Schon das Hinkommen ist ein Zauber.
Eine halbe Stunde geht es mit dem Boot durch die Lagune von Grado, durch kaum metertiefes Wasser, die Bugwellen schwappen ans schlammige Ufer. Man ahnt schon fast den Fischreichtum unterm Kiel, denn in der Lagune trifft man sich zum Fressen und Gefressenwerden – für jene fischigen Glückspilze an der Spitze der Nahrungskette ist das sauerstoffreiche Wasser wie Cluburlaub mit Dauer-Büffet.
Die Lagune von Grado ähnelt jener ein paar Kilometer weiter westlich von Venedig, bloß wurde hier nichts mit Kirchen und Palazzi zugebaut, sondern alles der Natur überlassen. Hier und da stehen ein paar Fischerhütten aus Schilf, und das war’s. Und mittendrin liegt Mauros Restaurant, das offiziell »Ai Ciodi« heißt, aber diesen Namen kennt nur das Gewerbeamt. Man geht einfach zu »Mauro«. Das Restaurant ist exklusiv, weil man nur auf per Boot dorthin kommt (man kann in Grado auch ein Taxiboot mieten), und zugleich bodenständig, weil man schon wegen der logistisch komplizierten Insellage auf schmückendes Beiwerk verzichtet. Biergartenbänke, Papierservietten, Hauswein. Auf den Teller kommt, was Mauro und seine Söhne am Morgen aus der Lagune gefischt haben. »Was essen wir heute?«, fragt Mauro und zählt mit Hingabe auf, was am Vormittag in der Küche gelandet ist. An den langen Tischen gibt es ein klassisches Gradeser Gericht: Nudeln mit Granso poro, ein großer Taschenkrebs. Dazu werden Hammer und Brett serviert, denn die Scheren können nicht anders als mit roher Gewalt aufgebrochen werden. Ein Spaß für die ganze Familie.
Tipp: Wenn Sie Ihrer neunjährigen Tochter den Hammer geben, weil sie so sehr darum bettelt, ihr aber gleichzeitig die Krebsschere halten müssen, die sonst ungebremst über den Tisch schießen würde, dann machen Sie sich auf eine erstaunlich schmerzhafte Erfahrung im Daumenbereich gefasst.
leider ist Mauros Sohn und seine Frau letztes Jahr verstorben, wie es weiter geht entscheidet such erst……..
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Korrekt. Wir waren auf der Beerdigung. Aber es geht weiter, hat er mir gesagt. Mit Mauro und seinem zweiten Sohn. Forza Mauro!
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Hier noch mal die definitive Bestätigung: Mauros Inselrestaurant ist seit heute offen. Grande!
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