Mediterrane Wochenschau, Folge III: Die neue Freiheit und der göttliche Schuss

Hier kommt die dritte Wochenschau, dieses Mal mit dem ersten Kaffee in freier Wildbahn. Zu den vorigen Folgen geht es hier entlang.

Wer wissen will, wie es um den Sommerurlaub bestellt ist: Hier fasse ich die aktuellen Entwicklungen zusammen, von den Grenzen über die Hotels und Restaurants bis zur Situation an den Stränden.

Freitag, 15. Mai

Meine Töchter haben mir wegen dieses misslungenen Selfies die Internet-Freundschaft aufkündigen wollen.

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Immerhin habe ich die Augen geöffnet und schaue in die Kamera.

Ich habe versucht, ihnen die Philosophie des Wabi-Sabi näher zu bringen, die Schönheiten der Imperfektion, die Eleganz des Versuchs, aber dafür waren sie nicht zugänglich.

Samstag, 16. Mai

Wir sind bereit! Die Sonnenschirme werden mit einem Sicherheitsabstand von fünf Metern in den Sand getrieben, einer der Arbeiter läuft extrawichtig mit einer Messlatte herum. Die Saison beginnt offiziell am 18. Mai. Klar – wir werden wohl erst einmal eine Zeitlang unter uns bleiben, was wirklich bedauerlich ist, gehört das Friaul doch zu den am wenigsten vom Virus betroffenen Regionen in ganz Europa. Hoffen wir, dass die Grenzen im Juni geöffnet werden.

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Die Ausgabe der Gazzetta Dello Sport – viel Deutsch und auch noch mit Maske gratis dazu.

Und: Selten habe ich mich so auf einen Fernsehnachmittag gefreut. Ich habe mir sogar die Gazzetta dello Sport gekauft, wo tatsächlich auf der Titelseite mehrfach von der Bundesliga die Rede ist. Erstens will der AC Mailand Ralf Rangnick und möglicherweise Julian Nagelsmann obendrauf haben, zweitens wird vermeldet, dass die Welt heute auf Deutschland schaut – schließlich sind wir die erste große Fußballnation, die den Betrieb wieder hochfährt.

Und: Italien hat beschlossen, die Grenzen für EU-Bürger ab dem 3. Juni zu öffnen. Blöd halt, dass Deutschland und Österreich die Grenzen noch dicht halten.

Sonntag, 17. Mai

Die ersten Lockerungen machen sich bemerkbar: Das Wetter ist herrlich, die Menschen strömen an den Strand und bummeln durch die Gassen – die trübe Stimmung der letzten Wochen ist wie weggeblasen, alle verbreiten Optimismus. Gejammert wurde ja auch genug (und zu Recht); nun braucht es mediterrane Zuversicht, um aus diesem Jahr das Beste zu machen. Einzelheiten zur Wiederöffnung Italiens habe ich hier zusammengefasst.

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Auch heute habe ich mir die Gazzetta Dello Sport gekauft, die am Wochenende den Namen wechselt und Gazzetta Sportiva heißt, was an einem alten italienischen Gesetz liegt, nach dem Tageszeitungen eigentlich nur sechs Mal pro Woche erscheinen dürfen. »Haaland L’Antivirus« ist doch wirklich eine coole Überschrift.

Montag, 18. Mai

Leute, es ist so großartig! Das Jahr 2020 hat mit dem heutigen Tag angefangen. Ein Cappuccino im Cristallo und ein Abendessen im Portobuso – ich kann euch gar nicht sagen, wie gut sich das alles angefühlt hat!

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Der erste Fisch in Freiheit nach drei Monaten. Tut mir leid, rombo.

Dienstag, 19. Mai

Mein temporäres Außenbüro ist endlich bezugsfertig. In der Bar Marina Fiorita verbringe ich eine Stunde am Vormittag, weil man ja mal raus muss. Auch, weil die Töchter Videounterricht haben und die Spanischlehrerin so laut ist.

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Die Abstandsregeln werden vorbildlich eingehalten.

Mittwoch, 20. Mai

Der morgendliche Kaffee an der Bar: wie gut das tut! Ich habe den vernünftigen Kaffee so dermaßen vermisst, dass ich daheim zum Teetrinker geworden bin. Denn egal wie teuer die Kaffeemaschine daheim ist: Den besten Kaffee gibt es nun einmal nur in der Bar, der göttliche Schuss, wie er unter Enthusiasten genannt wird. Die Gründe dafür habe ich in diesem Artikel aufgeführt.

Aber es ist ja nicht nur der Kaffee selbst: Es ist wichtig zu wissen, dass die Bar eine ganz wichtige Rolle im italienischen Alltag spielt.Für viele Kunden ist der barista der erste Mensch, den sie am Morgen begegnen, der erste Mensch, mit dem sie reden. Und manchmal, für die Älteren, ist er auch der einzige. Jetzt kann man wieder am Tresen seinen Kaffee trinken, am Dorfleben teilnehmen und über Politik, Wetter und Fußball plaudern, wenn auch mit etwas Abstand. Das ist eminent wichtig für die seelische Gesundheit.

Und weil Fußballgeplauder sich derzeit vor allem um die Bundesliga dreht, der einzigen großen Liga, die ihren Spielbetrieb wieder aufgenommen hat, kann ich schwer auf Experte machen, meine Meinung wird gefragt und geschätzt. Fühlt sich gar nicht so schlecht an!

Und das Allerbeste: An diesem Wochenende öffnen so gut wie alle Restaurants.

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In Stralonga nicht weit vom Kirchplatz: Ab Freitag gibt es wieder köstliche Pasta! Foto: Alessandra Troian.

Donnerstag, 21 Mai

Vatertag. Und das Wetter ist kurz nach diesem Foto auch besser geworden.

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Sonnenschirme in fünf Metern Abstand: Das muss reichen.

Ja, so langsam muss man sich um seine Bikinifigur Gedanken machen. Daher habe ich das SUP abgestaubt und aufgeblasen. Und erste Runden bin ich auch schon ge- äh, -fahren? – paddelt? -rudert?

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Der ewige Kampf: Ich vs. innerer Schweinehund.

Und ein letzter Aufruf für Freunde elektronischer Bücher: Nur noch bis Sonntag gibt es »Wenn die Gondeln untergehen« als E-Book für 4,99 Euro statt für 11,99 Euro – praktisch zum Preis eines Großstadt-Cappuccinos (large, to go), dafür aber länger haltbar, und ihr verbrennt euch nicht Lippen und Pfoten!

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Fangfrisch: Hier könnt ihr den Krimi bestellen.

Lust auf Sommerurlaub? Die ganz aktuellen Entwicklungen zur Reisesituation nach Italien und zurück stehen hier.

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