Hier kommt der einzige Newsletter, der euch schon vor Monaten berichtet hat, dass der Bürgermeister wackelt – jetzt ist es passiert: Claudio Kovatsch wurde nach nicht einmal zwei Jahren von »Parteifreunden« gestürzt; zuletzt wirkte er wie eine Katze, die verzweifelt versucht, sich an einer Glastür festzukrallen. Wie geht es jetzt weiter? Ein Verwaltungsbeamter aus der Region übernimmt den Job bis zu den Neuwahlen im Frühjahr. Und hinter den Kulissen wird bereits ordentlich geschachert, wer sich zur Wahl stellen lässt und die lukrative Nachfolge antritt. Oh, das werden unterhaltsame Wochen für unsere famiglia.

Das Polit-Drama ist dem Piccolo eine Doppelseite wert. Schlagzeile links: »Der Stadtrat fällt«, Schlagzeile rechts: »Die Eiszeit der Mitte-Rechts-Koalition«. Einzelheiten und Hintergründe sowie Klatsch und Tratsch aus Pinos Bar kommen im nächsten Newsletter.
Samstag, 23. September
Gerade findet die Extremsport-Veranstaltung »Aquatic Runner« statt: Start in Grado war um 6.50 Uhr, und schon das ist ein Grund, solche Freizeitbeschäftigungen zu meiden. Während ich mein ofenwarmes Schoko-Croissant und den Cappuccino mit Herzzeichnung auf dem Milchschaum genieße, bewegen sich 250 Athletinnen und Athleten schwimmend und laufend quer durch die Lagune bis nach Lignano – eine Strecke von 27,1 Kilometern, davon 5,35 Kilometer schwimmend und 21,75 Kilometer laufend, 19-mal muss die Fortbewegungsart gewechselt werden. In einem sehr entlegenen Winkel meines Hirns könnte ich mir vorstellen, dass dieser amphibische Lauf, entsprechende Physis, Trainingsstand und Masochismus vorausgesetzt, bei Traumwetter vielleicht sogar eine ganz schöne Erfahrung sein könnte. Aber die Teilnehmer haben den letzten, heftigen Tiefausläufer mit Kälte, Sturm und Regen erwischt. Es kann mir einfach niemand erzählen, dass das irgendeine Art von Spaß macht.
Sonntag, 24. September
Ja, ist das denn zu glauben? Müssen wir alle nach Grado ziehen, um auf einen Schlag reich zu werden? Denn schon wieder hat ein anonymer Spieler in der Tabaccheria Cibin direkt neben unserer geliebten »Enoteca da Pino« das große Los gezogen und 100.000 Euro Gewinn eingestrichen. Das ist in diesem Jahr schon der vierte große Coup: Im Juli hat ein anonymer Glückspilz dort beim Lotto mit fünf Richtigen beim Spiel »6 aus 90« 128.000 Euro gewonnen. Und im Frühjahr wurden bei Cibin einmal 50.000 und einmal 23.000 Euro gewonnen.

Italiener sind abergläubisch und glauben fest an Glücksorte; Fotokopien der Gewinnlose hängen stolz am Eingang. Während ich diese Zeilen schreibe (in Pinos Enoteca, wie es sein muss), diskutieren die Gäste am Nebentisch bei einem Glas Wein über den Geldsegen. Natürlich ändern weder 50.000 Euro noch 100.000 Euro wirklich und grundlegend das Leben. Aber, naja – ein bisschen schon, gerade in Italien, wo das ja noch richtige Summen sind.
Montag, 25. September
Meine Leserinnen und Leser sind die Besten! Erst bringt mir Rosi so viele Spekulatius mit, dass ich bis Weihnachten durchhalten werde, dann drückt mir Christian frisch gesammelte Pfifferlinge aus Kärnten in die Hand. Und der sehr geschätzte Kollege Wolfgang Salomon hinterlässt mir bei Pino ein signiertes Triest-Buch sowie einen Cappuccino sospeso, den ich beim Schreiben dieser Zeilen genieße. (Was es mit der Tradition des caffè sospeso auf sich hat, habe ich in diesem Newsletter erzählt.)

Danke, danke, danke, liebe Leserinnen und Leser!
Dienstag, 26. September
Gerade kommen die ersten Interview-Anfragen für die Buchbeilagen der Zeitungen und Zeitschriften zur Weihnachtszeit rein, was mich natürlich sehr freut. Und ich bin mir sicher, man wird mich fragen, warum ich denn für so viele unterschiedliche Genres schreibe (Italien-Bücher, historische und aktuelle Krimis, jetzt auch noch eine Familiensaga – siehe unten). Dabei fehlen mir ja doch einige Genres, zum Beispiel Kinderbücher, und gerade heute Nacht hatte ich einen seltsamen Traum: Ich stand in der Kinderbuchabteilung einer großen Buchhandlung und entdeckte ein von mir geschriebenes Kinderbuch (ich hatte offenbar vergessen, dass ich eines verfasst hatte), allerdings war mein Name auf dem Titel falsch buchstabiert – was Autoren eben so für Alpträume haben. Außerdem waren auf dem Cover ein Drachen und ein Skorpion abgebildet, was eher an Fantasy erinnerte. Auch das ist ja ein Genre, was mir bislang noch fehlt.
Oder soll ich das als Hinweis verstehen, mich diesbezüglich mal an die Arbeit zu machen?
Mittwoch, 27. September
Achtung, nicht lachen: Das Museum der Unterwasser-Archäologie direkt an der Uferpromenade soll eröffnen. Jetzt aber wirklich und nach vierzig Jahren Planungs- und Bauzeit. Und zwar zu Ostern 2024. Dann können wir endlich die »Julia Felix« besichtigen, ein römisches Schiff aus dem dritten Jahrhundert, das 1987 mitsamt 500 Amphoren geborgen wurde.

Wenn der Termin wirklich eingehalten wird, stelle ich mich kostenlos für eine Woche als Kartenabreißer zur Verfügung.
Donnerstag, 28. September
Letzte Woche sonnte sich mein Buch mit Bier und Krabbenbrötchen im Strandkorb von Wangerooge, heute kommt ein schönes Foto von Barbara aus Grado, denn zum Herbstanfang ist der Sommer noch einmal zurückgekehrt, mit Temperaturen bis an die 30 Grad, dabei aber zugleich erfrischend windig.

Wer also überlegt, übers lange deutsche Wochenende runterzukommen, sollte nicht lange fackeln. Die Liegen und Sonnenschirme bleiben an einigen Strandabschnitten stehen und können ab sofort kostenfrei genutzt werden.
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Nun habe ich endlich die bösen Blaukrabbe gegessen und meinen kleinen Anteil dazu geleistet, dass das ökologische Gleichgewicht in der Adria wiederhergestellt wird. Erzähle ich euch nächste Woche!
Ich wünsche euch ein wunderbares Wochenende, bis nächsten Freitag.
Alles über »Meine Bar in Italien« lest ihr hier.
Zur letzten »Mediterranen Wochenschau«, in der wir bereits knietief im Sumpf der Lokalpolitik waten, geht es hier entlang.
Der erste Band meiner Familiensaga erscheint rechtzeitig zu Weihnachten. Weiter geht es dann im Mai 2024 mit Band 2 und zu Weihnachten 2024 mit Band 3. Bestellt das Buch gern in eurer Lieblingsbuchhandlung oder hier vor.



Der Nachfolgeband von »Meine Bar in Italien« ist ebenfalls fertig und kommt im März – ihr dürft aber sowas von gespannt sein!
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