison Ausnahmen gelten. Ja, es ist alles nicht ganz einfach. Die Preiserhöhung sorgt, wie ihr euch denken könnt, für ganz viel Ärger, die Opposition feuert aus allen Rohren; nächste Woche berichte ich ausführlicher.
Donnerstag, 9. Januar
Wer von euch netten Menschen war das? Leser Gerhard Z. war im Campiello della Torre und hat an einem der Esstische aus Neugier die Schublade aufgezogen. Dort lag dieser Zettel:

Ich wusste nichts davon, wie auch? Jedenfalls: Danke, B&H!
Und als Letztes: Hat Grado den coolsten Priester Italiens?
Denn der AC Mailand wechselte letzte Woche seinen Trainer, Paulo Fonseca musste gehen, Sergio Conceiçao kam – und schlug nacheinander erst Juventus Turin, dann Inter Mailand zum Gewinn der Supercoppa, des italienischen Pokals, der in der Winterpause ausgespielt wird. Die Milanisti drehten nach einer mäßigen Saison durch vor Freude, und unser örtlicher Priester Don Paolo Nutarelli setzte dieses Facebook-Posting ab:

Frei übersetzt: Es gibt nicht nur die Heiligen drei Könige, sondern auch einen vierten, nämlich den neuen Milan-Trainer – und der hat nach Gold, Myrrhe und Weihrauch den Supercup gebracht. Sieh an, unser Priester ist AC-Mailand-Fan.
Nur in Italien. Wunderbar.
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Liebe famiglia, vor uns liegt ein aufregendes Jahr. Ich habe zwei neue Projekte am Start, auf die ich sehr gespannt bin. Über eines darf ich noch nicht reden, weil es erst im Oktober soweit ist. Das andere Buch erscheint Ende März, bald erfahrt ihr mehr dazu.

Wenn ihr es jetzt vorbestellt, habt ihr drei Vorteile: Erstens ist euch ein Platz in meinem Herzen sicher. Zweitens bekommt ihr es schon ein bisschen früher, denn fast alle Buchhandlungen und Online-Versender werden vor dem offiziellen Erscheinungsdatum (2. April) beliefert. Drittens: Wenn ihr es jetzt bestellt, habt ihr es bald wieder vergessen und werdet dann von einem Paket (oder von einem Anruf der Buchhändlerin) überrascht.
Mein Vorteil an der ganzen Sache ist, dass viele Vorbestellungen den Buchhandlungen und dem Verlag signalisieren, dass da ein neuer Bestseller im Entstehen ist, was für mehr Vorbestellungen sorgt.
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Ich wünsche euch allen ein wunderbares Wochenende.
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Den großen Jahresrückblick auf 2024 in Grado in zwei Teilen lest ihr hier und hier.
Mehr Bilder aus Italien gibt es fast täglich bei mir auf Instagram (@buch_und_wein).
Alles über meine Bücher steht hier.
Die nächsten Lesungen
23. Januar: Bad Kleinkirchheim, »Impuls am Berg«
10. April: München, Buchhandlung Singer (Aperitivo und Geplauder im Garten)
11. April: Klagenfurt, Buchhandlung Heyn
21. April (Ostermontag): Grado, Aperitivo mit dem Autor – Vorstellung des neuen Buches mit viel Prosecco (die ersten sechs Flaschen gehen auf mich) bei Pino
Weitere Lesungen planen wir gerade.