Hier kommt der einzige Newsletter, der euch allen eine Runde Prosecco schuldet – aber den guten DOCG-Prosecco, nicht irgendwas aus dem untersten Regal. Post aus Italien ist zum besten Travel-Blog 2022 gewählt worden! Großartig – und das habe ich euch zu verdanken.

Wir haben doppelt so viele Stimmen bekommen wie die anderen vier Blogs in der Endauswahl zusammengenommen. Grazie, famiglia!
Montag, 19. September
Die besten Geschichten schreibt nicht das Leben, sondern das Postamt in Grado, wo ich anstand, um ein paar Briefe aufzugeben. Vor mir ging eine ältere Dame an den Schalter. Sie war selbst für italienische Verhältnisse etwas zu schick angezogen, parfümiert und geschminkt. Sie schien etwas Großes vorzuhaben.
»Ich wollte mich mal erkundigen«, begann sie. »Meine Mutter hat hier ihr Konto. Aber sie ist ein bisschen komisch im Kopf geworden, das Alter, fast Hundert.«
So langsam wurde es interessant. Auch die junge Postangestellte beugte sich vor.
»Ja, und Zugriff auf das Konto hat nur meine Schwester. Jetzt bräuchte ich aber den Zugriff. Denn mit meiner Schwester habe ich mich zerstritten, ganz schlimm. Was können wir da tun?« Sie sprach in ganz normaler Lautstärke, aber vielleicht war sie ja schwerhörig und glaubte, sie würde flüstern.
Im Postamt wurde es jedenfalls so still, dass du eine weichgekochte Nudel hättest fallen hören. Wir alle taten natürlich so, als hörten wir nicht hin, aber unsere Ohren waren ganz spitz.
»Eigentlich müsste ihre Mutter vorbeikommen, um die Verfügungsberechtigungen zu ändern«, sagte die Postangestellte.
»Ja, also, das geht nicht mehr, dafür ist sie zu alt«, antwortete die ältere Dame.
Die Postangestellte seufzte und wählte dann eine sehr italienische Lösung. Sie nahm mit besonders deutlicher Handbewegung einen Schreibblock und einen Stift zur Hand. »Na, dann geben Sie mir mal die Namen aller Beteiligten. Ich werde mich bei meinem Vorgesetzten in Gorizia erkundigen, was wir da machen können.«
Die Kundin buchstabierte munter die Namen, Telefonnummern und vorherrschenden Krankheiten der gesamten Familie und wies noch einmal darauf hin: »E-M-I-L-I-A. Das ist meine Schwester. Ihr müssen wir den Zugriff verbieten. A-M-A-L-I-A. Das bin ich. Ich muss den Zugriff bekommen.« (Namen geändert.)
Ich bin gespannt, wie es in diesem Familiendrama weitergeht, und ich überlege ernsthaft, deswegen mit der Postangestellten ein bisschen zu flirten. Nur, um eine gute Geschichte zu bekommen.
Dienstag, 20. September
Wo wir schon bei der Familie sind: Ich hatte ja von meiner Tochter und ihrem ersten Job erzählt – als Rezeptionistin in einem Hotel. Jetzt ist der Sommer vorbei, das Studium geht los, und daher kann ich auch verraten, um welches Hotel es sich handelte: um das kleine Drei-Sterne-Haus Augusta gegenüber vom Minigolf, nicht weit vom Haupteingang des Strandes.

Ich verrate es deswegen gern, weil die neue Betreiberfamilie meine Tochter sehr anständig behandelt und fair bezahlt hat – was ja im Gastgewerbe nicht immer der Fall ist. Vor allem nicht im übervollen, heißen Sommer 2022, der in Italien alle an ihre Grenzen gebracht hat.
Also, falls ihr fürs nächste Jahr euren Urlaub plant, zieht das Hotel Augusta in Betracht (auf manchen Portalen heißt es auch Villa Augusta, Italiener nehmen es nicht so eng mit Eigennamen). Und bestimmt ist im nächsten Sommer Lilly wieder an der Rezeption.
Mittwoch, 21. September
Fürs aktuelle Alpe Adria Magazin habe ich einen großen Shopping-Guide übers Friaul geschrieben, von Antiquitäten über Mode bis Delikatessen.

Ich denke, der Kauf lohnt sich, denn was wäre ein Italien-Urlaub, gerade jetzt im Herbst, ohne einen üppigen Einkaufsbummel?
Aber die Recherche von hunderten Öffnungszeiten – ja, das ist das glamouröse Leben eines Reisejournalisten. Ich habe jetzt noch ein Summen im Ohr. Das Leben wäre so schön mit einem persönlichen Assistenten, der einem sowas abnehmen könnte. Kurz gegoogelt: Ein persönlicher Assistent verdient in Deutschland im Schnitt 49.572 Euro im Jahr. Als Arbeitgeber käme für mich etwa noch mal so viel an Lohnnebenkosten drauf. Mit anderen Worten: Ich werde weiterhin selbst telefonieren.
Donnerstag, 22. September
Verflixt, es gibt technische Probleme in der Druckerei, daher erscheint mein Yeti erst Mitte Oktober statt Ende September. Aber ihr könnt das Buch natürlich schon vorbestellen – bei dem Buchhändler eures Vertrauens oder gleich hier. Versprochen: Das Ding ist die Bombe!

Noch ein paar Hinweise, bevor ihr das Wochenende genießt: Jeden Dienstag schreibe ich einen Newsletter für Golf Magazin. Falls ihr euch für Sport interessiert, abonniert ihn hier.
Und noch mehr Italien gibt es auf Instagram auf meinem Account @buch_und_wein.
Geballte Italien-, Venedig- und Grado-Tipps stehen am Ende dieses Newsletters.
Der letzte Newsletter mit Gin, Tequila und Hochwasser? Bitteschön.
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Euch allen ein traumhaftes Wochenende – bis nächsten Freitag!