Ständig aktualisierter Absatz: Das Hochwasser ist zurück, und wie. Vor ein paar Stunden, in der Nacht von Donnerstag auf Freitag, hat uns ein neues acqua alta erwischt – Glück im Unglück, dass der Höchststand gegen 1.30 Uhr eintrat. Aktuelle Bilder weiter unten.

Wir leben also seit zehn Tagen mit hohen Pegelständen, und seit gestern ist beinahe die ganze Region in einem Quasi-Lockdown: Alle Schulen, viele Behörden und Museen sind geschlossen, von unnötigen Reisen wird dringend abgeraten. Das Problem ist unter anderem der außergewöhnlich heftige Wind, auch sind die Flüsse im Inland mächtig angeschwollen. Bis Montag (6.11.) soll die Situation kritisch bleiben, wenngleich der Lockdown am heutigen Freitag (3.11.) am Abend enden soll. Das Bizarre: Es herrscht trotz der Turbulenzen durchgängig T-Shirt-Wetter. Die Temperaturen sind für die Jahreszeit außergewöhnlich hoch.
Der nächste Höchststand wird heute (Freitag) am Mittag erwartet.
AKTUELL (Freitag, 3.11., 15 Uhr): Heute Mittag trat das Wasser wieder über die Ufer, aber nicht mehr so schlimm wie in der letzten Woche:

Dafür drückt der Scirocco nach wie vor heftig:

Und dann kommt auch noch die Sonne raus:

Ich aktualisiere ständig; falls es heftig werden soll, lest ihr auf dieser Seite mehr.

Jetzt aber zurück zu unserem Wohlfühl-Blog.
Hier kommt der einzige Newsletter, der ausnahmsweise mit Grado ordentlich schimpfen muss! Ist ja auch ab und zu mal nötig. Außerdem stehen weiter unten meine Lesetermine im Dezember – vielleicht ist eure Stadt dabei, kommt vorbei, ich freue mich.
Vorab: Diese Zeilen schreibe ich in der Enoteca da Pino, links und rechts von mir sitzen Athletinnen und Athleten in ihrer bunten, hautengen Sportkleidung, denn gleich geht der Mytho-Marathon los. Ganz neidlos muss ich sagen: was für fitte, hübsche Menschen. Vielleicht sollte ich meine Ausdauersport-Aversion noch einmal überdenken.
Aber nun pfeifen sie sich ihre Energie-Gels rein und legen Nasenpflaster an, und schon wirken sie nicht mehr ganz so hübsch.

Dass dieses Extremsport-Event vom Prosecco-Konsortium gesponsort wird, ist allerdings wieder sehr sympathisch.
Samstag, 28. Oktober
Kommen wir zum Schimpfen. Denn die Behörden in Grado haben beim Hochwasser vom letzten Freitag (27.10.) spektakulär versagt. (Fotos gibt es im letzten Newsletter, Videos auf Instagram unter @buch_und_wein im Story-Ordner »Hochwasser«). Als erstes blieben die Schulen am Freitag offen, die Schulbusse konnten die Schulen aber nicht mehr erreichen. Also ließen die Busfahrer die Kinder einfach an den Absperrungen raus, woraufhin diese sich ihren Weg durch das acqua alta bahnen mussten, teilweise ohne Gummistiefel. Die Eltern waren stinksauer. Unser Commissario verteidigt sich: »Ich wollte die Schulen ja schließen, aber die Experten haben gesagt, das sei nicht nötig.« Was für ein Politiker-Sprech. Der extreme Pegelstand von 1,66 Metern über dem normalen Hochwasser war seit einer Woche fast auf den Zentimeter genau vorhergesagt worden.
Um zu zeigen, dass er doch entschlossen handeln kann, ließ Herr Viola die Schulen dann am Samstag und auch noch am Dienstag schließen – als bei strahlendem Sonnenschein nur ein paar Pfützen übertraten.
Es kommt aber noch besser. Denn auch der Straßendamm zwischen Aquileia und Grado wurde am Freitag gesperrt, und zwar vom Morgen bis in den späten Nachmittag. Und: Eine Umleitung war nicht ausgeschildert! Wir Grado-Checker wissen ja, dass man auch hintenrum über Fiumicello die Insel erreicht. Aber ausgerechnet an diesem Wochenende kamen ganz viele Ortsfremde, etwa für das Musikfestival und für den Marathon. Und natürlich ist nicht jeder Urlauber so vertraut mit Grado wie die meisten, die hier mitlesen. Die Behörden hatten auch hier eine volle Woche Zeit gehabt, sich auf diesen Fall vorzubereiten, die Schilder parat zu halten und die Umleitung vernünftig auszuschildern. Das geschah nicht.
Sonntag, 29. Oktober
Zwei Drittel des Sandes am Hauptstrand, berichtet der Piccolo, seien vom Hochwasser fortgespült worden, angeblich etwa 30.000, vielleicht sogar bis zu 60.000 Kubikmeter. Von »20 Meter Strand«, die fehlen, spricht der Betreiber eines Beach Clubs in Pineta (die vier Beach Clubs am alten Strand wurden dagegen verschont). Na, ich weiß nicht. Klingt ein bisschen dramatisch, so schlimm sieht es eigentlich nicht aus. Aber das ist eine alte Regel, wie mir ein Hotelier bei Pino erklärt: Ein bisschen Aufbausche gehört dazu, um die Geldtöpfe der Region anzuzapfen.

