Hier kommt der einzige Newsletter, der jegliche Eitelkeit vergisst und sich angesichts der Bora-Stürme die Mütze ganz tief ins Gesicht zieht. Dabei habe ich nun wirklich kein Gesicht und auch keine Frisur dafür, und wenn ich dann bei Pino die Mütze abnehme, sehe ich aus wie Wilson im Tom-Hanks-Film Castaway.

Weiter unten erfahrt ihr alles über die neue Eintrittsgebühr für Venedig, die nun mit zwei Jahren Verspätung tatsächlich in Kraft getreten ist.
Montag, 15. Januar
Grado hat ganz große Pläne: Der Ort samt Lagunenlandschaft will sich als UNESCO-Welterbestätte bewerben. Gerade wird eine Expertenrunde gebildet, welche die Kandidatur voranbringen und dem Welterbekomitee vorschlagen will. Das wäre natürlich eine feine Sache – schon Aquileia mit seinen Ausgrabungsstätten ist ja Weltkulturerbe. Es gibt bloß ein kleines Problem: Grado hatte es 2015 schon einmal versucht, 2021 kam ein abschlägiger Bescheid vom Innenministerium, das alle italienischen Kandidaturen absegnen muss. Nun wird mit neuen Argumenten (und in neuer politischer Konstellation) ein zweiter Anlauf gestartet. Massimiliano Fedriga, der Ministerpräsident der Region, hat beste Beziehungen zu Rom.
Wer sich über das Leben in der Lagune informieren will, sollte das neue Fischereimuseum besuchen, über das ich hier berichtet habe. Wirklich sehr interessant, trotz eigenwilliger Öffnungszeiten.
Da fällt mir ein: Vor ein paar Tagen hielt eine Deutsche mit quietschenden Reifen neben mir und rief aus dem heruntergelassenen Fahrerfenster, dass sie mir soeben eine Mail geschrieben hätte, wegen der Öffnungszeiten des Museums, die im neuen Jahr geändert worden seien. Ich bedankte mich artig, dann brauste sie davon. Das KFZ-Kennzeichen hatte drei Buchstaben der Ortskennung, das weiß ich noch. Wenn du, liebe Deutsche, hier mitliest – sorry, bei mir ist keine Mail angekommen, auch nicht im Spam oder sonstwo. Nur, dass du Bescheid weißt, denn ich antworte ja immer.
Dienstag, 16. Januar
Heute wurde die jährliche Statistik über Grados Einwohner veröffentlicht; ich finde die Zahlen immer sehr spannend. Im Jahr 2023 lebten in Grado 7636 Menschen, 80 weniger als noch im Jahr 2022. Der Höchststand war im Jahr 1970: 10.135 Einwohner. Von den 7636 Einwohnern sind 589 oder 7,7 Prozent Ausländer. Auf Platz 1 liegen die Bangladescher mit 136 Personen, es folgen Rumänen mit 79 und Ukrainer mit 54 Personen. Dahinter endlich die Österreicher mit 35 Personen, drei mehr als noch im Jahr zuvor. Die örtliche Tageszeitung kommentiert diesen Zuwachs sehr erfreut damit, dass dies die Immobiliensituation widerspiegele – immer mehr Österreicher haben ja in den letzten Jahren Eigentum auf der Insel gekauft. Dann kommen Marokkaner, Ungarn, Nordmazedonier, Albaner, Kroaten, Serben und Polen, dann die Deutschen mit 15 gemeldeten Personen. Insgesamt sind 40 Nationalitäten in Grado versammelt, darunter ein Portugiese, ein Ire, ein Neuseeländer, ein Brite und ein Schweizer.
Bei den Ausländergruppen liegen die Frauen übrigens deutlich vorn, insbesondere bei den Osteuropäern (Beispiel Ukraine: 12 Männer, 42 Frauen) – weil viele von ihnen in Italien als badante arbeiten, als Betreuerinnen für ältere Personen.
Und: Gleich fünf Hundertjährige gibt es, zwei davon sind sogar 102 Jahre alt. Das macht die gesunde Meerluft, ist doch klar.
Mittwoch, 17. Januar
Leserfrage: Bekommt man in Grado im Winter Depressionen?
Überhaupt nicht, im Gegenteil, Gradeser genießen im Winter die ruhige Zeit. Dass sich die Touristenströme in vorhersehbaren Wellen bewegen, hilft sehr: Wenn es zu still wird, weiß man ja genau, dass es in ein paar Wochen wieder losgeht. Und wenn es zu trubelig und anstrengend wird, weiß man genau: Bald ist es auch wieder vorbei.
Das macht das Leben für Venezianer so kompliziert: Dort ist beinahe immer Trubel, ohne jegliche Pause. Apropos Venedig: Die Eintrittsgebühr für Tagestouristen ist nun in Kraft getreten, in diesem Jahr vorläufig an 29 Tagen. Sie kostet fünf Euro, Kinder unter 14 Jahren müssen nichts zahlen (aber sie müssen ihr Alter mit einem Dokument nachweisen, »wenn das Alter nicht offensichtlich ist«, wie die zuständige Behörde schreibt). Registrierung und Bezahlung funktionieren ausschließlich online: hier entlang. Dafür gibt es einen QR-Code aufs Handy, der bei Kontrollen vorzuzeigen ist. Wer den nicht hat, muss mit Bußgeldern von 50 bis 300 Euro rechnen. Achtung: Auch Übernachtungsgäste müssen sich den QR-Code holen, den sie, wenn sie auf der Webseite Name und Ort ihrer Unterkunft nennen, gratis bekommen. (Ich würde vermuten, dass auch eine Hotelquittung oder ein Buchungsbeleg reichen, aber warten wir mal die ersten Kontrolltage ab.)
Die Tage, an denen der QR-Code erforderlich ist: durchgehend vom 25. April bis 5. Mai sowie jeweils Samstag und Sonntag vom 11. Mai bis 14. Juli, ausgenommen das Wochenende des Festa della Repubblica am 1. und 2. Juni.
Ab 2025 soll die Gebühr für Tagestouristen das ganze Jahr über gelten.
Ob diese Idee wirklich viele Millionen Euro in die Stadtkassen spült oder sich als gigantischer Flop erweist, wird die Testphase zeigen. Ich habe tausend Fragen, die mir noch niemand beantworten konnte. Aber ich bin mir sicher: Das Thema wird uns die nächsten Monate noch ordentlich beschäftigen.
Donnerstag, 18. Januar
Und noch eine interessante Statistik aus Grado zum beliebten Thema Parkplätze, einem heiklen Thema, mit dem ihr locker einen ganzen Abend bei Pino und in jeder anderen Bar bestreiten könnt: 105 Parkautomaten sind in der Saison in ganz Grado verteilt. So viele? Ja, im Sommer werden Automaten hinzugemietet, ein erstaunliches Geschäftsmodell, das mir unbekannt war. Die Automaten nehmen im Jahr etwa 1,9 Millionen Euro ein, bei Miet- und Wartungskosten von 110.000 Euro. Also ein gutes Geschäft für den Ort.
Freitag, 19. Januar
Oh, da ist was angekommen!

