Hier kommt der einzige Newsletter, der ein eigenes Genre geprägt hat! Das finden jedenfalls zwei Buchbloggerinnen: Ich sei der Erfinder (!) des Reality Writing oder der Reality Literature – ich schreibe über echte Menschen und tatsächliche Ereignisse, aber mit literarischen Mitteln. Wow, so habe ich das noch nie betrachtet, aber da ist vielleicht was dran (siehe »Meine Bar in Italien«, diesen Newsletter und natürlich das kommende »Mein Leben am Strand«). Ob ich wirklich der Erste bin? Egal, ich forsche da gar nicht weiter nach und hänge mir den Orden gern um.
Und bevor mir das alles zu Kopf steigt, begeben wir uns auf einen munteren Wellenritt durch Grado.
Aktuell: Für heute Abend (Freitag) ist Hochwasser angesagt, es regnet heftig, und der Scirocco schiebt das Wasser in die Lagune. Ich werde auf Instagram (@buch_und_wein) berichten und auch hier Bilder zeigen. Schaut also morgen noch mal vorbei. Nachtrag 15. März: Es war halb so wild, jedenfalls kein Vergleich zu den Problemen, die es in der Toskana und der Emilia-Romagna gab und gibt. Rund um den Hafen haben sich ein paar Pfützen gebildet, ansonsten war die Lage ruhig.

Montag, 10. März
Was Venedig kann, kann Grado schon lange, findet Armando Di Nardo vom Consorzio di Bonifica Pianura Friulana, einer Behörde, die sich um öffentliche Aufträge kümmert. Der Generaldirektor schlägt ein »Mini-MOSE« für Grado vor, also ein bewegliches Fluttor, das bei Hochwasser den Hafen verschließt und so zumindest in der Innenstadt das acqua alta verhindert könnte.

Bei dem großen MOSE in Venedig sollen Schmiergelder von einer Milliarde Euro geflossen sein, 36 Personen wanderten ins Gefängnis, darunter der Bürgermeister und praktisch die gesamte politische Führungsriege der Stadt. Sollte es in Grado ähnlich rund gehen, haben wir für diesen Newsletter über Jahre guten Stoff.
Dienstag, 11. März
Kein Schiff wird kommen: Die erste Runde im Bieterwettbewerb ging zu Ende, ohne dass sich ein Interessent fand, der die Schiffsverbindung von Grado nach Lignano und nach Triest übernehmen will. Wir erinnern uns: Der alten Chaos-Reederei wurde gekündigt, weil sie erst viele Jahre lang mit einem nicht seetüchtigen Schiff operierte und dann ein neues Schiff in Dienst stellte, das im Juni bei einer der allerersten Ausfahrten mit 80 Personen an Bord fast abgesoffen wäre. Ich habe in diesem Blog das Desaster einen Monat zuvor prophezeit – denn »Audace« (»Wagemut«) darf ein Schlachtschiff heißen, aber kein Ausflugsdampfer! Doch auf mich hört ja keiner.
Es wäre schade, wenn die Linie nicht zustande kommt, denn ein Tagesausflug per Boot vor allem nach Triest war bei vielen Urlaubern sehr beliebt. Jedenfalls immer dann, wenn das Schiff nicht in Seenot geriet. Thomas Soyer, Chef vom Consorzio Grado Turismo, ist besorgt und spricht von einem »entscheidenden Service« für die Attraktivität Grados. Auch viele Fahrradtouristen vom Alpe-Adria-Trail haben die Schiffslinie gern genutzt.
Zuständig für die maritime Verbindung ist nicht Grado, sondern der Verkehrsverbund von Gorizia. Denn der öffentliche Nahverkehr ist Provinz- und Regionenangelegenheit. Die Regierenden von Grado können also nichts dafür, dass da nichts vorwärts geht.
Mittwoch, 12. März
Die Drehbrücke am Ortseingang bekommt endlich einen Radweg. Oder vielleicht doch nicht? Baubeginn sollte schon im Oktober 2023 sein, aber es gab Schwierigkeiten. Im Oktober 2024 klappte es dann auch nicht, nun sollen die Arbeiten im April oder Mai beginnen, direkt zu Saisonbeginn. Inwiefern das den Zufluss der Touristen beeinträchtigt und ob der Verkehr wieder wechselweise angehalten wird, ist genau so unklar wie die Tatsache, ob die Arbeiten denn wirklich im April oder Mai beginnen werden. Wir lassen uns, wie so gern in Italien, einfach überraschen.
Wirklich überrascht sind alle jedenfalls vom Preis des Projekts: 3,6 Millionen Euro, um auf achtzig Metern Länge einen Radweg seitlich dranzuklatschen – fahren die Radler auf Carrara-Marmor, vor Regen geschützt von einem goldenen Baldachin?
Dann will ich lieber nicht wissen, was für Mini-MOSE für Beträge aufgerufen werden.
Donnerstag, 13. März
In unserer beliebten Reihe »Stadionbrötchen in Italien« stellen wir heute dieses Prachtexemplar vor, das beim Zweitligisten AS Bari über den Tresen gereicht wird.

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Ui, das ist ja ein Ding: Zwei Jahre nach Erscheinen steigt »Meine Bar in Italien« wieder in die Bestsellerlisten ein!

So etwas passiert wirklich selten. Ich danke euch allen!
Und ein besonders großes Dankeschön an die Buchhandlung Morawa in Graz am Eisernen Tor sowie an Kollege Gerald P., der dieses Foto gemacht hat:

Ich wünsche euch ein wunderbares Wochenende. Nächsten Freitag erzähle ich euch von meinem Podcast, der am 5. April erscheinen wird – pünktlich zu diesem Buch, auf das ich mich sehr freue.
Mehr Bilder aus Italien gibt es fast täglich auf Instagram (@buch_und_wein).
Zur vorletzten Wochenschau mit Pinos Geburtstag und dem bizarren Strandvorhaben geht es hier entlang.
Zur letzten Wochenschau mit dem umstrittenen Neubau direkt am Ufer geht es hier entlang.
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Die nächsten Lesungen
9. April: Zell am See, Buchhandlung Ellmauer, Infos & Reservierung: zell@ellmauer-buch.at
10. April: München, Buchhandlung Singer, Aperitivo & Geplauder im Garten, 16 Uhr
11. April: Klagenfurt, Buchhandlung Heyn
21. April (Ostermontag): Grado, Aperitivo mit dem Autor in der Enoteca Da Pino, 11 Uhr
9. Mai: Steyr, Galerie im Museum Arbeitswelt, 19 Uhr, Reservierung: info@hausarzt-steyr.at
13. Mai: Nürnberg, Deuerlein Wein Buch Caffè
14. Mai: Coburg, Buchhandlung Riemann
22. Mai: Sankt Veit, Buchhandlung Besold
23. & 24. Mai: Bad Radkersburg
26. Mai: Villach, Thalia
