Der fast vergessene Kriminalfall, die Wahlen und Pizza im Bett: Mediterrane Wochenschau CCIV

Hier kommt der einzige Newsletter mit einer Sondersendung »Aktenzeichen XY – ungelöst« aus Grado! Denn ich wurde gleich auf zwei Lesungen gefragt: »Was ist denn nun mit der Leiche? Und: »Hat man die Leiche gefunden?« 

Erinnern wir uns: Im Spätsommer 2023 behauptete eine österreichische Tretbootfahrerin ganz aufgeregt, sie habe eine Leiche im Wasser treiben sehen. Daraufhin wurde Großalarm ausgelöst, Boote der Küstenwache brausten heran, und ein Hubschrauber kreiste eine halbe Stunde lang ganz tief über dem Strand und dem Wasser, zur großen Freude aller Kinder – aber machen wir uns nichts vor, bei so einem Hubschrauber schauen auch die Erwachsenen fasziniert nach oben. Das Ergebnis: offenbar ein Fehlalarm. Auch eine Anfrage bei Interpol ergab keine verschwundene oder vermisste Person an der oberen Adria. 

Mein Carabiniere-Kumpel (der uns schon im letzten Newsletter aufklärte, warum es in Grado so wenig Kriminalität gibt) vermutet, dass es sich, sofern die Dame bei Sinnen war, möglicherweise um ein großes Säugetier gehandelt haben könnte, entweder um ein Rind oder um ein Wildschwein. In Istrien gibt es eine große Rinderzucht direkt an der Adria, und schon einmal musste die Wasserschutzpolizei von Grado eine tote Kuh aus dem Wasser bergen, die von der Strömung hierher getrieben wurde. Und Wildschweine kommen in der Lagune häufig vor; sie sind ausgezeichnete Schwimmer und bewegen sich von Inselchen zu Inselchen.

Aber auch ein tierischer Leichnam wäre im flachen Adriawasser gefunden worden und hätte sich nicht in Luft aufgelöst. Vielleicht war es ja doch nur die Hitze und ein Aperol Spritz zu viel an der Strandbar. Auch das Tretbootfahren, übrigens ganz sicher die meistüberschätzte Tätigkeit eines Sommerurlaubs (man muss es halt einmal für die Kinder tun), kann wegen des vielen Strampelns schwindlig machen.

Sonntag, 2. Juni

Festa della Repubblica! Und Grado fährt wie immer ganz groß auf, mit Kapelle, Honoratioren in Trikolore-Schärpe und dröhnenden Glocken.

Am 2. Juni 1946 entschieden sich die Italiener nämlich mit 13 Millionen zu 11 Millionen Stimmen für die Abschaffung der Monarchie und die Einführung der Republik. 

Erstmals durften damals auch die Italienerinnen abstimmen. Apropos Abstimmung: Hier sind die drei Kandidaten zur Bürgermeisterwahl am Wochenende.

Und das sind alle Namen aus Grado, die in den Listen der drei Bürgermeister-Kandidaten stehen.

Wer auf der richtigen Liste steht und viele Stimmen bekommt, kann sich Hoffnung auf das Amt des Vizebürgermeisters machen, oder er wird zum Assessor ernannt.

Als ich neulich geschrieben hatte, dass sich der halbe Ort im Wahlkampf befindet, habe ich vielleicht übertrieben. Aber nur ein bisschen. Praktisch jeder hat einen Familienangehörigen auf einer der Listen.

In der nächsten Mediterranen Wochenschau bekommt ihr eine ausführliche Wahlanalyse. Nicht von mir, sondern von Pino.

Montag, 3. Juni

Auf Lesereise: So sieht das glamouröse Leben des feinen Herrn Autors aus. Die Veranstaltungen enden immer gegen 22 Uhr, wenn alle Restaurants geschlossen haben.

Pizza im Bett statt Champagner an der Bar.