Das Buch ist übrigens genau so schön aufgemacht wie »Meine Bar in Italien«, wieder mit Reliefdruck auf Baronesse-Leinen, aber in einem größeren Format und auch deutlich dicker. Wer es im Buchhandel, bei Thalia, Morawa, Hugendubel oder Amazon bestellt, bekommt es ein paar Tage vor dem 18. März, dem offiziellen Erscheinungstermin. Und gerade erreicht mich die Nachricht, dass der Bonnevoice-Hörbuchverlag auch wieder ein Hörbuch produzieren wird, so wie schon zu »Meine Bar in Italien«. Auf der Startseite gibt es eine Hörprobe zur Bar (ihr müsst drei Einträge runterscrollen). Nachtrag: Gerade habe ich selbst zum ersten Mal reingehört; aus Aberglaube lese oder höre ich meine eigenen Sachen nicht, sobald sie in den Druck gegangen beziehungsweise vertont worden sind. Absoluter Wahnsinn, was der Profi-Sprecher Hans-Jürgen Stockerl aus meinen ersten paar Zeilen rausholt. Was für ein Stimm-Boss!
Aber: Die Spaghetti-vongole-Tagebücher sind ja noch zwei Monate hin, und wer nicht warten mag, sollte sich unbedingt Band 1 der »Porzellanmanufaktur« zulegen. Hier steht alles, was ihr über die Trilogie wissen müsst.

Natürlich kommt in der »Porzellanmanufaktur« auch viel Italien vor: Giuseppe Esposito, ein Gastronom, der nach der Kapitulation Italiens von den Nazis verhaftet und zur Zwangsarbeit verpflichtet wurde, eröffnet nach dem Krieg sein Restaurant »Bella Venezia«, das für den Roman, der im Jahr 1947 beginnt, eine ganz entscheidende Rolle spielt – und sein Sohn Luca wird in den Folgebänden (die im Mai und Oktober 2024 erscheinen) zu einem wichtigen Protagonisten. Seid dabei, wenn sich die gute italienische Küche nach dem Krieg verbreitet und die Menschen Gnotschi mit einem Glas Tschianti bestellen!
—
Ich wünsche euch allen ein wunderbares Wochenende, genießt die Zeit und freut euch schon ein bisschen auf die nächste Italienreise. Bis nächsten Freitag!
Auf Instagram findet ihr mich unter @buch_und_wein, schaut vorbei.
Zur letzten Mediterranen Wochenschau mit dem Weihnachtskuchen-Ostereier-Skandal und der Frage, wie denn nun Spaghetti vongole authentisch zubereitet werden, geht es hier entlang.
Zurück zur Startseite? Bitteschön.
[…] mit dem großen Grado-Sprung nach vorn und den fabelhaften Einnahmen aus den Parkuhren geht es hier entlang. Dort steht auch alles über die neuen Eintrittsgebühren in Venedig: An welchen Tagen und wo muss […]
LikeLike
[…] über das Eintrittsgeld in Venedig habe ich hier zusammengefasst (scrollt zum […]
LikeLike
[…] über das Eintrittsgeld in Venedig habe ich hier zusammengefasst (scrollt zum […]
LikeLike
[…] über das Eintrittsgeld in Venedig habe ich hier zusammengefasst; scrollt zum Mittwochs-Eintrag. Dort kommt ihr auch auf die […]
LikeLike
[…] über das Eintrittsgeld in Venedig habe ich hier zusammengefasst; scrollt zum Mittwochs-Eintrag. Dort kommt ihr auch auf die […]
LikeLike
[…] über das Eintrittsgeld in Venedig habe ich hier zusammengefasst; scrollt zum Mittwochs-Eintrag. Dort kommt ihr auch auf die […]
LikeLike