Die Verlockungen der Vanille – und was passiert da unterm Bettlaken? Mediterrane Wochenschau LXXXVIII

Hier kommt der einzige Newsletter, der irgendwie den falschen Ernährungsratgeber gelesen hat und sich neuerdings am Morgen von Haferflocken und einer Handvoll Blaubeeren in Magerjoghurt ernährt. Es ist zwar keine Katastrophe, aber gegen so ein ofenwarmes, krümeliges Croissant mit Vanillecremefüllung kommt das optimierte Frühstück einfach nicht an. 

Das Wichtigste zuerst: Seit heute sind wir maskenfrei! Alle Einzelheiten stehen hier.

Montag, 7. Februar

Zwei Nachträge zum San-Remo-Festival aus dem letzten Newsletter. Erstens ist auch »Volare« von Domenico Modugno dank San Remo 1958 ein Welthit geworden. Und: Der Song heißt gar nicht »Volare«, sondern hat den sperrigen Titel »Nel blu dipinto di blu«. Klar, das ist eine Zeile aus dem Lied. Dennoch: Wäre »Volare« nicht handlicher gewesen? Egal: Jetzt habt ihr einen Ohrwurm fürs Wochenende!

Und zweitens haben wir ja über politische Korrektheit gesprochen. Das hier war der Titel der größten italienischen TV-Zeitschrift zum Festival im Jahr 1991.

Ist ja völlig in Ordnung, dass das heute nicht mehr möglich wäre. Andererseits: Den Aufschrei würde ich schon gern mal hören. Aber aus sicherer Entfernung – und bei einem Vanillecroissant.

Dienstag, 8. Februar

Hier kommt ein kleines Ratespiel: Welcher beliebte italienische Sport ist auf diesem Piktogramm dargestellt? Die Auflösung steht ganz unten!

Ich schaue bei diesen Symbolen immer etwas genauer hin, denn wir Golfer haben das peinlichste Sport-Piktogramm von allen abbekommen: 

Nein, das ist kein alter Mann, der mit seinem Spazierstock Münzen im Park sucht.

Mittwoch, 9. Februar

Übrigens: Ich weiß ja, dass die meisten, die hier mitlesen, keine Golfer sind, aber derzeit wird die Golfwelt komplett auf den Kopf gestellt, was vielleicht auch für Nicht-Golfer spannend ist. Eine von saudi-arabischem Staatsgeld befeuerte Initiative kauft sich derzeit die besten Golfer zusammen, um mit ihnen eine Art Formel-1-Zirkus zu bilden, der rund um die Welt reisen soll. Den Allerbesten bekommen bis zu 135 Millionen Dollar geboten – hier lest ihr meinen Text darüber. 

Zum Ausgleich kommt hier ein Text von mir über Viviana Varese, eine ganz besondere Mailänder Köchin. Der Artikel ist gerade im Feinschmecker erschienen und steht schon online. 

Donnerstag, 10. Februar

Heute feiert die New York Times auf einer ganzen Seite Murano-Glas ab – und traut sich endlich mal, etwas zu schreiben, für das ich von meiner venezianischen Verwandtschaft im Canal Grande ertränkt würde: Murano-Glas ist auch ein bisschen Kitsch. Große Kunst, natürlich, aber eben auch kitschig. 

Murano-Glas, erfahren wir, ist schwer in Mode, die Preise haben sich verdoppelt, und Künstler und Designer aus Mailand, Paris und New York greifen neuerdings gern darauf zurück. Dalya Benor, eine Designerin und Juwelierin aus Los Angeles, vermutet, dass es am Trend zum Handgemachten liegt: »Wir haben es in der Mode gesehen, als das grob Zusammengenähte, Geflickte zum Trend wurde. So ist es jetzt mit Schmuck.«

Auch die Preise antiquarischer Stücke aus Murano-Glas sind in den letzten Monaten um 35 Prozent gestiegen. Ein Auktionator sagt, die Stücke wären eben »warm and handmade«.

Das Murano-Zeug, das viele von uns daheim haben, ist also richtig was wert, so wie früher! Wer weiß, vielleicht sammeln wir auch bald wieder Briefmarken.

Freitag, 11. Februar

Und wo wir schon bei Kunst sind: Sibylle Kulisch hat mir Fotos ihrer beeindruckenden Grado-Kunstwerke zugeschickt, auf Flusskieselsteinen gemalt. Hier kommen drei Steine, die nächsten drei gibt es nächste Woche. Großartig!

Ich bedaure es sehr, nicht malen zu können. Im Lockdown habe ich sogar einen Online-Zeichenkurs belegt, aber es hatte einfach keinen Zweck. Ich sähe (finde ich) so fesch aus mit Baskenmütze und bunt besprenkeltem Kittel in meinem Atelier! Ein entfernter Verwandter von mir war ein recht bedeutender Maler, dem ich als Kind oft zuschauen durfte. Ah, dieser Duft von Ölfarbe! Doch leider war er kein Blutsverwandter, so dass in meinen Adern wirklich nichts fließt, auf das meine zitternde Zeichenhand, die den Bleistift hält, zurückgreifen könnte.

Es ist für mich immer wieder erstaunlich, dass bei Profis schon nach fünf Strichen ein Gesicht oder eine Landschaft zu sehen ist. Wenn ich es versuche, sind einfach nur fünf Striche zu sehen.

Euch allen ein schönes Wochenende!

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Die nächste Wochenschau erscheint wie immer am nächsten Freitag. Bis dann!

Auflösung: Der Sport ist Boccia.