Hier kommt der einzige Newsletter, dem beim Spaziergang durch die Ausgrabungen in Aquileia der heftige Bora die Mütze vom Kopf gerissen hat, woraufhin sie in den römischen Hafenruinen landete, die man nicht betreten darf. Da liegt sie nun dumm rum, und ich habe ein schlechtes Gewissen.
Montag, 23. Januar
Denn ich musste doch mal wieder in Aquileia vorbeischauen, weil hier in den letzten Jahren einiges passiert ist. Kurz zum Hintergrund: Aquileia könnte sich zu Recht das »Pompeji des Nordens« nennen und ein echter Touristenmagnet werden. Doch die Bewohner wollten das bislang nicht. Aquileia ist traditionell ein stramm linker Ort, und »Tourismus« klingt allzu sehr nach »Kapitalismus«; man wollte seine Ruhe haben. Deswegen wurden all die fantastischen Ausgrabungen über Jahrzehnte eher lieblos behandelt und unter Plastikplanen versteckt.

Das hat sich aber sowas von geändert. Kompliment, liebes Aquileia! Das Museum, das bis vor wenigen Jahren noch Gerümpel wie Rasierpinsel und Teppichklopfer aus dem 18. Jahrhundert ausstellte, zeigt nun nach dreijähriger Renovierungsarbeit die unfassbaren Schätze aus der Römerzeit, von Statuen über Waffen und Schmuck bis Goldmünzen – es gilt nun zu Recht als bedeutendstes archäologisches Museum Norditaliens, und das will was heißen. Ich kann den Besuch ausdrücklich empfehlen.

Und gelernt habe ich auch was. Wenn ein reicher Senator oder Kaufmann seine Büste haben wollte, musste der Künstler zuerst die Frisur aus dem Marmorblock meißeln. Die Haare mussten schön sein; Halbglatzen sieht man an antiken Auftragsarbeiten tatsächlich selten. Dann nickte es der Kunde ab, und der Künstler konnte sich an die Gesichtszüge machen.
Und die Basilika von Aquileia mit ihrem Marmorfußboden ist ja sowieso die Wucht. Nun sind auch in der Kirche Ausgrabungen zu besichtigen, die zu einer römischen Villa aus dem vierten Jahrhundert führen. Wirklich stark, und ich bin mir sicher, dass Basilika und Museum auch für Familien mit Kindern sehenswert sind.
Ein bisschen typisches Italien wird natürlich immer noch geliefert: Es gibt für all diese Schätze zwei Info-Points und zwei Kartenschalter (in einem 3000-Einwohner-Örtchen, wohlgemerkt), denn die Basilika wird von der Gemeinde unterhalten, das Museum dagegen vom Staat.
Dienstag, 24. Januar
Ein neues Wörterbuch, das ich zu Weihnachten bekommen habe: eine wichtige Ergänzung des Aktivwortschatzes.

Wobei – allen Ausländern, die italienische Gesten nachmachen wollen, sollte ich den Tipp geben, es zu lassen. Und mir sollte ich diesen Tipp zuallererst geben.
Mittwoch, 25. Januar
Vor einigen Monaten wurde in Triest die Segelyacht A, die modernste, größte, teuerste Segelyacht der Welt, von den italienischen Behörden beschlagnahmt. Denn die Yacht (143 Meter lang, 100 Meter hohe Masten, Baukosten 400 Millionen Euro) gehörte einem russischen Oligarchen, der Wladimir Putin allzu nah steht.


Und nun dümpelt die Segelyacht, dessen Design von Philippe Starck stammt, dumm rum. Allein der Unterhalt der Yacht kostete bislang 7 Millionen Euro.
Dazu zwei Dinge. Erstens: Man muss schon sehr viel Geld haben, um sich ein Boot leisten zu können, egal, wie klein oder groß es ist.
Zweitens: Ich habe großen Respekt vor Philippe Starck, den ich sogar einmal kennenlernen durfte, er lebt ja einige Monate im Jahr auf der Insel Burano bei Venedig. Ich weiß aber nicht, ob ich mir ein 143-Meter-Segelschiff von einem Menschen bauen lassen würde, der mit Zitronenpressen berühmt geworden ist.
Donnerstag, 26. Januar
Beatrix tritt mal wieder aufs Gaspedal: Die Salzburgerin, die vor drei Jahren ihr B&B Casa Bea eröffnet hat, veranstaltet im Juli wieder eine wunderbare Woche für alle, die Italienisch lernen und überhaupt ganz tief in die italienische Lebensart eintauchen wollen.

Ich werde bestimmt mal an einem der Abende auf ein Glas vorbeischauen. Hier geht es direkt zu ihr.
Freitag, 27. Januar
Der geheimnisvolle Thomas vom letzten Newsletter hat sich gemeldet. Da hätte ich auch drauf kommen können, dass es sich um meinen Grado-Kumpel Thomas B. handeln könnte, aber Thomas ist eben, wie Stefan, ein echt häufiger Name. Übrigens: Kärnten ist gut zu mir. So wird mir dort am Morgen der Cappuccino serviert. (Im Illy-Café in Bad Kleinkirchheim.)

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Zitat der Woche
»Sie war eine dieser vernünftigen Frauen, die ihren Wein nur zum Essen tranken.« – The Fat Jewish.
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In der nächsten Wochenschau erzähle ich euch vom Luxus-Beachclub, der in Grado entstehen soll.
Ich wünsche euch allen ein schönes Wochenende, bis nächsten Freitag!
Für die Golfer und Sportinteressierten unter euch: Auf golfmagazin.de habe ich gerade etwas über den merkwürdigen Streit zwischen zwei Spitzenspielern geschrieben. Drama!
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Und in diesem Newsletter stehen, ganz am Ende, die gebündelten Italien-Tipps für euren nächsten Urlaub.
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[…] Nachtrag zu dem neugestalteten Museum in Aquileia, von dem ich letzte Woche geschwärmt habe. Ich denke, wir müssen der Wahrheit ins Auge blicken und erkennen: Nicht jeder […]
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