Hier kommt der einzige Newsletter, der endgültig in der Nebensaison angekommen ist! Denn die Pasticceria Dolce Isola neben der Hauptpost bietet wieder jeden Sonntag ab 15 Uhr die köstlichen ofenwarmen Krapfen an. (Im Italienischen konsequent krafffen ausgesprochen.)

Wir waren am Sonntag um 17 Uhr da – alle Krapfen waren schon weg. Aber: Man kann vorbestellen. Werden wir Sonntag tun.
Bevor wir in die Woche einsteigen, gibt es zwei neue vorweihnachtliche Lesetermine für Österreich.
3.12.: St. Veit, Buchhandlung Besold (Signierstunde 16-17 Uhr)
4.12.: Salzburg, Buchhandlung Höllrigl

Montag, 13. Oktober
Muss Grados Geschichte umgeschrieben werden? Darauf könnten Uferbefestigungen aus der Römerzeit hindeuten, die bei Arbeiten an Wasserrohren in der Nähe des Hafens gefunden wurden.
Denn wann Grado gegründet wurde, ist umstritten. Der Name Gradus (»Stufe« – aber auch »Anlegestelle«) könnte zwar auf einen römischen Hafen hindeuten, der im zweiten Jahrhundert vor Christus entstanden sein soll, und möglicherweise gab es seit dem Jahr 170 nach Christus sogar ein römisches Militärlager, doch bisher fehlten konkrete Beweise. Manche Archäologen gehen davon aus, dass Grado als echter Ort erst entstand, als Attila das Festland verwüstete und die Insel zwischen Lagune und Meer den Flüchtenden Schutz bot.
Warum sollten auch, so jene Experten, die Menschen zur Blüte des Römischen Reichs aus dem prächtigen Aquileia auf eine karge Insel ziehen, also aus einer großen Stadt mit allen erdenklichen Annehmlichkeiten, darunter fließendem Wasser und einer funktionierenden Kanalisation, auf einen windumtosten Flecken kilometerweit im Meer? Oder gab es schon damals Hippies und Aussteiger, die den »Stress der Zivilisation« hinter sich lassen wollten?
Doch die schon 2021 gefundenen Befestigungen deuten tatsächlich auf die Römerzeit hin und sollen teilweise aus dem ersten Jahrhundert stammen; das haben ganz aktuelle Studien der Universität Bologna gemeinsam mit Archäologen aus dem Friaul ergeben, Nun werden die Ausgrabungen intensiviert. Denn Hippies treiben keine Holzstämme in schlammigen Grund. Lag hier tatsächlich eine waschechte Römersiedlung samt Hafen? Wer sich die Karte Grados anschaut, der erkennt: Die Insel wäre ein idealer Vorposten, um die obere Adria zu kontrollieren und die damals wichtige Handelsroute von Aquileia nach Ravenna gegen Piraten aus Istrien und Dalmatien zu sichern. Was ebenfalls für eine frühe und bedeutsame Besiedlung spricht: Schon im vierten Jahrhundert wurden in Grado Kirchen errichtet, also Jahrzehnte vor den Angriffen der Hunnen im Hinterland.
Das ist hochinteressant – und hier schreibt jemand, der als Jugendlicher zu viel Indiana Jones gesehen hat und überall Geheimnisse vermutet –: Gibt es in Grado noch ganz viele Überreste und Schätze aus der Römerzeit zu entdecken?

Dafür nehmen wir auch die Baustelle in Hafennähe in Kauf, die viele Parkplätze wegnimmt. Denn unter ihr verbergen sich vielleicht wundersame archäologische Erkenntnisse.
Dienstag, 14. Oktober
Schöner Themensprung: Thomas Anders hat seinen Sommer mit »Mein Leben am Strand« verbracht, wie er der Bild am Sonntag erzählte.



