Hier kommt der einzige Newsletter, der immer öfter die Teebeutel im Küchenregal beäugt. Denn einmal im Jahr – meistens dann, wenn es kühler wird – bekomme ich einen kurzen Tee-Anfall, weil ich glaube, dass mich das Teetrinken intellektueller wirken lässt. Aber die Sache ist auch schnell wieder ausgestanden.
Sonntag, 2. Oktober
Oh, das war eine feine Sache: In der Lagune von Grado fand heute »Laguna dei sapori« statt, eine Genussveranstaltung mit Sterneköchen und Showcooking. Oder wie es ein Kollege von mir immer nennt: »ein großes Geesse« (Ge-esse). Kann ich nur empfehlen – und mit 60 Euro pro Teilnehmer inklusive Getränken und Bootstransfer durch die Lagune wahrlich nicht teuer.




Es hat sehr viel Spaß gemacht, und daraus soll künftig eine jährliche Tradition werden.
Montag, 3. Oktober
Italiener machen sich gern darüber lustig, dass wir (also wir Deutschen und Österreicher) ab 18:30 Uhr, spätestens jedoch 19:30 Uhr, zu Abend essen wollen. Doch diese Eigenheit kam den Gastronomen in Grado äußerst gelegen, denn sie konnten jeden Tisch zwei Mal besetzen – erst aßen wir, dann die Italiener.
In diesem Sommer jedoch kam es aufgrund der großen Hitze zu der großen Essensverschiebung, wie es künftige Generationen von Verhaltensforschern nennen werden: Auch die Gäste aus dem Norden wollten plötzlich erst um 21 Uhr ihre Spaghetti vongole haben – was für einen unvorhergesehenen Ansturm auf die Tische und zu Chaos führte. Einige Restaurants arbeiteten mit strikten Zeitfenstern, um die Ströme zu lenken: Touristen konnten beispielsweise entweder um 19 oder um 21 Uhr reservieren. Doch es nützte wenig, vor vielen Restaurants bildeten sich jeden Abend verlässlich Trauben von wartenden Menschen.
Da wollen wir einmal von den Italienern was lernen, und dann ist es auch wieder nicht recht. Wie man’s macht, macht man’s verkehrt.
Dienstag, 4. Oktober
Habt ihr es diesen Sommer auch an den Autokennzeichen gemerkt? Die Ungarn sind da! Mehr als 35.000 von ihnen haben in den letzten drei Jahren in Grado Urlaub gemacht. Das k.u.k.-Küstenland feiert also eine Renaissance! Damit sind die Ungarn nach Österreichern und Deutschen die neue Nummer 3 in Grado. Kleines Quiz: Welche Nation lag bislang auf Platz 3? (Die Auflösung steht am Ende des Newsletters.)
Mittwoch, 5. Oktober
Was ist auf euren Handyhüllen zu sehen? Ein Familienfoto? Star Wars? Stranger Things? Gar nichts? Tja, so sieht meine Handyhülle aus:

Ein Heiligenbildchen von der Klosterinsel Barbana. Ein Geschenk meiner Schwiegermutter. Und daher nicht auszuschlagen.
Donnerstag, 6. Oktober
Dazu fallen mir die Recherchen zu meinen historischen Venedig-Romanen ein: Viele Jahrhunderte lang – und sogar noch bis Mitte des 20. Jahrhunderts! – wurden auf Jahrmärkten und sogar in Apotheken sogenannte Schluckbildchen (regional auch »Esszettel« genannt) verkauft: Wer eine Krankheit hatte, musste einen Zettel schlucken, auf dem Heilige oder Bibelzitate abgedruckt waren. Die brave Hausfrau kaufte auf Vorrat ganze Bögen mit Bildchen gegen diverse Krankheiten.

Jedenfalls, um noch mal auf die Party vom Sonntag zu kommen: Hätte es ein Schluckbildchen gegen den Kater gegeben – ich hätte ihm am Montag morgen zumindest eine Chance eingeräumt. Denn so es nach dem Fest aus:

Oder hätte ich vielleicht einfach meine Handyhülle essen sollen?
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Ich wünsche euch allen ein wunderbares Wochenende!
Mehr Lesestoff von mir – Bestseller, Flops, Reiseführer – findet ihr hier.
Geballte Italien-, Venedig- und Grado-Tipps stehen am Ende dieses Newsletters.
Der letzte Newsletter? Bitteschön.
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Auflösung:
Bisher auf Platz 3 der Grado-Besucher lagen, ziemlich genau gleichauf, Holländer und Tschechen.