Hier kommt der einzige Newsletter, der echte Spürnasen unter seinen Leserinnen hat! Denn Yvonne K. hat die Schaukel aus dem Buch »Italien – unsere Liebe« in Rimini entdeckt. Dabei hatte ich ja voreilig vermutet, dass es solche Schaukeln, möglicherweise wegen Sicherheitsbedenken, nicht mehr gibt.


Zwar mit neuer Lackierung, aber das müsste sie tatsächlich sein (beachtet auch die Dreiecke im Winkel). Stark!
Sonntag, 27. April
Der Fußballverein Gradese Calcio hat einen argentinischen Präsidenten und einen argentinischen Trainer. Klar, dass der Tod des argentinischen Papstes für große Bestürzung gesorgt hat. Die Idee des Präsidenten: Wir spielen zu Ehren des Papstes in den Farben Argentiniens.

Eine noble Geste, aber genützt hat es wenig: Die Gradeser haben nach zuletzt drei Siegen in Folge ganz pietätlos 1:3 auf die Mütze bekommen.
Montag, 28. April
Heute betrachten wir aus aktuellem Anlass ein typisch italienisches Phänomen, nämlich den posto fisso.
Wie ihr euch erinnert, wurden im letzten Jahr in Grado zwei Stellen für die vigili ausgeschrieben, die Gemeindepolizei. Auf die beiden freien Stellen meldeten sich 116 Bewerber. 116! Praktisch der halbe Ort.
Warum bloß? Es ist ein Job mit relativ geringem Verdienst, mit so gut wie keinen Aufstiegschancen. In Österreich oder Deutschland würde man jedem davon abraten. Aber es ist ein ganz sicherer Job ohne jeglichen Stress. Ab und zu ein Strafzettel für einen vorwitzig parkenden Touristen, hier und da eine freundliche Ermahnung an Einheimische, die in der Fußgängerzone Fahrrad fahren. Für die echten Straftaten sind die Polizia di Stato oder die Carabinieri zuständig. Als vigile radelt man auf einem weißlackierten Fahrrad pfeifend durch den Ort, hält hier und dort auf einen caffè und einen Plausch an, alle sind freundlich zu einem. Beim alljährlichen Hochwasser muss man die Straße zum Hafen sperren; viel dramatischer wird es nicht, und an einem durch Stress ausgelösten Herzkasper wird kein vigile eingehen.

Der erfolgreichste italienische Film aller Zeiten heißt »Quo Vado«, stammt aus dem Jahr 2016 und dreht sich, mit Checco Zalone in der Hauptrolle, um den posto fisso (im Deutschen heißt der Film kalauernd »Der Vollposten«). In der ersten Szene geht der Dorfpfarrer durch die Grundschulklasse und fragt die Kinder, was sie denn später mal werden wollen. Als der Pfarrer Klein-Checco fragt, antwortet der: »Ich will einen posto fisso, so wie du, Herr Pfarrer.«
»Fisso« heißt »fest«, genauer aber »unkündbar«, wofür in den letzten Jahrzehnten die einflussreichen Gewerkschaften und die lange starke kommunistische Partei mit zahlreichen Gesetzen gesorgt haben, denn um von einem posto fisso vertrieben zu werden, musst du schon deine Oma mit einem Klappspaten erschlagen. Das sorgt für ökonomische Lähmung, für eine schwerfällige Bürokratie, für eine generelle Trägheit beim Durchsetzen neuer Initiativen. Aber das sorgt auch dafür, dass viele Italiener mit einem zufriedenen Lächeln durchs Leben laufen.
Nun zum aktuellen Fall: Die Region Friaul-Julisch Venetien hat dreißig posti fissi zu vergeben, mit so atemberaubend vagen Jobbeschreibungen wie »Collaboratore amministrativo« oder »Specialista Turistico Culturale«. Wie viele Bewerber haben sich auf die dreißig Stellen gemeldet? 7500.
Dienstag, 29. April
Es geht nach wie vor hoch her im Politikum Stranddirektion. Denn dieser Posten ist nicht »fisso«, sondern auf drei Jahre begrenzt, und nun soll ein anderer die Stelle übernehmen, möglicherweise sogar einer vom Festland, was den Gradesern gar nicht schmeckt. »Wir brauchen keinen Touristen als Stranddirektor«, pestet ein Sprecher der Opposition, was ich sehr lustig finde. Die neue Ortsregierung hätte außerdem gern eine Frau. Die feierliche Stranderöffnung, eigentlich für den 1. Mai geplant, ist nun definitiv verschoben, was bedeutet, dass die Sache noch längst nicht ausgestanden ist. Also – der Strand eröffnet natürlich, alle Sonnenschirme stehen schon, aber es wird eine geräuschlose Eröffnung ohne das typische italienische Brimborium, ohne Bürgermeister in grünweißroter Schärpe, ohne Orchester und ohne salbungsvolle Reden der regionalen Würdenträger.
Mittwoch, 30. April
Letzte Woche habe ich euch die Schlagzeilen der Tageszeitungen zum Tod des Papstes gezeigt, nun ziehen die Wochenmagazine nach.

