Vor ein paar Wochen bin ich in die Gilde der Krimiautoren aufgenommen worden – kannste mal sehen. Thomas Przybilka vom Bonner Krimi Archiv hat mich zu diesem Anlass für seinen monatlichen Newsletter interviewt. Ich habe versucht, den Newsletter hier abzubilden, aber die Schrift wurde bei diesem Vorgang rätselhaft unscharf, daher nun ganz einfach das herauskopierte Interview.
8 Fragen an Stefan Maiwald
Kurzbio: Geboren 1971 in Braunschweig, inzwischen in Italien lebend. Reportagen u.a. für Merian, GQ, Playboy, Feinschmecker, SZ-Magazin. Zahlreiche Buchveröffentlichungen, darunter die Bestseller „Laura, Leo, Luca und ich“ und „Wir sind Papa“. Seit 2016 Autor historischer Krimis; „Der Spion des Dogen“ wurde von der Autoren- und Kritikervereinigung HOMER als bester historischer Debütroman ausgezeichnet, der Nachfolgeband „Der Knochenraub von San Marco“ erschien am 8. Dezember 2017.
Homepage: http://www.stefanmaiwald.com, www.postausitalien.com
Thomas Przybilka: Was bedeutet Kriminalliteratur für Sie und ist, Ihrer Meinung nach, Kriminalliteratur eine wichtige Literaturgattung?
Stefan Maiwald: Vielleicht ist es sogar die wichtigste. Hat nicht jedes große Werk der Weltliteratur Krimi-Elemente? Gut gegen Böse, Aufklärung gegen Vertuschung? Aus Autorensicht ist es auf jeden Fall die am schwierigsten zu schreibende Gattung. Bei anderen Romanen kommt man mit ein wenig Aufbausche über inhaltliche Schwächen hinweg. Das ist beim Krimi unmöglich.
TP: Ihr Weg zur Kriminalautorin / zum Kriminalautor?
StM: Mein Weg zum Lesen war von Kriminalliteratur gepflastert. Von den „Drei Fragezeichen“ über „Fünf Freunde“ und „TKKG“ (ja, ich weiß, heute geächtet) bis Agatha Christie, Edgar Allan Poe und Arthur Conan Doyle. Irgendwann musste ich das Genre einfach angehen.
TP: Ihre erste Krimi-Veröffentlichung?
StM: Mit 12 Jahren habe ich meinen ersten Krimi geschrieben. Es sollte ein schönes dickes Buch werden, allerdings kam ich nicht über fünf Seiten hinaus. Meine Schwester, damals 9, war immerhin begeistert – wenn ich mich recht erinnere, musste ich sie dafür allerdings mit Kinderschokolade bestechen.
TP: Wurden Sie vom Werk einer Krimiautorin / eines Krimiautoren beeinflusst?
StM: Wenn man Umberto Ecos „Der Name der Rose“ und „Das Foucaultsche Pendel“ zu Krimis zählt (und das kann man ja wohl), dann von ihm. Ich besitze sogar einen Brief von ihm, auf den ich sehr stolz bin, den ich eingerahmt habe und den ich als erstes aus meiner brennenden Wohnung retten würde. (Nach Frau und Töchtern, versteht sich.)
TP: Gibt es den „Frauenkrimi“?
StM: Gute Frage. Vermutlich ja, denn Donna Leon wird beispielsweise definitiv mehr von Frauen gelesen als von Männern. Warum das so ist, weiß ich allerdings nicht. Beziehungsweise: Ich habe nur vage Vermutungen, die keiner genauen Untersuchung standhalten würden.
TP: Gibt es einen Kriminalroman/Thriller, den Sie selber gerne geschrieben hätten?
StM: Die Erfindung von Ian Flemings „James Bond“ wäre nach meinem Geschmack gewesen. Aber auch vor John Le Carré verneige ich mich tief.
TP: Welche Autorin / welcher Autor ist Ihrer Meinung nach überschätzt?
StM: Einige TV-Drehbuchautoren. Wobei natürlich viel Neid dabei ist. Ich hätte nichts dagegen, für einen „sozialkritischen“ Krimi, der alle Klischees der zuständigen Redakteure bedient, 50.000 Euro zu kassieren.
TP: Welche Autorin / welcher Autor ist Ihrer Meinung nach unterschätzt?
StM: Richard Brautigans Krimi „Träume von Babylon“ ist wirklich sensationell. Ich wünschte, er hätte sich nicht den Kopf mit der Schrotflinte weggeblasen.
Die Veröffentlichungen:
— Der Spion des Dogen, dtv 2016
— Der Knochenraub von San Marco, dtv 2017
(und vieles andere, was nicht kriminell ist, u.a.:)
— Laura, Leo, Luca und ich, dtv
— Spitzenkoch in sieben Tagen, dtv
— Die kleinen Freuden des Lebens, dtv
— Meine Schwiegermutter ist cooler als deine, dtv
— Kleine Philosophie der Passionen: Golf, dtv