Hier kommt der einzige Newsletter, der die Maske im Freien zumindest im Winter gar nicht so schlecht findet! Ich bin nämlich aus puren Eitelkeitsgründen immer etwas zu leicht angezogen und stülpe mir beispielsweise erst eine Mütze über, wenn die Ohren abzufallen beginnen. Und da ist diese leichte Restwärme, die man von der Maske bekommt, schon ganz angenehm.
Meine Freundin und Pizzaexpertin Barbara Guerra (hier ist das Interview mit ihr über die beste Pizza) schrieb übrigens gerade auf Facebook: »Ich habe mir seit zwei Jahren keinen Lippenstift gekauft.«
Neuigkeiten über die Virensituation in Italien stehen wie immer hier. Es bleibt dabei: Wir haben atemberaubend viele Fälle (am Mittwoch 230.000 Neuinfizierte), aber kaum ernste Verläufe, die Zahlen auf den Intensivstationen fallen sogar. Für geimpfte Touristen gibt es keine Einschränkungen, Hotels und Restaurants sind geöffnet.
Montag, 17. Januar
Es gab jede Menge Reaktionen zu den Themen Bolognese, schiach und Skigymnastik. Gehen wir es der Reihe nach an.
Klar, dass zum Thema »die perfekte Bolognese« jeder eine Meinung hat, und das ist ja auch gut so. Einige Anregungen, die häufiger kamen: das Gemüse vorher anbraten und nicht einfach mitkochen lassen. Kann man machen, aber ich bin kein Fan von Röstaromen am Gemüse. Ein bisschen Frische und Knackigkeit in der ansonsten so sämig-fleischigen Sauce – das ist doch gar nicht schlecht. Ich finde: Gemüse soll gesund schmecken, nicht gut.
Manche meinten, um das längere Köcheln käme man nicht herum (Tipp: das Ganze im Ofen statt auf der Herdplatte machen), aber ich habe ja dargelegt, wie es auch anders geht, und dafür viel Zuspruch bekommen.
Ein paar Mal wurde noch Oregano und einiges andere als Gewürz genannt, aber ich würde mit Gewürzen generell sehr zurückhaltend sein. In vielen Online-Rezepten werden sieben oder acht Gewürze hinzugegeben, das ist einfach zu viel. Und der bekannteste Metzger des Friaul von der Macelleria Da Primo in Ruda hält sogar Pfeffer an jeder Art Fleisch für eine Sünde. (In der Bolognese halte ich Pfeffer aber für unverzichtbar.)
Und dann ist da ja noch die Sache mit den Spaghettoni oder Bigoli statt den Tagliatelle. Ja, klar, die emilianische »Tradition« schreibt Tagliatelle vor, aber erstens schicken die Italiener keine Spione in unsere Küchen, und zweitens ist Tradition per se kein Wert. Ungefragte Telefonanrufe von windigen Versicherungsvertretern haben ja auch Tradition und sind deswegen noch lange nicht gut.
Jetzt zum österreichischen Wort schiach: Scheen schiach sagen die Kärntner gern, teilt mir Fritz D. mit. Schiach kann also je nach Zusammenhang alle Spielarten von hässlich bedeuten, aber hat auch noch andere Bedeutungen. »Manchmal verwendet man es, wenn jemand zu jemandem garstig ist«, schreibt mir Gerda M. »Man sagt dann – sei doch net so schiach.«
Und Rosi C. schreibt: »Schiach wird auch im Sinne von wütend verwendet: Als er das erfahren hat, ist er schiach geworden… (du musst dir den gesamten Satz im Dialekt vorstellen). Schiach tun: da hat er schiach getan = im Sinne von: Da ist er ausgeflippt (sein Verhalten war vielleicht schon etwas beängstigend oder auffallend). Als Substantiv: Da ist ihm d’Schiacha angangen… bedeutet: Da hat er Angst bekommen. Das ist aber schon tiefster Waldviertler Dialekt. Kennst di aus?«
Und was die Skigymnastik angeht: Um Kniebeugen komme ich wohl nicht rum, auch Treppen sollen künftig bestiegen statt vermieden werden. Leserin Edith S. empfahl mir das Buch »Fit in 9 Minuten«, Kollege Jupp Suttner, seit Jahrzehnten bestens im Wintersport vernetzt, wies auf die Wichtigkeit der Rumpfkräftigung und des Dehnens hin, und Grado-Kumpel Robert D. nannte mir die diabolische Übung, mit dem Rücken gegen die Wand zu lehnen, Ober- und Unterschenkel in einen 90-Grad-Winkel zu bringen und so lange wie möglich in dieser Position zu verharren. Seine Frau schaffe das zweieinhalb Minuten lang.
Dienstag, 18. Januar
Ich musste kurz beruflich in München sein, und mir ist aufgefallen, dass inzwischen beinahe jedes Geschäft mit dem Beiwort Manufaktur wirbt. Käse, Kinderbekleidung, Physiotherapie, Golfunterricht. Ist ja auch irgendwie gemütlich und heimelig, aber seit wann ist Handarbeit immer und überall was Gutes? Hier ist ein Baumstamm, hier ist eine Säge – dann baut euch mal schön euer Bücherregal zusammen.
Das ist auch genau der Grund, warum ich, selbst wenn ich es mir leisten könnte, keine italienischen Sportwagen kaufen würde. Ich will doch kein 650-PS-Monster, das in Handarbeit zusammengedengelt wurde! Nein, ich will gnadenlose Fertigungsroboter, die mit Toleranzen von Hundertstelmillimetern arbeiten, die keinen Kater und keine Zigarettenpause kennen und die nicht sagen: Naja, wird schon irgendwie passen.

Andererseits: schön sind die Autos ja schon.
Mittwoch, 19. Januar
Also, die Sache mit den Kniebeugen – ich weiß nicht. Aber hier kommt ein Bild von meinem Abendspaziergang in Grado. Macht viel mehr Spaß!

Donnerstag, 20. Januar
Hier seht ihr mich beim Versuch, die Kniebeugen in meinen Alltag zu integrieren: Beim Ausknobeln der Krimihandlung mache ich gleichzeitig Skigymnastik.

Multitasking: Männer können es eben doch.
Zitat der Woche
»Jeden Tag wird es etwas einfacher. Aber du musst es jeden Tag tun, das ist das Schwierige.« – BoJack Horseman.
Das passt gut zum Schreiben wie zur Skigymnastik und überhaupt zu allen sportlichen und kreativen Vorhaben. Und – ja, ich weiß, es sind eigenartige Zeiten, wenn die klügsten Sprüche von Animationsfiguren kommen.
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Euch allen ein wunderbares Wochenende!
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Die nächste »Mediterrane Wochenschau« erscheint am 28. Januar. A presto!