Apropos Frühstück: Hier kommt der einzige Newsletter, der sich zu den Zeiten zurücksehnt, als Cholesterin noch ein ferner medizinischer Fachbegriff war!
Sonntag, 19. September
Der Sommer geht zu Ende? Nix da, wir machen einfach weiter! Die Temperaturen passen noch, und der Garderobenwechsel kann warten.

Montag, 20. September
Ich bin ja jetzt in einem Alter, in dem man dauernd ungefragt Aktientipps bekommt – nicht nur von irgendwelchen Algorithmen beim Surfen im Netz, sondern auch von guten Freunden. Und heute, au weia, sind ja die Kurse ordentlich abgeschmiert.
Auch wenn sie sich wieder erholen: Dieses ewige Rauf und Runter der Aktien wäre nichts für mich. Ja, ich weiß, dass Dax und Dow-Jones mittelfristig in den letzten Jahrzehnten immer gestiegen sind. Aber nur, weil das bisher fast immer so war, heißt das ja nicht, dass es ewig so weitergeht. Und die Aktien vieler Unternehmen haben nach dem Crash von 1929 vierzig Jahre gebraucht, um sich zu erholen. (Quelle: mein Trauzeuge, Doktor der Wirtschaftswissenschaften.)
Mein Ratschlag als finanzieller Laie, aber als zertifizierter Lebemann: Leute, wenn Geld übrig ist, dann kauft euch lieber was Schönes in Grado oder sonstwo im Süden.
Dienstag, 21. September
Schon wieder war ich in Venedig. Ich kann noch nicht viel drüber sagen, da ich dieses Mal für eine große deutsche Zeitschrift dort war und im Dezember der Artikel erscheint. Aber ein paar Fotos sind ja wohl erlaubt.





Alles war wie erwartet wunderbar, aber eines muss ich doch mal loswerden: Seit wann ist es eigentlich gesellschaftlich akzeptiert, als Mann über 30 mit umgekehrt aufgesetzter Baseball-Cap und Flip-Flops zum Frühstück zu erscheinen? Als Teenager ist es ja vielleicht noch Geschmacksverirrung oder Unwissenheit, aber als erwachsener Mann?
Bei meinem allerersten Auslandsurlaub mit 16 waren wir mit einem Freund meiner Eltern in Italien, einem schon über 80-jährigen Feinkosthändler. Wir wohnten alle in einem preiswerten Zwei-Sterne-Hotel mit Vollpension. Und der über 80-Jährige zog sich zum Mittagessen und zum Abendessen im Hotel jedes Mal einen Anzug samt Krawatte an. Richtig alte Schule – mich hat das sehr beeindruckt.
Der Feinkosthändler stammte aus einer Generation, die sogar zum Fußballschauen im Stadion Anzug trug.


Nun soll sich niemand beim Essen im Hotel einen Anzug anziehen. Und die Typen mit Baseball-Cap und Flip-Flops sind ja vielleicht auch nette Menschen. Aber das ist doch eine Sache von Respekt, oder? Nicht nur vor den Angestellten und den anderen Gästen, sondern vor allem vor sich selbst? Ein bisschen vernünftig zurecht machen – und das Essen schmeckt doch gleich ganz anders!
Ja, es gibt auch Italiener, die sich nachlässig anziehen. Aber nicht zum Essen im Restaurant. An dieser Stelle Daumen hoch fürs Restaurant im Palazzo Gritti am Canal Grande, wo auf den Dress Code (»formal«) bestanden wird.
Bevor ich als Snob rüberkomme: Ich bin selbst einmal ein Opfer allzu nachlässiger Kleidung geworden, obwohl ich mich da immer auf der sicheren Seite wähnte. Auf einer Englandreise übernachtete ich in einem recht schlichten Hotel. Zum Abendessen zog ich mir ein Jackett an – aber es herrschte darüberhinaus Krawattenpflicht, und ich hatte nicht einmal eine dabei. Doch die Hotelangestellten hatten zu diesem Zweck einen kleinen Vorrat. Und schon saß ich eine Viertelstunde später beim Abendessen – nachdem ich oben auf dem Zimmer das Knoten einer Krawatte gegoogelt hatte und mächtig rumfummeln musste.
Ich habe mich damit auch noch schnell geselfiet, finde aber das Foto nicht. Nächste Woche zeige ich es euch!
In Venedig habe ich übrigens gleich zwei Ü30-Baseball-Cap-Flip-Flop-Träger im Frühstückssaal bemerkt. Natürlich wollte ich ihre Nationalität wissen und bin unauffällig um ihre Tische herumgeschlichen. Bei dem einen habe ich es nicht herausgefunden. Der andere? Ein Schweizer.
Mittwoch, 22. September
Ich habe in den letzten Tagen ein paar Mails bekommen, die alle auf die Frage hinausliefen, ob man in Grado Ende Oktober noch urlauben könne. Daher hier für alle: Klar, das ist überhaupt kein Problem. Viele Hotels, die meisten Restaurants und nahezu alle Bars sind noch geöffnet. So richtig finster, geschlossen und vernagelt wird es erst ab Mitte November, aber selbst dann findet man noch allerlei, was offen hat. Und weil es in diesem Jahr so einen Ansturm auf Grado gab, will ich nicht ausschließen, dass viele Restaurants noch bis in den November und vielleicht sogar durchgehend offen haben. (Hängt aber auch immer ein bisschen vom Wetter ab.)
Das Einzige, auf was Gäste achten sollten: Die Restaurants haben ihre Ruhetage wieder eingeführt. Das ist in Grado meistens der Dienstag oder der Mittwoch, seltener der Montag. Versprochen: Verhungern wird niemand.
Donnerstag, 23. September
Hurra! Also eigentlich hurra. Denn heute sollte mein neuer Krimi erscheinen! Aber in der Druckerei hat es im Sommer einen Hochwasserschaden gegeben, daher erscheint »Der Tote im Bach« erst nächste Woche. Bestellen könnte ihr den Krimi natürlich schon jetzt – bei der Buchhandlung eures Vertrauens oder gleich hier. Dann seid ihr »Ersties«.

»Ersties« heißen die Erstsemester-Studenten an der Uni, wie ich dank meiner Tochter weiß, die zu meinem großen Entsetzen nicht mehr 11 ist, sondern 19, und tatsächlich in diesen Tagen ihr Studium beginnt.
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Euch allen ein sonniges Wochenende und einen guten Start in die neue Woche!
Zur letzten Mediterranen Wochenschau geht es hier entlang.
Alles über Viren, Masken und Restaurantbesuche in Italien lest ihr hier.
Die nächste Mediterrane Wochenschau erscheint am kommenden Freitag.