Natürlich war ich nie ein Fan seiner Musik, aber ich mochte früher auch ABBA nie; inzwischen muss ich zugeben, dass da schon einige Weltklasse-Hits dabei waren. Wer weiß, ob nicht bald auch Modern Talking abgekultet wird. Und 120 Millionen verkaufte Platten sind ja beachtlich.
Mittwoch, 15. Oktober
Zurück in die profane Gegenwart: Das Enduro-Rennen am Strand von Pineta vom letzten Wochenende bleibt umstritten, und Leserin F. fasst es in einer hinreißenden Mail zusammen:
Wir haben vor fünf Jahren eine kleine Wohnung gekauft… im, ich sage das voller Liebe, »Retro-Chic-Pineta«. Wir haben die Gradeser in unser Herz geschlossen, sind mit offenen Armen empfangen worden und wissen das zu schätzen. Unser Garten in Pineta ist mehrfach im Jahr, oft auch an Ferragosto, ein Ort voller Liebe, Wein, Musik und Gesang, mit Nachbarn aus Österreich und England, mit Italienern und Gradesern, die wir »famiglia del cuore« nennen. Unsere Tür ist immer offen für jede und jeden – fast ein bisschen »hippiesk« – aber natürlich mit geschnittener Hecke 😉
Eigentlich würde ich jetzt nach einem morgendlichen Strandspaziergang oder am Meer entlang gehen und dann, wie es sich für einen »Pinetaner« 😉 gehört, bei Paolo in der Bar Royal einen Kaffee trinken. Danach gemütlich in unserem Garten sitzen und eines Ihrer Bücher lesen. Die ich, nebenbei bemerkt, sehr mag.
Aber nein, Strand und Spaziergang am Meer: Fehlanzeige, Kaffee bei Paolo quasi ausgeschlossen, es sei denn, man trägt einen starken Gehörschutz und am besten auch noch eine Wäscheklammer auf der Nase. Verstehen Sie mich nicht falsch, jedem sein Hobby.
Die Toleranz ist allerdings etwas eingeschränkt, wenn Motocrossfahrer mit ihren sehr lauten und stinkenden Bikes einen schon mal sehr sportlichen Schlenker auf die Promenade machen, sodass man als Fußgänger oder Radfahrer aufpassen muss, ihnen nicht in die Quere zu kommen. Die Viale dell‘Orione wird als Verlängerung der Rennstrecke zu benutzt, und dahinter das halbe Wäldchen zwischen der Via Monfalcone und dem Meer durchpflügt.
In Pineta wohnen auch einige ältere Personen, die nicht mal eben zur Seite springen können, wenn die coolen, voller Testosteron gesteuerten Motocrosser die nicht abgesperrte Straße viel zu schnell entlang düsen. Abgesehen davon fährt die überwiegende Zahl der Bikes ohne Straßenzulassung zwischen den anderen Verkehrsteilnehmern.
Da kommen schon Fragen auf, oder?
Warum machen wir in Grado an Silvester kein Feuerwerk mehr, sondern aus Umweltschutzgründen eine Drohnen-Show, aber lassen diesen Motocross-Wahnsinn zu?
Wo ist denn jetzt eigentlich der Mehrwert dieser ganzen Veranstaltung? Wäre es nicht angemessen, diese auf den bereits dafür angelegten Strecken durchzuführen?
Die Restaurants sind nicht voller als sonst um diese Zeit, da man ja lieber unter sich bleibt.
Die Hotels nicht voller, weil man ja zu größten Teil mit VW-Bussen oder Wohnmobilen anreist.
Ehrlich gesagt, die einzigen »Gewinner«, die mir vielleicht einfallen, sind die Tankwarte – wenn überhaupt.
Herzliche Grüße aus Pineta, F.


Alles komplett richtig beobachtet, liebe F. Ich kann auch nur den Kopf schütteln. Nichts gegen Motorsport, aber doch nicht am Strand! Einwurf meinerseits: Meines Wissens wohnt keiner der in Grado Verantwortlichen in Pineta. Daher bekommen er oder sie den Quatsch gar nicht so recht mit, der dort zweimal im Jahr passiert.
Donnerstag, 16. Oktober
Aus dem Nebenprojekt wird gerade was Großes: 30.000 gehörte Folgen nach nur einem halben Jahr, irre. Danke an alle, die schon dabei sind.

