Hier kommt der einzige Newsletter, der dieses Mal endlich seine Ankündigung hält und über die Wahlen in Grado berichtet!
Aber wie immer vorher das Wichtigste: In dieser Woche ist mein neuer Krimi erschienen! Hier lest ihr alles darüber.
Montag, 27. September
Noch sechs Tage, dann wird in Grado gewählt. Auch hier gibt es drei Kandidaten wie bei der deutschen Bundestagswahl, und am Donnerstag wird es tatsächlich ein »Triell« vor Live-Publikum geben. Von den 7103 Wahlberechtigten in Grado ist Elvira Doz mit 102 Jahre die Älteste, und Gabriele Tognon, gerade vor ein paar Tagen 18 geworden, ist der Jüngste. (Gabriele ist, wie Simone und Andrea, in Italien ein Jungenname.) All das hat die örtliche Tageszeitung heute groß verkündet. Man muss in der Berichterstattung eben Prioritäten setzen.

Erste Umfragen (ja, die gibt es wirklich!) sehen den Herausforderer Claudio Kovatsch vor dem Amtsinhaber Dario Raugna, nur eine Außenseiterchance dürfte Maurizio Del Bello haben.

Wer ist eher aus dem linken Lager, wer ist politisch rechts? Das ist, wie immer in Italien und erst recht in der Kommunalpolitik, ziemlich kompliziert. Raugna begann seine Karriere auf der rechten Seite, ließ sich aber im letzten Wahlkampf von den linken Listen unterstützen. Das hat die Rechten sehr erzürnt, die für den aktuellen Wahlkampf ihre Grabenkämpfe einstellten und nun geschlossen Kovatsch unterstützen.
Und die Inhalte? Naja. Die beiden treten ja mit nahezu identischem Slogan an (»Uniti per Grado« – »Gemeinsam für Grado«), womit schon viel gesagt ist.
Viele hoffen, dass Kovatsch, ein mit allen Wassern gewaschener Politiker (wie ihr ja an seinem Foto erkennt) endlich das in der Region Friaul schon längst bereitstehende Geld für die neuen Thermen loseist – ein Projekt, das seit fünfzehn Jahren geplant ist und dem Tourismus in Grado einen enormen Schub geben würde.
Aber warum dauert die Sache mit den Thermen bloß so lange? Weil viele Hoteliers, sozusagen der Adel Grados, angeblich heftig dagegen opponiert haben. Warum zur Hölle?, werdet ihr euch fragen. Wollen die Hoteliers etwa keinen Tourismus, der mit neuen Thermen 365 Tage im Jahr vorangehen könnte? Weil der ursprüngliche Plan auch den Neubau eines schicken Hotels vorsah, und die Hoteliers befürchteten, Gäste an das neue Haus zu verlieren.
Dazu passt Bill Murrays Kommentar in Und täglich grüßt das Murmeltier: »Wissen Sie, Menschen mögen auch Blutwurst und so was. Menschen sind Schwachköpfe.«
Aber fünfzehn Jahre Planungszeit sind noch gar nichts. Das Museo del Mare, dieser bläuliche, flache, verspiegelte Bau an der Uferpromenade, soll nach 32 Jahren nun aber wirklich endgültig eröffnen, und zwar spätestens 2024. Zumindest haben sich ein paar Politiker dabei fotografieren lassen, wie sie einen Vertrag unterschrieben.
Zurück zum Wahlkampf: Beim letzten Mal gaben weniger als 70 Stimmen den Ausschlag. Daher kommt es wirklich auf jedes Votum an, und als mich neulich ein Listenkandidat auf der Straße ansprach und um meine Stimme bat (wir hatten nie zuvor mehr als Ciao zueinander gesagt), war er schwer enttäuscht, dass ich in Grado nicht wahlberechtigt bin. Es wird wohl auch weiterhin bei einem zugerufenen Ciao bleiben. Und eine weitere Listenkandidatin versprach mir, sich dafür einzusetzen, dass ich der Tourismus-Berater des neuen Bürgermeisters werde. Dabei würde ich lieber tot über der Ufermole hängen als irgendeine Rolle in der Politik zu übernehmen.
Dienstag, 28. September
Ein Nachtrag zur letzten Wochenschau und dem Krawattenproblem: Hier seht ihr mich, wie versprochen, in England, kurz bevor ich das Hotelrestaurant betreten durfte. Ihr erkennt: Ich habe einfach kein Krawattengesicht.

