Tödliche Schönheit: Venedigs Spukschloss

Der Palazzo Dario direkt am Canal Grande ist ein wunderschöner Bau. Claude Monet war von dem Anblick so verzaubert, dass er ihm eine ganze Gemäldeserie widmete. Benannt ist das Haus nach Giovanni Dario, einem hohen Bürokraten der Serenissima, der das Gebäude 1479 in Auftrag gab und 1487 bezog.

Ca' Dario

Er guckt schon so komisch.

Allerdings ist der Palazzo (auf Venezianisch heißt er »Ca’ Dario«) heute zumeist nur von außen zu bewundern. Und das ist vielleicht ganz gut so, denn seinen Bewohnern hat das Leben dort kein Glück gebracht. Darios Tochter beging Selbstmord, ihr Mann wurde erstochen, und der Sohn der beiden wurde auf Kreta erschlagen. Der armenische Schmuckhändler Arbit Abdoll ging pleite, nachdem er den Palast gekauft hatte. Der spätere Eigentümer Radon Brown brachte sich mit seinem Liebhaber im Palazzo um, nachdem die Affäre öffentlich geworden war. Der Liebhaber des nächsten Besitzers Charles Briggs tötete sich ebenfalls. 1964 wollte der italienische Tenor Mario del Monaco den Palazzo kaufen. Auf dem Weg zum Notar geriet er in einen Verkehrsunfall, der ihn für den Rest des Lebens schwer behinderte. Der nächste Besitzer, der Adlige Giordano delle Lanze, wurde von einem 18-jährigen kroatischen Seemann, vermutlich seinem Liebhaber, mit einer Vase erschlagen; der Mörder floh nach London, wo er seinerseits getötet wurde.

Der »palazzo maledetto« hatte aber immer noch nicht genug: Der Rock-Manager Kit Lambert (»The Who«) kaufte das Haus und kam 1981 bei einem rätselhaften Treppensturz in London ums Leben; offenbar wurde er von einem aufgebrachten Dealer verprügelt und anschließend die Stufen eines Nachtclubs hinabgestoßen.

Daraufhin kaufte der venezianische Geschäftsmann Fabrizio Ferrari den Palazzo und lebte dort mit seiner Schwester Nicoletta. Er machte umgehend pleite, seine Schwester starb bei einem Verkehrsunfall. Der Unternehmer Raul Gardini erwarb den Palazzo 1989. 1993 beging er unter noch ungeklärten Umständen Selbstmord, weil er eine Hauptrolle in dem gewaltigen »Tangentopoli«-Skandal gespielt und Politiker geschmiert hatte. Der Palazzo blieb, wen wundert’s, lange unverkäuflich, und die heutigen Eigentumsverhältnisse sind unklar; 2006 soll ihn ein US-Amerikaner, der anonym bleiben wollte, für elf Millionen Dollar erworben und seinerseits versucht haben, ihn an die Benetton-Gruppe und an die Peggy Guggenheim Collection zu verkaufen; auch Elton John und Woody Allen waren als Käufer im Gespräch. Aktueller Besitzer ist offenbar eine Gruppe von Investoren aus der Lombardei.

Falls sich jemand für den Kauf interessiert: Ca’ Dario hat 800 Quadratmeter Wohnfläche, und unter 10.000 Euro pro Quadratmeter ist bei Bestlage am Canal Grande nichts zu machen.

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Wer spannende Geschichten in Romanform liebt:

Cover Rialto

 Hier entlang. Und weil ich immer wieder gefragt werde: Nein, ihr müsst nicht die ersten beiden Bände gelesen haben und könnt gleich mit den »Toten von Rialto« einsteigen.

Und noch ein schnelles Kollegen-Lob: Es gibt ein spannendes Buch namens »Verborgenes Venedig« aus dem Jonglez-Verlag. Ebenfalls sehr empfehlenswert!