Die schnelle Pizza, der Teenie-Star und der Newcomer in Grado: Mediterrane Wochenschau LVII

Hier kommt der einzige Newsletter, der zum ersten Mal seit fünf Jahren in einem Münchner Biergarten war – und, oh mein Gott, einen Espresso trank. Aber zu meiner Entschuldigung: Es war Mittag, und die Zeit ist vorbei, als du dir noch am Mittag zwei Halbe ins Gesicht stellen konntest und am Nachmittag dennoch produktiv warst.

Sonntag, 13. Juni

Ich hatte ja schon vor zwei Wochen angekündigt, dass uns bei der EM eine starke italienische Mannschaft erwartet, und auch wenn das übliche Fußballpalaver in den Bars und Cafés dieses Mal pandemiebedingt ausfiel, ist die Stimmung hier gut, und mit dem starken 3:0 gegen die Türkei und dem 3:0 gegen die Schweiz ist das Team ja auch prima ins Turnier gekommen und hat sich als erste Mannschaft fürs Achtelfinale qualifiziert. Clever: Zum EM-Auftakt erschien die Gazzetta dello Sport, traditionell rosafarben, in blassblau – in Anlehnung an die Trikotfarbe der Azzurri. 

Ja, das Papier ist wirklich blassblau – der Fehler liegt beim Fotografen (mir).

Montag, 14. Juni

Apropos Fußballpalaver: Der Feinschmecker fragte seine Autorinnen und Autoren, worauf sie sich am meisten freuen, wenn die Restaurants wieder öffnen. Das ist mein Beitrag.

Am drittschlimmsten waren die geschlossenen Cafés. Was ist Italien ohne den caffè am Tresen, ohne das Gespräch mit dem barista, ohne das fluchende Blättern in der Gazzetta dello Sport? Ohne das Geschimpfe auf den Dorfbürgermeister und auf Rom, auf den Nachbarn und auf Brüssel? Genau – ein ziemlich öder Ort. Und Coffee to go gibt es in Italien nicht; alle Versuche waren diesbezüglich äußert halbherzig. Kaffee daheim schmeckt auch nie so richtig, egal wie teuer die Maschine ist. Denn eine gute Kaffeemaschine braucht Durchfluss. Und außerdem: Mit wem kann man daheim gemeinsam schimpfen? Wir mussten ja still sein, weil die Teenie-Töchter vor ihrem Zoom-Unterricht saßen.

Am zweitschlimmsten war das ewige Gekoche daheim. Vor allem für zwei Teenage-Töchter, von denen die eine nur Bratkartoffeln, Salat und Pasta ohne Saucen isst und die andere zwar alles, aber nur in homöopathischen Dosen.

Am schlimmsten aber war es, nicht bedient zu werden. Denn ich bin gefühlt ein Landadliger ganz alter Schule mit vielen Angestellten. Ein nobile mit gutem Herzen, aber anspruchsvollem Gaumen. Bloß fehlen mir dazu das Gut, das Geld und der Adelstitel. Aber es gibt für mich kein erhabeneres Gefühl, als bedient zu werden. Das Essen gebracht und den Wein nachgeschenkt zu bekommen. Endlich darf ich wieder – endlich bin ich nobile! Wenn auch nur für ein paar Minuten am Tag.

Ich bin gespannt auf die Beiträge der Kolleginnen und Kollegen!

Dienstag, 15. Juni

Harry Styles ist in Venedig, und meine Teenage-Töchter drehen komplett frei! Und ich musste als seriöser Journalist alle meine venezianischen Kontakte spielen lassen, um mehr zu erfahren. Also, Harry Styles dinierte im Danieli, und Katy Perry, zeitgleich in Venedig, ließ es sich im Aman gutgehen. Sie sind aber alle schon wieder weg, so dass Stalker, Paparazzi und meine Töchter jetzt zu spät kommen.

Mittwoch, 16. Juni

Der Italiener Massimo Bucolo hat den Pizza-Automaten erfunden, der innerhalb von drei Minuten nach Münzeinwurf die »perfekte Pizza« zaubert. Der Automat steht in Rom, und der Kunde kann der Pizza im Entstehen zusehen und unter vier Geschmacksrichtungen wählen (Margherita, Salami, Speck und Quattro Formaggi). Guter Erfindergeist, zugegeben.

Regt diese Maschine euren Appetit an? Eben.

Aber: Ich fresse einen Besen, wenn sich das durchsetzt. Denn bei Pizza – und generell beim Essen – geht es in Italien nie um Schnelligkeit, Bequemlichkeit oder, um mit Großgastronomen zu sprechen, convenience. Es ist völlig unwichtig, ob die Pizza drei Minuten oder eine Viertelstunde dauert. Und wenn das unwichtig ist, dann nimmt man sie eben garantiert nicht aus einem Automaten.

Für deutsche Mensen und Großküchen in Unternehmen wäre der Pizzaautomat vielleicht interessant. Übrigens: Die Currywurst ist nicht mehr das beliebteste Kantinengericht der Deutschen, diese Ehre gebührt jetzt den Spaghetti Bolognese. Oder einem Gericht, das allenfalls entfernte Ähnlichkeit mit einer Pasta samt Fleischsauce hat, welche doch eigentlich mehrere Stunden vor sich hinköcheln muss.

Donnerstag, 17. Juni

Jetzt aber zum neuen Restaurant in Grado: Es heißt Barbi Food & Dress und liegt am großen zentralen Kreisverkehr, von dem es rechts an den Hafen und links zur Isola della Schiusa geht. Sehr schick und urban, eine kleine Karte mit innovativen Gerichten – schaut es euch mal an. Die beiden Brüder, die es im Mai eröffnet haben, wollen eine Verbindung zwischen Kulinarik, Kunst und Mode schaffen. Klingt ein bisschen verkopft, aber die Gerichte sind köstlich und brechen auch mal aus den üblichen Gradeser Menütraditionen aus. Die Weinauswahl ist interessant, und Pizza gibt es auch.

Gambero rosso – für mich die beste crudità überhaupt.
Rohe Vorspeisen und Thunfischtatar. Sehr gut!

Weitere aktuelle Tipps aus Grado habe ich hier und hier zusammengefasst.

Freitag, 18. Juni

Kurzer Trip nach Venedig und ein Spaziergang durch den Casanova-Garten – ich spüre den Druck.

Nie ohne meine Playboy-Maske!

Auch wenn ich es schon ein paar Mal geschrieben habe: Es gibt kaum eine bessere Zeit als jetzt, um Venedig zu besuchen. So (verhältnismäßig) leer und entspannt wird es vielleicht nie mehr. Hier stehen alle Tipps, die ihr braucht.

Ich wünsche euch ein zauberhaftes Wochenende!

Die letzte Wochenschau mit Ausflugstipps in die Lagune steht hier.

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Und mein neues Buch? Bitteschön.

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