Zwei Einbrüche, eine magische Buchhandlung und die große Familiensaga: Mediterrane Wochenschau CLXIII

Hier kommt der einzige Newsletter, der gerade in Braunschweig ist – dem Süden Norddeutschlands, wir sind praktisch die Neapolitaner der Tiefebene! Einen Vesuv haben wir auch, bloß dass der Nussberg keine Lava spuckt und auch nur 93 Meter hoch ist. Weil Braunschweig selbst auf 75 Metern Meereshöhe liegt, erhebt sich der Nussberg majestätische 18 Meter über unsere kleine Welt. Im Winter kann man dort Schlitten fahren; der Spaß ist nach vier Sekunden vorbei.

Norddeutsche Tiefebene: Hier werden selten Actionfilme gedreht.

Aber auch wenn ich für ein paar Tage nicht in Grado bin, sorgt mein dichtgewobenes Netz aus Informanten für heiße Neuigkeiten. Gehen wir’s an!

Montag, 7. August

Grado ist, was Kriminalität angeht, eine Insel der Seligen. Abgesehen vom Vandalismus betrunkener Jugendlicher (neues Spiel: mit Ketten am Hinterrad abgeschlossene Fahrräder so lange »radeln« – mehr als ein paar Meter geht es nicht –, bis sich die Kette hoffnungslos in den sich verbiegenden Speichen verfängt) machen professionelle Diebesbanden um die Insel einen großen Bogen. Das hat mit der Geografie zu tun: Profis brauchen Fluchtwege, und zwar möglichst viele. Und da hat Grado mit seinen zwei Ausfallstraßen einfach zu wenig zu bieten. Gut so.

Nun aber gab es zwei Einbrüche. Die Beute: 500 Euro Bargeld. Ein bellender Hund sorgte für Schadensbegrenzung. Es ist noch unklar, ob es Laien oder Profis waren. Als ich klein war, benutzte man das faszinierende Wort »Berufsverbrecher«, aber das ist vermutlich nicht mehr politisch korrekt. Jedenfalls sind die Einbrüche Gesprächsthema, weil sie so selten sind. 

Dienstag, 8. August

Und es wird noch verrückter: Ein 35-jähriger Kroate mit Wohnsitz in Cervignano ist durch die Altstadt von Grado gelaufen und hat mit einem Hammer drei Madonnenstatuen beschädigt. Das Motiv: Drogen und wohl auch eine gewisse Grundverrücktheit. Gradeser sagen gern, die Hitze mache die Leute irre, aber bei 19 Grad und Regen kann das nicht der Grund gewesen sein. Die Carabinieri haben den Mann jedenfalls ins Gefängnis von Gorizia gebracht. Wo er auch nicht so schnell wieder rauskommt, denn bei Beschädigungen von religiösen oder kulturellen Symbolen verstehen Italiener gar keinen Spaß. Für den englischen Fitnesstrainer mit bulgarischen Wurzeln, der im Juni in Rom seinen Namen und den seiner Verlobten in die Mauern des Kolosseums ritzte (»Ivan + Haley 23«), werden fünf Jahre Haft gefordert.

Mittwoch, 9. August

Ist das nicht ein toller Büchertisch? So wirbt die zauberhafte Buchhandlung Kral-Zweymüller in Baden bei Wien für den Süden und für »Meine Bar in Italien«. Danke dafür!

Was für ein Sehnsuchtstisch!
Die Buchhandlung von außen: Malerischer wird’s heute nicht mehr.

Wer da keine Lust aufs Lesen bekommt, dem ist nicht mehr zu helfen.

Donnerstag, 10. August

Immer wieder schreiben mich Leser an, die Pinos Bar besuchen wollen, aber vor verschlossenen Türen stehen, und das am hellichten Tag. Was aber nicht sein kann, denn Pino hat immer durchgehend von frühmorgens bis spätabends geöffnet. Er kennt weder Ruhetage noch Mittagspausen. Jetzt endlich habe ich kapiert, warum so manche Leser dennoch fest behaupten, es sei verschlossen gewesen: Es gibt einen alten Eingang in der Viale Argine Moreri, der tatsächlich fast immer abgesperrt ist. Dort steht zwar auch »Enoteca Da Pino« drüber, aber der eigentliche Eingang liegt, so wie ich auch im Buch geschrieben habe, ums Eck in der Via Galileo Galilei.

Falscher Eingang.
Richtiger Eingang.

Freitag, 11. August

Jetzt lüfte ich das Geheimnis! Band 1 meiner großen Familiensaga erscheint im Dezember, hier ist das Cover.

Es ist ein Buch für alle, die Familiensagas lieben. Und es ist ein Buch für alle, die Familiensagas bisher vermieden haben. Es ist ein Buch für große Gefühle – wie es 1947 auch nicht anders sein kann, mitten in jener düsteren Stunde Null, der bleiernen Zeit, in der das Wirtschaftswunder noch in weiter Ferne lag, die Menschen um ihr Überleben kämpften und sich alles noch zum Schlechteren wenden konnte.

Alle Arten von Verrat. Hunger, Schmuggel, Spionage – und der Aufbruch in ein neues Leben. Und: Dort kommen, siehe oben, Berufsverbrecher noch vor.

Und das alles erzählt von mir. Die Saga wird euch gefallen, versprochen. Bestellt das Buch gern in eurer Lieblingsbuchhandlung oder hier vor. Band 2 erscheint im Frühjahr 2024, Band 3 im Herbst 2024.

Das ist kurz vor Redaktionsschluss reingekommen: Wollt ihr euch gründlich mit eurem Partner oder eurer Partnerin verkrachen, und das vor Zuschauern? Dann meldet euch zum großen Mixed-Turnier im Tennis Club Grado an, das am 14. August beginnt. Ihr könnt natürlich auch mit Sohn oder Tochter, Vater oder Mutter oder Strandbekanntschaft antreten. Hauptsache zwei Geschlechter im Doppel-Team.

Das werde ich mir nicht entgehen lassen. Als Zuschauer.

Ach, Moment mal, ich verstehe es gerade: Die Mixed-Paare werden in jeder Runde neu gelost. Ihr lernt also in jeder Runde einen neuen Spielpartner oder eine neue Spielpartnerin kennen. Das ist ja wie Speed-Dating oder Tinder, bloß mit Schlägern in der Hand. Auch charmant!  

Ich wünsche euch allen ein wunderbares Wochenende – nächsten Freitag melde ich mich wieder live aus Grado.

Zur letzten »Mediterranen Wochenschau« mit dem Wal im Vatikan geht es hier entlang.

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Meine gesammelten Italien-Tipps (Venedig, Gardasee, Toskana, natürlich Grado, meine Lieblingshotels in ganz Italien…) stehen am Ende dieses Newsletters.

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