Grado ohne Ganoven und ohne Papst, Genuss beim Fußball: Mediterrane Wochenschau CCIII

Hier kommt der einzige Newsletter, der sich in dieser Woche ganz besonders geborgen fühlt! Denn die Ärztetage haben begonnen, und ich fühle mich auf unserer kleinen Lieblingsinsel gleich noch ein wenig sicherer – denn ganz egal, ob du dich verschluckst, auf dem Gehsteig stolperst oder dir sonstwie blümerant wird: Sofort beugt sich ein halbes Dutzend Fachleute über dich.

Warum Grado überhaupt so sicher ist (es gibt kaum Kriminaldelikte wie Wohnungseinbrüche oder gar Raubüberfälle)? Mein Carabiniere-Kumpel hat es mir erklärt: Für professionelle Diebesbanden sind Fluchtwege entscheidend; je mehr, desto besser. Und da hat Grado mit seinem verträumten Deich aus Ganovensicht verflixt wenig zu bieten.

Für eure Sicherheit im Einsatz.

Dazu kommt die soziale Kontrolle: Auf der Insel kennt jeder jeden, und ein komisch geparktes Auto oder eine fremde Gestalt in einem vertrauten Hauseingang fällt schneller auf als in einer großen Stadt. Diese soziale Kontrolle – und das ist noch eine Besonderheit Grados – ist auch in der Nacht aktiv, wenn die Fischer zu ihren Booten am Hafen gehen oder von ihnen heimkommen.

Ein kurzer Einwurf, bevor wir uns endlich nach Grado begeben: Immer noch kletternd, danke euch allen!

Und als Letztes – nicht, dass ihr euch wundert: Am Montag oder Dienstag bekommt ihr eine Extrapost aus Grado in die Mailbox. Mit heißen News und zauberhaften Fotos, freut euch drauf!

Montag, 27. Mai

Wie berichtet, wird ein Einsatzzug der Feuerwehr im Juli und August permanent in Grado vor Ort sein. Nun fordern die hiesigen Politiker eine ganzjährig besetzte Kaserne. Und: Es wird 2025 in Grado das »Welttreffen der Feuerwehren« geben! Feuerwehren aus Dutzenden Nationen wollen ihr Können zeigen – wie genau man sich das vorzustellen hat, weiß ich aber auch nicht. Gibt es ein Wettlöschen kniffliger Großbrände?

Dienstag, 28. Mai

»Wer Visionen hat, sollte zum Arzt gehen«, sagte der deutsche Bundeskanzler Helmut Schmidt einmal, und der Spruch hat was. Aber beim ersten Zusammentreffen der drei Spitzenkandidaten für den Bürgermeisterposten im Hotel Astoria hätte ich mir doch Antworten auf Fragen gewünscht, was mit Grado in den nächsten Jahren passieren soll – etwa mit den Bauvorhaben, mit den Geschäften in der Fußgängerzone, mit der Entwicklung des Tourismus generell oder mit Events, um den Ort auch in der Nebensaison attraktiv zu machen.

Ich war selbst nicht vor Ort, sondern auf Lesereise bei euch, deswegen halte ich mich mit einer ausführlichen Bewertung zurück und warte, bis Pino und seine Bande mich informieren. Doch was war, laut Il Piccolo, ein heiß diskutiertes Thema? Haltet euch fest: Die Zufahrtszeiten der Lieferwagen in die Fußgängerzone. Oje, da hätte sich selbst Helmut Schmidt ein paar mehr Visionäre gewünscht. 

Mittwoch, 29. Mai

In der Lagune von Grado können wir ein neues Kunstobjekt bewundern. Auf der Insel Mota Scafon, die auch das Pasolini-Museum beherbergt (hier hat er einige Szenen von »Medea« mit Maria Callas gedreht) wurden zwei Sonnenuhren installiert, die ersten überhaupt in der Lagune. Eine zeigt die sogenannte »venezianische Zeit«, bei der die 24. Stunde mit dem Sonnenuntergang zusammenfällt, und eine zeigt die »habsburgische Zeit« mit der 24 zu Mitternacht, wie es heute üblich ist. Nicht, dass eine Sonnenuhr die Nachtzeit anzeigen kann, aber die Ziffern sind entsprechend angeordnet.

Die venezianische Zeit zeigte an, wann der Tag für die Fischer und Bauern endete – nämlich dann, wenn es kein Tageslicht mehr gab. Moderne Schlafforscher behaupten ja, das wäre gar kein so schlechtes Konzept. Aber was gibt es Schöneres als eine Pasta und ein Weißwein in der warmen, abendlichen Dunkelheit eines Sommers? Ich freue mich jetzt schon drauf.

Donnerstag, 30. Mai

Der Papst kann uns nicht erschüttern. Wir erinnern uns: Papst Franziskus kommt nach Triest – ausgerechnet am 7. Juli, jenem Tag, an dem das Perdón di Barbana stattfindet, die Schiffsprozession durch die Lagune, die seit Jahrhunderten Tradition hat und sogar als eine der ältesten Prozessionen Italiens gilt.

Immer wieder schön. (Foto: Gianluca Baronchelli.)

Es wurde überlegt, das Perdón zu verschieben, doch jetzt steht fest: Es findet wie gehabt am ersten Julisonntag statt, Papst hin oder her. Gut so! Manche Gradeser träumen allerdings von einem Überraschungsbesuch des Pontifex Maximus. (»Oberster Brückenbauer« – ohnehin eine der coolsten herrschaftlichen Anreden.) Schauen wir mal.

Apropos Triest: Hier stehen ein paar Tipps zu dieser wunderbaren Stadt.

Ein Fundstück aus dem Netz: Der AS Bari ist kein erstklassiger Fußballverein und wäre in dieser Saison sogar beinahe aus der zweiten Liga abgestiegen. Doch die Stadionbrötchen sind weltklasse.

So ein Verein gehört in die erste Liga! (Gefunden bei Away Day Tours.)

Euch allen ein wunderbares Wochenende, genießt die Zeit. Nächste Woche kommen ein paar Fotos von meiner Lesereise.

Wenn euch Spaghetti vongole fehlen, dann rasch hier entlang, Band 2 der Familiensaga gibt es hier. Und in einer Woche erwartet euch das.

Auf Instagram findet ihr mich unter @buch_und_wein, schaut vorbei. In der Story poste ich jeden Tag eine Kleinigkeit aus Grado (oder von dort, wo ich gerade unterwegs bin).

Die Mediterrane Wochenschau von letzter Woche und warum sich niemand für Pizza Hawaii schämen muss lest ihr hier.

Freut euch auf die Extrapost Anfang nächster Woche!

Zurück zur Startseite mit allen Wochenschauen? Hier entlang.

Die Lesetermine
19. Juni: St. Veit, Buchhandlung Besold
21. Juni: Aperitivo mit dem Autor, Grado, Al Faro, 11 Uhr (weitere Termine gebe ich hier kurzfristig bekannt)
19. September: Westerwälder Literaturtage, Birkenhof-Brennerei, Nistertal
20. September: Bremen, Buchhandlung Lesumer Lesezeit
21. September: Osnabrück, Altstädter Bücherstuben
27. September: Klagenfurt, Buchhandlung Heyn

Ein Kommentar

Kommentare sind geschlossen.