Vom Kickboxen bis zum Regenbogen, vom Führerschein bis Netflix: Mediterrane Wochenschau CXCII

Hier kommt der einzige Newsletter, der euch darum bittet, in Grado und Umgebung etwas aufmerksamer zu fahren. Meine Tochter hat gerade Fahrstunden, und ich mache mir ein bisschen Sorgen. Wahrscheinlich, weil ich selbst weiß, wie es war, als blutiger Fahranfänger (in einem Autobianchi A112) durch Norddeutschland zu wackeln. Aber vor allem, weil die Fahrlehrerin eine ehemalige professionelle Rallyefahrerin ist. Wenn ihr je zwischen Aquileia und Grado von einem hochgetunten Golf so heftig überholt werdet, dass eure Karosserie wackelt – das war sie.

Der A112. Sogar in Grado waren wir damit, mein Kumpel Christoph und ich. Aus Braunschweig (1100 Kilometer). Wenn es länger bergauf ging, überholten uns empört hupende LKW, aber wir konnten einfach nicht schneller.

Montag, 11. März

Noch kurz zum Thema Inter Mailand, mit dessen Team ich mich letzte Woche beinahe zu Wohlstand geträumt hätte.

Wären diese drei zum AC Mailand statt zu Inter Mailand gewechselt, säße ich jetzt auf einem goldenen Thron, und meine italienische Familie (alles knallharte milanisti, keine interisti) würde auf Knien vor mir herrutschen. Aber die drei entschieden sich für Inter, und ich habe nach wie vor nicht viel zu melden.

Dienstag, 12. März

Reden wir über die Politik. Die Region gibt nämlich touristisch einen neuen Schwerpunkt vor: Neue Gäste sollen vor allem aus Skandinavien nach Grado und Lignano gelockt werden. Dazu wird in jenen Ländern beispielsweise ordentlich Werbung geschaltet, auch auf den dortigen Reisemessen lässt man sich sehen. Damit wollen die Verantwortlichen kaufkräftige Kundschaft an die obere Adria locken und den sogenannten Billigtourismus zurückdrängen – also Menschen, die ungezwungen mit freiem Oberkörper oder Bikini durch die Fußgängerzone flanieren. Nun mögen Skandinavier über ordentlich Geld verfügen, aber ich gebe zu bedenken: Der Herr, der sich im letzten Sommer im Restaurant Santa Lucia zugleich eine Thunfisch-Zwiebel-Pizza und Spaghetti carbonara bestellte, dann die Pasta über die Pizza kippte und alles zusammen mit Hingabe verschlang, war ein Schwede.

Und wo wir gerade bei der Politik sind: Es gibt immer noch keinen Bürgermeisterkandidaten von »rechts«, und in drei Monaten sind ja schon Wahlen. Da glüht es gerade in den Hinterzimmern von Pinos Bar. Ich berichte nächste Woche!

Mittwoch, 13. März

Ihr Lieben, wir sind hier ja eine famiglia, deswegen können wir auch vertraut voneinander erzählen. Ich war in den letzten Monaten wie verrückt im neuen Gym, eine alte Leidenschaft von mir (seit meinem 15. Lebensjahr, wo ich in Braunschweig in ziemlich obskuren Kreisen Kickboxen und Kraftsport betrieb – erzähle ich euch bald mal). Meine geliebten Spaziergänge am Strand habe ich deswegen vernachlässigt. Und kaum gehe ich nach acht Wochen zum ersten Mal wieder flanieren, sehe ich das hier.

Ist doch ein Zeichen von oben, oder? Ab jetzt wird wieder flaniert, wir sehen uns.

Donnerstag, 14. März

Heute ist der offizielle Erscheinungstermin der Spaghetti-vongole-Tagebücher! Ihr habt ja Extrapost von mir bekommen, und da steht alles drin, was ihr wissen müsst. Nächste Woche zeige ich euch ein paar Fotos meiner kulinarischen Abenteuer. Wird ein lustiges Album, versprochen.

Es ist angerichtet, ihr könnt kommen.

Aber diesen Satz will ich auf meinem Grabstein haben (auch wenn hoffentlich noch Zeit dafür ist):

Freitag, 15. März

Warum liest du nicht mal bei uns in X? Warum kommst du nicht mal in die Stadt Y? Ich erhalte derzeit viele Mails dieser Art, die mich sehr freuen. Manche glauben, als Autor müsse ich ja nur mit einem Buch unterm Arm irgendwo auftauchen, aber so eine Lesung ist organisatorisch immer etwas tricky: Räumlichkeit, Bestuhlung, Mikrofon und Akustik, mögliche Einschränkungen im laufenden Geschäft, Abstellung von Personal, aufwendige Pressearbeit vorab, Hotelzimmer und eine warme Mahlzeit für den Autor… Viele Buchhandlungen machen da gar nicht mit oder können es aufgrund der Räumlichkeiten oder wegen Personalmangel nicht.

Ich würde gern alle Städte in Österreich und Deutschland beehren, aber zwischendurch muss ich ja auch noch Bücher und Artikel und diesen Newsletter schreiben und meine Familie umsorgen. Daher sind Lese-Tourneen (die aktuellen Termine stehen im Spaghetti-Newsletter) immer kurz und knackig, eine Woche am Stück höchstens. Aber ihr habt ja meine Bücher, diesen Newsletter und Grado – dort findet ihr mich eigentlich immer. Ostersamstag bin ich zum Beispiel ab 11 Uhr am Vormittag bei Pino und freue mich über jeden Besuch.

Noch ein wichtiger Hinweis: Ich habe kaum Bücher hier (außer die Exemplare fürs eigene Regal), wenn ihr also für ein signiertes Exemplar auf Nummer sicher gehen wollt, kauft es vorher in Österreich oder Deutschland und nehmt es mit. Hier in Grado gibt es einige Verkaufsstellen, zum Beispiel Thomann neben dem A&O-Supermarkt, aber der Vorrat ist äußerst schwankend.

Genießt das Wochenende, verwöhnt euch mit Pasta und Wein und freut euch auf Italien. Bis nächsten Freitag!

Auf Instagram findet ihr mich unter @buch_und_wein, schaut vorbei. In der Story poste ich jeden Tag eine Kleinigkeit aus Grado (oder von dort, wo ich gerade unterwegs bin).

Alle Neuigkeiten in Grado 2024? Hier entlang. auch mit allen aktuellen Informationen, die ihr über den Venedig-Eintritt wissen müsst.

Alles über meine Bücher: Bitteschön.

Die »Mediterrane Wochenschau« von letzter Woche mit meinem Versuch als Nostradamus lest ihr hier.

Appetit auf Spaghetti vongole? Hier entlang.

Falls ihr den Newsletter per Mail bekommen habt, könnt ihr ihn gern an italophile Menschen weiterleiten. Aber nur an die netten!

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