Montag, 30. Oktober
Heute gab es ein Treffen in der Region mit Vertretern aller Gemeinden, die vom Hochwasser betroffen waren – es hat ja nicht nur Grado erwischt, sondern auch Triest und die vielen Strände dazwischen. Man diskutierte sogar über eine Barriere, aber diese Idee kann gar nicht funktionieren: Während Venedigs Altstadt von mehreren vorgelagerten Landzungen geschützt ist, deren relativ schmale Durchlässe sich tatsächlich mit dem MOSE-Wall verschließen lassen (aber auch das kostete Milliarden und Abermilliarden von Bau- und Schmiergeldern), müsste eine Hochwasserbarriere für den Golf von Triest bis Grado Hunderte Kilometer lang sein.
Und die ersten Zahlen kursieren: Die Schäden durch das Hochwasser belaufen sich allein in Grado auf angeblich zwei Millionen Euro.
Dienstag, 31. Oktober
Oft ist das Wetter in Grado besser als die Vorhersage. In seltenen Fällen aber auch nicht. Letzte Woche wurde uns für diese Woche der Hochsommer mit Temperaturen um 30 Grad versprochen. Am Wochenende dann ruderten die Wetter-Apps zurück: nur noch 20 Grad, aber trocken. Doch dann saßen wir unter einem heftigen Regenband, während es an vielen anderen Regionen Italiens tatsächlich sommerlich war. Immerhin: Heute am Abend, pünktlich zu den Halloween-Umzügen der Kinder, hat es aufgeklart, und morgen bahnt sich endlich ein sonniger Tag an.

Das Fest wird in Grado von Jahr zu Jahr größer, und solange die Kinder ihren Spaß haben, habe ich überhaupt nichts dagegen.
Schade, dass für viele der Kurzurlaub schon endet.
Mittwoch, 1. November
Apropos Rückfahrt aus dem Urlaub: Das Hörbuch von »Meine Bar in Italien« gehört im Winter ins Auto wie der Eiskratzer und wärmt euch besser als jede Standheizung. Hört doch mal rein: Hier geht es zur Hörprobe.
Und: Seit heute ist das jährlich erscheinende »Golf & Travel« am Kiosk erhältlich, ein von mir zusammengestelltes Sonderheft, das die faszinierendsten Anekdoten und kuriosesten Erlebnisse unserer Golfreisen enthält. Lohnt sich – versprochen.

Und wer sein Italienisch schärfen will: In der »Gazzetta del Mezzogiorno«, der Tageszeitung Apuliens, ist ein Interview mit mir erschienen, in dem es um unsere Luna geht. Mit vielen Fotos! Hier entlang.

Aber zurück zum Hochwasser: Morgen und übermorgen bleiben die Schulen in der gesamten Region geschlossen – das wurde heute Abend von der Regionalregierung bekannt gegeben. Dabei soll das Hochwasser an der Küste gar nicht mal so schlimm werden, größere Sorgen macht der Isonzo-Fluss, der im Hinterland über die Ufer steigen soll. Ich halte euch hier auf dem Laufenden: Wenn es in Grado erneut dramatisch werden sollte, aktualisiere ich oben diesen Beitrag. Wenn nicht, erfahrt ihr alles nächsten Freitag.
Donnerstag, 2. November
Hier kommen die Termine meiner Welttournee im Dezember 2023 – der Eintritt ist überall frei, Anmeldungen sind bis auf Bayreuth nicht erforderlich.
Coburg, Samstag, 2. Dezember, 18-20 Uhr: Aperitivo & Signierstunde in der Buchhandlung Riemann, https://shop.riemann.de/shop
München, Montag, 4. Dezember, 17-18 Uhr: Aperitivo & Signierstunde in der Buchhandlung Singer, www.buchhandlung-singer.de
Dinkelsbühl, Mittwoch, 6. Dezember, 17.30-19.30 Uhr: Aperitivo & Signierstunde in der Buchhandlung Leseland, www.leseland.org
Bayreuth, Donnerstag, 7. Dezember, 18-19 Uhr: Italienischer Barabend in der Buchhandlung Breuer & Sohn, www.breuerundsohn.de
Wolfenbüttel: Samstag, 9. Dezember, 12-14 Uhr: Aperitivo & Signierstunde bei Bücher Behr, www.buecherbehr.de
Spittal (Österreich), Donnerstag, 14. Dezember, 10-12 Uhr: Aperitivo & Signierstunde in der Buchhandlung Nest, https://nest.buchkatalog.at
Hier noch mal die plakative Übersicht:

Natürlich geht es viel um Italien, und ich bringe italienischen Wein und weihnachtliche dolci mit. Aber vor allem geht es um dieses Buch, Teil 1 meiner Familiensaga:

Es erscheint am 4. Dezember, vorbestellen könnt ihr es in jeder Buchhandlung oder hier.
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Euch allen ein angenehmes Wochenende, bis nächsten Freitag!
Zur letzten »Mediterranen Wochenschau« live aus dem (ersten) Hochwasser geht es hier entlang.
Zurück zur Startseite? Bitteschön.
Auf Instagram findet ihr mich unter @buch_und_wein.
Und weil ich zwei Teenager-Töchter habe, bin ich jetzt auch auf TikTok (ich kann es selbst kaum glauben). Ihr findet mich unter stefan.maiwald, und gestern habe ich mein allererstes Video geteilt. Keine Angst, ich tanze nicht zu meinen Texten.
[…] Zur letzten »Mediterranen Wochenschau« live aus dem (zweiten) Hochwasser geht es hier entlang. […]
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