Dabei hatte mir mein Schwiegervater zu Weihnachten eine Marinella-Krawatte geschenkt. Marinella ist ein kleiner Laden in Neapels Altstadt, über den ich mal eine kleine Geschichte geschrieben habe.
Kurz nach sechs Uhr rattert es, jeden Morgen, nur am Sonntag lässt sich Maurizio Marinella bis halb neun Zeit. Der Chef höchstselbst öffnet die schweren Rollläden, lässt die ersten Kunden ein und serviert ihnen beim Beratungsgespräch oder Maßnehmen einen Kaffee. Neapel, Riviera di Chiaia Nummer 287a heißt die Adresse für die weltbesten Krawatten. Genaugenommen heißt das Geschäft »E. Marinella«, nach dem Gründer Don Eugenio Marinella. Der Großvater verlangte einst vom zehnjährigen Maurizio, jeden Tag ein paar Stunden in dem kleinen Laden zu verbringen, um das Schneiderhandwerk, wie er sagte, »einzuatmen«. Die Schule des Lebens hat geholfen: Gerhard Schröder, Bill Clinton, Nicolas Sarkozy, Albert von Monaco, Luca di Montezemolo und Daniel Craig beziehen ihre Krawatten von dort, und Donald Trump wollte Maurizio einst überreden, mit ihm nach New York zu kommen und an der Fifth Avenue einen mächtigen Superstore zu eröffnen. Doch Maurizio antwortete auf die Frage nach dem Preis für die Lizenz trocken: »100 Milliarden Euro«. Denn er bleibt lieber in seinem zwanzig Quadratmeter kleinen Reich nicht weit vom Hafen. Was macht seine Krawatten so besonders? Feinste Seidenstoffe, zudem die sogenannte 7-Fold-Variante – die sieben Lagen verleihen der Krawatte Stabilität –, und edelste Musterungen. Der Kaffee ist übrigens auch ausgezeichnet.
Mittwoch, 29. September
Vor zwei Wochenschauen hatte ich euch ja berichtet, dass ich sehr dafür gekämpft habe, den Vitruvianischen Mann auf dem »Italien-Prinzip« unterzubringen, weil mir das Cover sonst so bunt-kindlich vorgekommen wäre (eine unbegründete Sorge; das Cover kam bei allen Leserinnen und Lesern sehr gut an).

Er hat es sogar gleich zwei Mal geschafft! Jedenfalls schickte mir der Illustrator Marcus Splietker (marcus@splietker.com) zwei von ihm kreierte kinderfreundliche Vitruvianische Menschen. Sehr süß!


Donnerstag, 30. September
Ich hatte auch geschrieben, dass sich aufgrund eines sommerlichen Hochwasserschadens in der Druckerei das Erscheinen meines Krimis um eine Woche verschieben würde. Heute ist es nun soweit! Leser Florian Sch. schlug mir passend zur Situation einen genialen Slogan vor:

Flutschäden in der Druckerei: »Der Tote im Bach« ist ins Wasser gefallen.
Gebt dem Mann einen Job in einer Werbeagentur!
Freitag, 1. Oktober
Und damit wir alle gutgelaunt ins erste Oktoberwochenende gehen, kommt hier noch ein spätes Strandbild von Leser Hans-Günther W.:

Die nächste Wochenschau – mit dem Ausgang der Bürgermeisterwahl! – erscheint pünktlich am kommenden Freitag.
Die vorige Wochenschau steht hier, und Neuigkeiten zur Virensituation in Italien gibt es hier – die Infektionszahlen sind niedrig, die Impfquote ist deutlich höher als etwa in Deutschland. Aber da langsam die Drinnensitz-Saison beginnt, denkt dran: Dafür braucht ihr definitiv den Impfnachweis oder einen negativen Test. Ja, die Restaurantbesitzer achten drauf, denn die Polizei kontrolliert, und die Strafen sind hoch.
Hatte ich euch schon von meinem neuen Krimi… ach ja, hatte ich schon.
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Euch allen ein sonniges Wochenende!