Donnerstag, 1. Mai
Zum Tag der Arbeit kommt hier eine kleine Presseschau.
Die Kleine Zeitung schickte diesen Newsletter herum, bei dem ich schwer errötet bin:

Also wirklich – danke! Hier geht es zu meiner Liebeserklärung an den Strand.
»Es gibt wohl keine passendere Lektüre für den Urlaub – oder um die Zeit bis dahin zu überbrücken«, schreibt Robb Report über mein Strandbuch. Hier geht es zur ausführlichen Rezension.
Und im Podcast »Was liest eigentlich… Stefan Maiwald?« rede ich über meine derzeitigen Lieblingsbücher und über das Leben am Strand – hier entlang.
Viel wichtiger: Folge 2 meines eigenen Podcasts erscheint schon morgen! Abonniert »Radio Adria« hier und verpasst keine Folge.
Und Bewegtbilder mitten aus dem italienischen Leben gibt es bei mir auf Instagram unter @buch_und_wein – dieses Mal unter anderem mit einer süditalienischen Kommunion (ja, es war üppig), und heute am Nachmittag gibt es erste Bilder vom Strandleben.
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Jetzt wünsche ich euch ein wunderbares Wochenende. Dank des Brückentages sehe ich bestimmt einige von euch.
Meine 53 Tipps für Grado stehen hier, und alle Neuerungen 2025 lest ihr hier. Beide Seiten aktualisiere ich ständig.
Und denkt an den Fotowettbewerb zu »Mein Leben am Strand«, es gibt zwei feine Buchpakete zu gewinnen. Einzelheiten stehen hier.

Ihr könnt mir die Fotos per Mail schicken (stefan.maiwald@golfmagazin.de oder radioadria@gmx.de), per Facebook (dort findet ihr mich unter meinem Namen), via Instagram (@buch_und_wein) oder dort selbst posten und mich markieren. Und: Der Wettbewerb geht über den ganzen Sommer.
Die nächsten Lesungen
9. Mai: Steyr, Galerie im Museum Arbeitswelt, 19 Uhr, Benefizveranstaltung zugunsten der Lebenshilfe-Behindertenbetreuung, Reservierung: info@hausarzt-steyr.at
13. Mai: Nürnberg, Deuerlein Wein Buch Caffè
14. Mai: Coburg, Buchhandlung Riemann
15. Mai: Salzburg, Buchhandlung Höllrigl
22. Mai: Sankt Veit, Buchhandlung Besold
23. & 24. Mai: Bad Radkersburg
26. Mai: Villach, Thalia
27. Mai: Judenburg, Morawa
28. Mai: Leoben, Morawa