Seit Neuestem gibt es im Podcast einen Fragebogen, den in jeder Ausgabe ein anderer Gast beantwortet. Einige Leserinnen und Leser haben mir geschrieben, dass sie aus den Fragen ein Gesellschaftsspiel gemacht haben oder sich damit auf der Fahrt in den Urlaub die Zeit vertreiben. Hier kommen die Fragen.
1 Deine Lieblingspasta?
2 Deine italienische Lieblingsstadt?
3 Dein italienischer Lieblingsurlaubsort?
4 Gibt es ein italienisches Gericht, das du nicht so gern magst?
5 Deine erste Erinnerung an Italien?
6 Wenn du zuhause bist: Was gehört für dich zu einem italienischen Abend?
7 Was vermisst du daheim am meisten von Italien?
8 Was machst du immer als Erstes, wenn du zurück in Italien bist?
9 Bei welchem italienischen Song singst oder summst du sofort mit?
10 Bestes Buch über Italien?
11 Welche kulinarische Sünde hast du in Italien schon mal begangen?
12 Gibt es eine Begegnung oder eine Szene mit Italienern, die dir besonders in Erinnerung geblieben ist?
13 Italien kann auch chaotisch sein. Welche verrückte, unglaubliche, haarsträubende Situation hast du schon erlebt?
14 Das perfekte Getränk zum abendlichen Blick aufs Meer?
15 Dein Geheimtipp an der Adriaküste? (Hotel, Restaurant, Bar, Museum, Aussichtspunkt…)
16 Mit welcher Italienerin oder welchem Italiener aus der Gegenwart oder Vergangenheit würdest du gerne mal einen Kaffee trinken gehen?
17 Welcher Ort in Italien fehlt dir noch und steht ganz oben auf deiner Wunschliste?
18 Dein Italien in drei Worten?
Wer neugierig geworden ist – hört doch mal rein, zum Beispiel hier, aber auch auf Spotify, Apple Podcasts oder RTL+. Natürlich überall kostenlos.
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Und jetzt wünsche ich euch ein wunderbares Wochenende!
Alles über meine Bücher lest ihr hier. Alle weg ist in Österreich von 0 auf 5 eingestiegen und steht auch in der zweiten Woche dort, klasse.

Die letzte Wochenschau mit der Häppchenjagd in Grado lest ihr hier.
Die Wochenschau mit den faszinierenden Fotos von Grado aus dem Jahr 1909 lest ihr hier.
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Die Podcast-Übersicht
Wer kurz reinhören will oder was Bestimmtes sucht: Hier kommt eine kleine Übersicht der letzten Folgen meines Podcasts Radio Adria.
In Folge 12 hört ihr von der Polizei gegen spielende Kinder und von einem gestohlenen Rad, das bis nach New York Wellen schlägt. Außerdem ist Genussexpertin Silvia Trippolt zu Gast.
Folge 11 erzählt, warum ein Radfahrer einst das ganze Land rettete und was das »Schwarze Trikot« bedeutet.
Folge 10 dreht sich ums Essen und Trinken, um umkippende Gondeln in Venedig und Overtourism an den Stränden.
In Folge 9 reden wir über das italienische Glück, über zwei kulinarische Skandale (einmal ist Grado im Mittelpunkt), über das größte Bauprojekt in der Geschichte Italiens und was Ferrari so alles fürs Image tut.
Folge 8 dreht sich um den italienischen Aberglauben und einen radikalen Vorschlag, um Venedig zu retten.
In Folge 7 dreht es sich um den perfekten Kaffee und das teuerste Kunstwerk Venedigs.
In Folge 6 betrachten wir das Leben der Fischer und geben Tipps für den Wohnungskauf in Italien.
