Hier kommt der einzige Newsletter, der sich langsam was einfallen lassen muss – denn nächste Woche wird die Mediterrane Wochenschau 200! Ja, tatsächlich, dies ist schon die 199. Ausgabe. Also muss es nächsten Freitag krachen.
Samstag, 27. April
Bevor es nach Grado geht – und es gibt dieses Mal richtig viel zu besprechen –: Was für eine nudelige Doppelseite! (Aus der Tageszeitung »Österreich« von heute.)

Hier kommen noch zwei nette Besprechungen der Tagebücher aus der Sindelfinger Zeitung/Böblinger Zeitung und dem Genussreiseveranstalter Italissimo.at.
Jetzt aber auf nach Grado!
Montag, 29. April
Hier habt ihr es schon vor Wochen zuerst gelesen: Tatsächlich begeben sich drei Kandidaten ins Rennen um das Bürgermeisteramt. Einer von ihnen ist erst 31 Jahre alt und könnte der jüngste Bürgermeister der Ortsgeschichte werden. Die Wahlen finden am 8. und 9. Juni statt, parallel zu den Europawahlen. Es wird hoch her gehen in Grado. Und bei der Verkündung der ersten Hochrechnungen (jeder hat einen Spion irgendwo sitzen, der die genauen Zahlen schon ein paar Minuten vorher kennt) gibt es nur einen Ort, an dem man sein muss: in Pinos Bar.
Dienstag, 30. April
Schon letzte Woche berichtete ich von neuen Investitionen in den Tourismus; darunter soll der Flughafen in Ronchi dei Legionari ausgebaut werden. Hintergrund ist einerseits der aktuelle Reise-Boom, andererseits die Wahl Gorizias zur Kulturhauptstadt 2025. Außerdem werden drei Millionen Euro von der Region an Grado und neun Nachbargemeinden überwiesen – darunter Aquileia, Cervignano und Fiumicello –, um den sanften, nachhaltigen Tourismus zu fördern. So sollen unter der Federführung Grados neue Rad-, Fuß- und sogar Reitwege entlang der Lagune und durchs Hinterland entstehen. Aber vorher möge doch bitte endlich der Radweg an der schmalen Brücke kurz vor Grado angebaut werden, wo es immer wieder zu gefährlichen Situationen kommt. Das Projekt soll nun aber wirklich zum Saisonende 2024 starten. So wie es auch schon zum Saisonende 2023 starten sollte.
Auch der Fahrradbus hat in dieser Woche seinen Betrieb aufgenommen. Er fährt zwei Mal am Tag von Udine über Palmanova, Aquileia und Grado und wieder zurück.
Mittwoch, 1. Mai
Heute war die feierliche Eröffnung der Strandsaison, wo sich Italien so prächtig präsentiert, wie es bei solchen Anlässen sein muss. (Finden jedenfalls die Italiener.) Der kommissarische Bürgermeister, der noch bis zu den Neuwahlen im Amt ist, trägt stolz die grün-weiß-rote Schärpe, das Ortsorchester spielt auf, Reden werden gehalten, die bandiera blu wird gehisst, die blaue Flagge, die Grado als besonders gepflegten Strand auszeichnet. Und ein bisschen Wahlkampf wird auch schon gemacht. Denn der aktuelle Stranddirektor ist ja einer der drei Kandidaten fürs Bürgermeisteramt.



Die Kapelle spielte übrigens kurz vor der Segnung der Saison durch Don Paolo den einstigen Skandalhit »Tanti auguri« von Raffaella Carrà aus dem Jahr 1978 (besser bekannt unter dem Refrain »Come è bello far l’amore da Trieste in giù«), aber das ist niemandem groß aufgefallen. Raffaella Carrà war die erste Italienerin, die sich bauchnabelfrei im Fernsehen zeigte, was 1971 bei den RAI-Programmdirektoren für Schnappatmung sorgte (was in Deutschland und Österreich damals sicher nicht anders gewesen wäre). Inzwischen gilt die 2021 verstorbene Sängerin generationenübergreifend als Ikone.

