Unkooperative Bäume, ein wackelnder Bürgermeister und ein Buch für alle, die schreiben: Mediterrane Wochenschau CLXIX

Hier kommt der einzige Newsletter, der so allmählich in Herbststimmung kommt! Die Übergangsjacke ist aufgebügelt, das Weinregal ist gefüllt, und eine österreichische Leserin hat sich mit einer Wagenladung Spekulatius angekündigt. Eine wunderbare Jahreszeit, vor allem dann, wenn die richtigen Bücher auf dem Sofa liegen. Dazu gleich mehr.

Montag, 18. September

Schirmpinien sind meine Lieblingsbäume. Man ist sofort im Urlaub, wenn man sie sieht. Doch jetzt sollen 52 Prachtexemplare auf der Isola della Schiusa gefällt werden. Die sogenannten Flachwurzler eignen sich zwar als Schattenspender auf Campingplätzen, aber nicht als Begleiter am Straßenrand. Die Wurzeln haben den Asphalt inzwischen dermaßen aufgewellt, dass es dir selbst auf dem Fahrrad die Plomben aus den Zähnen haut, und die Kleinsten müssen im Kinderwagen festgeschnallt werden.

Das sind die Problempinien, denen es an den Kragen gehen soll.

Zwar sollen neue, geeignetere Bäume gepflanzt werden, die brav in die Tiefe wurzeln. Aber welche Baumart kann schon mit den prächtigen Pinien und ihren Kronen mithalten? 

Und: Es regt sich Widerstand. Der örtliche Tourismusverband ist dagegen und fordert »andere Lösungen«, statt völlig gesunde Bäume zu fällen. Und auf Facebook schreibt einer, dass die Wurzeln doch ganz natürliche Verkehrsberuhiger seien; überall sonst müssten teure Schweller installiert werden, um allzu flotte Autos auszubremsen.

Dienstag, 19. September

Der Bürgermeister wackelt – bei mir habt ihr es vor ein paar Monaten zuerst gelesen. (Pinos Bar sei Dank.) Heute musste Grados Regierungspartei daher geschlossen beim Regionalpräsidenten Massimiliano Fedriga in Triest antanzen, der mit einem Machtwort seinen Mann im Amt halten will. Denn der Bürgermeister hat keine Mehrheit mehr, weil ihn die Parteifreunde hintergangen haben. Erst letzte Woche hat er empört die Gemeindesitzung mittendrin verlassen, was es so noch nie gegeben hat. Er weigert sich aber, zurückzutreten. Verständlich, denn als Bürgermeister ist er mit viertausend Euro monatlich plus erheblicher Zulagen in Grado Großverdiener. Politik ist ein schmutziges Geschäft – aber Lokalpolitik ist noch ein bisschen schmutziger, weil du deine »Freunde« praktisch jeden Tag in der Bar oder beim Einkaufen triffst.

Jedenfalls hat sich Fedriga durchgesetzt, und der Bürgermeister hat stolz einen »Waffenstillstand« verkündet. Ich weiß nicht, wie ihr das seht, aber nach vertrauensvoller, langfristiger Zusammenarbeit klingt das nicht.

Mittwoch, 20. September

Dies ist aus zwei Gründen ein fantastisches Buch. Es erzählt erstens die dramatische Lebensgeschichte einer Familie in den Wirren nach dem Zweiten Weltkrieg. Es erzählt zweitens, was Autoren unbedingt wissen müssen, wenn sie veröffentlicht werden und Erfolg haben wollen. (Ich werde das öfter gefragt. Künftig verweise ich einfach auf dieses Buch.) Geschrieben hat das nämlich meine Literaturagentin, eine der wichtigsten Frauen in meinem Leben.

Lianne zitiert den legendären Verleger Fritz Molden: »Ein Bestseller schmeckt besser als Kaviar oder Champagner oder beides zusammen.«

Donnerstag, 21. September

Apropos: Die »Buchhandlung zum gepflegten Rausschmiss« hat eine ganze Seite in der Münchner TZ bekommen! Buchhändler Stefan Lang hat bislang 95-mal »Meine Bar in Italien« verkauft, damit dürfte er bundesweit Spitzenreiter sein. 

Und als einer von zwei Mitgliedern der BDSHH (Bruderschaft Der Stilvoll Halbaufgeknöpften Hemden) bleibt er auch zu Wies’n-Zeiten unserer Linie treu.

Übrigens: Münchner dieser Welt! Wir werden im Dezember eine Signieraktion in Stefans berühmtem Laden starten. Bassethund Sir Fackalot ist als Stargast dabei und für Selfies zu haben.

Das ist Sir Fackalot, für Freunde Fackie. Kaum zu glauben, dass die TZ in ihrem Artikel den Hundenamen ausgeschrieben hat.

Kommt also auf einen Plausch vorbei und kauft ein Weihnachtsgeschenk mit persönlicher Widmung (ich würde dieses Buch empfehlen, aber Liannes Agentinnen-Buch gibt es bestimmt auch). Einzelheiten folgen! 

Und mal eine ganz andere Optik – Markus schickt mir ein Bild aus Wangerooge. Strandkorb, Bier und Krabbenbrötchen: gefällt mir alles sehr.

Ich wünsche euch ein wunderbares Wochenende, bis nächsten Freitag!

Das Hörbuch von »Meine Bar in Italien« mit Hans Jürgen Stockerls schöner Stimme gefällt allen ganz ausgezeichnet, hört doch mal rein. Ein guter Begleiter auf dem Weg zur Arbeit!

Zur letzten »Mediterranen Wochenschau« mit dem Stahlwerk, das (hoffentlich) nicht kommt und der Leiche, die (hoffentlich) keine war, geht es hier entlang.

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Meine meistgelesene »Mediterrane Wochenschau« findet ihr hier. Lag es an dem brutalen Pizza-Belag? 

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