So wärmt ihr eure Pizza auf – und der neue Priester ist da! Mediterrane Wochenschau LXXVII

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Sonntag, 7. November

Bevor wir zum Großereignis in Grado kommen, kurz ein paar Dinge zum aktuellen Buchausstoß: Heute war ich im Radio. Der ORF Kärnten hat mich zum neuen Krimi interviewt. Hier könnt ihr reinhören.

Und am selben Tag ist diese Besprechung in der Sindelfinger Zeitung/Böblinger Zeitung erschienen.

Es hätte nicht besser laufen können, und ich bin sehr glücklich.

Jetzt aber endlich nach Italien. Denn in Grado ist richtig Trubel: Der neue Priester tritt sein Amt an! Don Paolo ist ab heute für unser Seelenheil zuständig, und seine Amtseinführung war eines Rockstars würdig: Er kam übers Wasser (nicht zu Fuß, sondern in einem geschmückten Boot), ein mehrstündiger Gottesdienst feierte ihn, die Glocken läuteten ununterbrochen, die Kapelle spielte feierlich auf. Der Bürgermeister trugt Schärpe, die Carabinieri waren im Galaanzug angetreten, überall flatterten Fahnen und Wimpel. Ja, das können die Katholiken.

Paolo als Name für einen Priester finde ich übrigens etwas zu normal. Don Paolo – klingt nicht sehr priesterlich. Die Vorgänger hießen Don Armando und Don Nadir, das hat doch schon einen ganz anderen Klang. Es gibt im Italienischen auch den Vornamen Arcangelo – Erzengel. Aber wir wollen ja nicht übertreiben.

Montag, 8. November

Nochmal ein Rückblick ins Wochenende: Der Aufsteiger FC Venedig wurde oft geschmäht. Doch der Kleinverein, der es in diesem Jahr sensationell in die Serie A geschafft hat, hält sich überraschend gut – und besiegte nun José Mourinhos AS Rom mit 3:2.

Mourinho, einst als Trainergott gepriesen, geht allen Sportinteressierten zunehmend auf die Nerven. Denn wer war Schuld an der Niederlage? Klar, der Schiedsrichter. So wie schon letztes Wochenende. Und das Wochenende davor. Ja, die ganze Welt hat sich gegen den armen Kerl verschworen.

Ach ja, und wie ihr vielleicht erkennt: Das ist ein Twitter-Screenshot. Dort bin ich auch (@StefanMaiwald), lasst uns doch einander folgen!

Dienstag, 9. November

Vor zwei Wochen berichtete ich von dem Muskelprotz in dem Fitnessstudio, der das mit den Prozenten nicht so genau hinbekommen hat. Darauf schrieben mir Leserinnen und Leser ähnliche Erlebnisse in ihren Gyms. Meine Lieblingsgeschichte: Ein Leser erzählte mir, ein Freund habe den Personal Trainer gefragt, wie schwer denn die Hantelstange sei. Die Antwort: »Kommt drauf an, wie du sie anfasst.«

Mittwoch, 10. November

Auf die großen Fragen des Lebens gibt es keine befriedigenden Antworten, aber auch manche kleinen Dinge sind nicht hinreichend gelöst. Eine davon lautet: Wie wärmt man die Pizza vom Vorabend vernünftig auf? Das Mel Magazine probierte fünf gängige Möglichkeiten aus. Die schlechteste ist natürlich die, zu der wir alle greifen: die Mikrowelle. Heraus kommt eine Masse, die an Omas Sofakissen erinnert. Auf Platz vier: einfach kalt essen. Na, herzlichen Dank für den Tipp. Platz drei: der Grill, am besten Gasgrill. Ist halt bloß sehr aufwendig. Auf Platz zwei, auch nicht ohne: im Ofen, 220 Grad Umluft für fünf Minuten. Auf Platz eins: per Heißluftfritteuse, auch Air Fryer genannt. Die Heißluftfritteuse ist eines dieser Küchengeräte, das man sich mal aus purem Impuls kauft, weil es wahnsinnig viel verspricht, aber dann wird es zu einem Küchenrelikt, steht rum wie das Überbleibsel einer antiken Zivilisation und wird irgendwann ganz nach hinten in einen Schrank verräumt, bis eine nachfolgende Generation es zufällig findet. Und sich sagt: Na, das Geld hätten die Eltern aber auch besser anlegen können.

Meine Tochter mit Pizza und Micky Maus. Mehr braucht doch kein Mensch zum Glück.

Wie ich es mache? Ich bin fein raus, ich esse höchstens zwei Mal im Jahr Pizza. Und wenn schon, dann wird sie konsequent vertilgt.

Donnerstag, 11. November

Und noch eine Nachricht aus Venedig: Ein Gemälde des venezianischen Malers Luigi Querena ist in Wien für 528.000 Euro versteigert worden – bei den heutigen überhitzten Kunstmarktpreisen ja beinahe ein Schnäppchen. Das Bild zeigt das Prachtschiff »Bucintoro« und die alljährliche Vermählung Venedigs, repräsentiert vom Dogen, mit dem Wasser – ja, wirklich, der Doge warf dabei sogar einen goldenen Hochzeitsring über Bord.

Hübsches Detail: Die Wolkenschatten auf dem Dogenpalast.

Ausgerechnet in Wien fand also die Auktion statt, denn interessanterweise war Querena 1848 am Aufstand der Venezianer gegen die Österreicher beteiligt. Wer hat jetzt an wem späte Rache genommen?

Fundstücke der Woche

  • MarineTraffic ist eine fabelhafte Webseite, die den gesamten Schiffsverkehr weltweit in Echtzeit zeigt – und wenn ihr die Symbole anklickt, bekommt ihr den Namen und das Foto des Schiffs sowie weitere Informationen. An Grado fährt beim Schreiben dieser Zeilen gerade der niederländische Containertransporter »Floragracht« mit 14 Knoten in südwestlicher Richtung vorbei, und in der Lagune von Venedig ist mächtig was los. Aber selbst das kleine Ausflugsboot zum Inselkloster Barbana wird erfasst. 
  • Und ein Fundstück auf Reddit: ein Durchhalteparolen-Generator von raccoonlovesyou.com, falls ihr euch missgelaunt und gestresst fühlt. Leider nur auf Englisch. Wenn jemand eine deutsche Entsprechung findet, bitte melden!

Zitat der Woche

»Die beiden passten zusammen wie Hannah Arendt und ein Gangsterboss. Sie waren uneins über alles außer Hitler und meine Schulzeugnisse. Aber trotz aller Wortgemetzel blieben sie siebzig Jahre lang verheiratet – um den anderen zu ärgern, vermute ich. Na ja, auf ihre Weise haben sie sich bestimmt geliebt, auf eine Weise, die sonst wohl nur ein paar Kopfjägern im Urwald von Borneo zugänglich ist.« – Woody Allen über seine Eltern.

Zur vorigen Wochenschau (mit viel Spaghetti bolognese) geht es hier entlang.

Die nächste »Mediterrane Wochenschau« erscheint wie immer am kommenden Freitag.

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Den Krimi von oben gibt es in eurer Buchhandlung oder hier.

Ich wünsche euch allen eine wunderbare Woche! 

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