Schirme und Liegen sollen ab dem 17. Mai offiziell aufgestellt und vermietet werden. Das Baden vorher ist selbstverständlich erlaubt. Derzeitige Wassertemperatur nach dem empfindlich kühlen April (wer über Ostern vor Ort war, weiß, wovon ich rede): 14 Grad.
Donnerstag, 2. Mai
Seit dieser Woche ist die Schiffslinie Grado-Triest wieder in Betrieb, was uns alle freut. Das neue Schiff ist auch endlich hochseetüchtig (sagen die Betreiber), im Gegensatz zum Vorgänger, was aber über die Jahre niemanden zu stören schien. Die Fahrtzeit beträgt anderthalb Stunden. Das neue Schiff trägt den Namen »Audace« – kühn, wagemutig. Das ist dann doch wieder etwas beunruhigend.
Touristen fragen sich (und mich) oft, warum es keine Schiffsverbindung von Grado nach Venedig gibt. Ja, das ist tatsächlich ein paar Mal versucht worden. Aber es rechnet sich einfach nicht, denn die Fahrt dauert dreieinhalb Stunden. Selbst bei einem Aufbruch früh morgens kommt man erst am späten Vormittag an, und dann muss man ja auch bald die Rückfahrt antreten, was wenig Zeit für einen Bummel lässt. Schiffsdiesel ist teuer, und der Versuch, die Rückfahrt mit einem romantischen Abendessen zu verkürzen, hat auch nie so richtig geklappt. Aber wer weiß? Vielleicht findet sich ja ein Unternehmer, der es noch einmal wagen will. Fähige Kapitäne gäbe es in Grado genug.
Und: Das Spargelfest in Fossalon ist in vollem Gange. Ich habe eine Schwäche für diese Volksfeste, die in Italien sagre heißen und einen echten Höhepunkt des Dorflebens darstellen. Der Rummel drumherum heißt Luna Park, und das ist ja eines der schönsten Wörter überhaupt. Ich kann jedem Reisenden nur empfehlen, dort einmal vorbeizuschauen. Fossalon, ein wenig beachteter Ortsteil Grados, der auf dem Festland liegt, kann diese Aufmerksamkeit gut gebrauchen.

Außerdem möchte ich nicht unerwähnt lassen, dass ich am Schießstand die Tagesbestleistung aufgestellt habe. Sagte jedenfalls die freundliche Dame, bevor sie mir mit einem Lächeln für fünf mal zehn Schüsse aus der Luftpistole fünfzig Euro abknöpfte.
Aber dafür habe ich einen viel zu kleinen Cowboyhut und einen Plastikfußball bekommen. Kein schlechter Tausch, was meint ihr?
—
Euch allen ein schönes Wochenende! Genießt die freie Zeit, lasst es euch gut gehen.
Nächste Woche gibt es dann brandheiße Neuigkeiten vom Schreibtisch, seid gespannt. (Na gut, wenn ihr hier schaut, wisst ihr schon mal vorab, worum es geht.)
Auf Instagram findet ihr mich unter @buch_und_wein, schaut vorbei. In der Story poste ich jeden Tag eine Kleinigkeit aus Grado (oder von dort, wo ich gerade unterwegs bin).
Alles über meine Bücher: bitteschön.
Die Mediterrane Wochenschau von letzter Woche mit mit dem toten Haustier beim Friseur lest ihr hier.
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Die Lesetermine – sehen wir uns? (Es sind wieder ein paar Tage hinzugekommen.)
22. Mai: Braunschweig, Buchhandlung Graff
23. Mai: Verden, Buchhandlung Vielseitig
24. Mai: Kassel, Deutsch-Italienische Gesellschaft
27. Mai: München, Buchhandlung Singer – La Grande Nachholung*
28. Mai: Judenburg, Buchhandlung Morawa
29. Mai: Leoben, Buchhandlung Morawa
12. Juni: St. Veit, Buchhandlung Besold
19. September: Westerwälder Literaturtage, Birkenhof-Brennerei, Nistertal
20. September: Bremen, Buchhandlung Lesumer Lesezeit
* Der München-Termin, wegen des Wintereinbruchs Anfang Dezember ausgefallen, ist keine Lesung, sondern gemeinsames Prosecco- und Weintrinken, bei schönem Wetter im Garten (ab 16 Uhr). Ja, eine Buchhandlung mit Garten! Kommt vorbei, wird lustig.
[…] Die Mediterrane Wochenschau von letzter Woche mit meinen teuren Abenteuern auf dem Schützenfest lest ihr hier. […]
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[…] hatte es ja schon vor einigen Wochen hier geschrieben: Ein Schiff, das sich Audace nennt (»kühn, wagemutig«), erweckt nicht gerade Vertrauen. Und […]
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[…] Ausfahrten mit 80 Personen an Bord fast abgesoffen wäre. Ich habe in diesem Blog das Desaster einen Monat zuvor prophezeit – denn »Audace« (»Wagemut«) darf ein Schlachtschiff heißen, aber kein Ausflugsdampfer! Doch […]
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