Dienstag, 4. Juni

Ihr habt es bestimmt schon mitbekommen: Heute ist mein neues Buch erschienen. Es vereint Essays (von mir), Rezepte (nicht von mir) und atemberaubende Fotos der besten Fotografen. Hier steht mehr. Träumt euch nach Italien!

In Pinos Bar fühlt sich das Buch besonders wohl.

Es soll euch das Gefühl vermitteln, wieder zum ersten Mal Italien zu entdecken. Und, klar, es wird wieder einen Fotowettbewerb geben.

Bei Adriano, dem Fischhändler.
Bei Laura und Christian am Strandkiosk Al Faro.

Für die Sieger gibt es eine Magnum-Flasche des großartigen Prosecco-Winzers Roccat sowie ein signiertes Buch.

Mittwoch, 5. Juni

Manchmal geht die sprachliche Präzision auch bei Profis verloren. Ein Leser fragte mich, warum ich vom »Deich« zwischen Aquileia und Grado spräche. Wäre »Damm« nicht treffender? Ja, »Damm« ist besser, denn ein Deich dient in erster Linie dem Hochwasserschutz, ein Damm hat aber – auch – die Bedeutung einer Aufschüttung (etwa »Bahndamm«), und der »Hindenburgdamm« verbindet Sylt mit dem Festland. Die Leute aus Grado und Aquileia benennen die Verbindung schlicht »lo Stradone« – »die große Straße«.

Donnerstag, 6. Juni

Dieses Bild hat mir gerade Leserin Kerstin L. geschickt, die sich für eine meiner Lesungen anmeldete. Freue mich drauf!

Nicht zu glauben: Tickets wie ein Rockstar.

Und Leserin Sieglinde schrieb mir diese Mail: 

Durch Zufall – viele behaupten diesen gibt es nicht, oder wie schon Aristoteles feststellte, nichts geschieht ohne Ursache – bin ich auf einen Blog gestoßen. Ich muss sagen, WOW!!! Sooooo ein informatives online Medium, für viele andere Leser und mich.  … mit dieser E-Mail an dich möchte ich einfach DANKE schreiben für das, was hier wöchentlich zu lesen ist. Bin erst seit zwei Wochen eine Leserin, habe aber inzwischen viele Wochen zurück gelesen. 

Weiters dein Buch, welches im März letzten Jahres erschienen ist: Meine Bar in Italien ist Weltklasse, deine Schreibweise phänomenal und derzeit auf meiner Rangliste „Lieblingsbücher“ ganz oben. …einige Managementlehrgänge und -seminare, welche ich bisher besucht habe, lehrten mich nicht diese Denkanstöße, welche ich aus dem kleinen Büchlein bekommen habe … um es sich einerseits entspannter arbeiten und andererseits auch leben zu lassen. Diese Pflichtlektüre werde ich bestimmt weiterempfehlen und besonderen Menschen damit eine Freude machen.  

Klasse, danke.

Und als Letztes gab es hier noch ein Instagram-Interview mit Eric Pfeil und mir. Eine gute Stunde zum Hören. Danke, Dunja!

Euch allen ein wunderbares Wochenende.

Wenn euch Spaghetti vongole fehlen, dann rasch hier entlang, Band 2 der Familiensaga gibt es hier. »Italien – unsere Liebe«? Bitteschön.

Auf Instagram findet ihr mich unter @buch_und_wein. In der Story poste ich jeden Tag eine Kleinigkeit aus Grado (oder von dort, wo ich gerade unterwegs bin).

Die Mediterrane Wochenschau von letzter Woche mit der umstrittenen Pizza Hawaii und dem vermutlich weltbesten Stadionbrötchen lest ihr hier.

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Die Lesetermine
19. Juni: St. Veit, Buchhandlung Besold
21. Juni: Aperitivo mit dem Autor, Grado, 11 Uhr, Strandkiosk Al Faro
19. September: Westerwälder Literaturtage, Birkenhof-Brennerei, Nistertal
20. September: Bremen, Buchhandlung Lesumer Lesezeit
21. September: Osnabrück, Altstädter Bücherstuben
27. September: Klagenfurt, Buchhandlung Heyn

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