Mediterrane Wochenschau, Folge VIII: Frühstück in Venedig und Südtirol

Hier kommt ein Wochenrückblick, der ohne Spiegeleier in den Tag startet!

Sonntag, 21. Juni

Wir alle werden in diesem Jahr schlechter frühstücken – zumindest dann, wenn wir auf Reisen sind. Denn Frühstücksbüffets in ihrer bisherigen Selbstbedienungsform sind vorläufig abgeschafft, was die Hoteliers vor große Probleme stellt. In dem Hotel in Venedig war eine arme Dame für alle zwanzig Tische zuständig und heillos überfordert. Schließlich kam eine Rezeptionistin hinzu und trug zumindest das benutzte Geschirr fort. (Mehr über die erste Venedig-Reise nach dem Lockdown steht hier.)

Denn in der Hotellerie gibt es nichts Komplizierteres als Frühstücken. Jeder hat seine eigenen Vorlieben, will hier und da einen Nachschlag, immer fehlt irgendwas: der Salzstreuer, ein Stück Butter, eine Gabel. Tischbedienung ist beim Frühstück brutal. Fun Fact: In Luxushotels werden Sous-Chefs, die am Abend schlecht gearbeitet haben oder Widerworte gefunden haben, für den nächsten Morgen zum Frühstückmachen verdonnert. Und vier Stunden lang Omeletts brutzeln oder verschmierte Nutellateller abräumen zieht auch den enthusiastischsten Gastroprofis den Zahn.

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Venedig: Hier bilde ich eine Art farbliche Schnittmenge der Umgebung.

Die Hoteliers in Grado, mit denen ich gesprochen habe, haben fürs Frühstück zusätzliches Personal eingestellt und das Angebot etwas reduziert. »Dieses Jahr gibt es nur gekochte Eier«, sagte mir einer. »Spiegelei und Rührei bekomme ich mit den neuen Vorschriften nicht hin.« Für das übliche Live-Anrichten der Eierspeisen an einer Kochstelle direkt am Büffet braucht es nach den neuen Hygiene- und Abstandsvorschriften mehr Platz, als den Hotels zur Verfügung steht. Andere Häuser versuchen es, über Roomservice zu lösen.

Wenn ihr mich fragt: Es gibt nichts Königlicheres als Roomservice. Ist halt so ein Agentending, denn ich glaube, meine erste Begegnung mit Roomservice waren die alten James-Bond-Filme, wo immer der Champagner aufs Zimmer gebracht wurde. Das hat mich als kleiner Junge sehr beeindruckt.

Montag, 22. Juni

Apropos Venedig: Gerade ist mein neuer Reiseführer erschienen. Ich finde, er sieht sehr schick aus! Er enthält nicht nur viele ganz aktuelle Tipps, sondern auch spannende Geschichten rund um die amphibische Stadt. Ich habe den Band zusammen mit der Autorin Wolftraud De Concini verfasst.

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Fotos arrangiere ich schon wie ein echter Influencer!

Dienstag, 23. Juni

Und wo wir gerade bei der Presseschau sind: Fürs aktuelle Alpe Adria Magazin habe ich eine große Aquileia-Geschichte geschrieben, mit vielen Tipps rund um Aquileia, und natürlich ist auch Grado ordentlich vertreten. Ich denke, die 6,80 Euro sind gut angelegt.

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Wenn man es über Nacht versehentlich auf dem Balkon lässt, dann bekommt das Heft eine richtige kleine Adriawelle.

Mittwoch, 24.6.

Nachdem die letzten Monate für einen Reisejournalisten nicht so toll waren, bin ich nun für den Feinschmecker auf einer Südtirol-Reise – meiner ersten Reportage seit vier Monaten. Ich will noch nicht allzu viel verraten, aber ich möchte festhalten, dass es hier wirklich überragende Hotels mit erstklassiger Küche gibt. Und dass man von den Südtirolern schräg angeschaut wird, wenn man nicht mindestens zwei Sportarten pro Tag praktiziert. Das sind hier alles sehr ledrige, drahtige Burschen, Ötzi nicht unähnlich.

When in Rome, do as the Romans. Also habe ich mich aufs Leih-Bike geschwungen und bin im Passeiertal ein bisschen hin- und hergeradelt. Macht schon Spaß, keine Frage. Aber bergab ist mir entschieden lieber als bergauf.

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Wozu haben die Leute denn den Verbrennungsmotor erfunden?

Donnerstag, 25.6.

Frau und Kinder sind mit an Bord, und sie haben gegen das Golfbag im Auto votiert. Es wäre spätestens heute auch kein Platz mehr angesichts der Einkäufe, die sie in Brixen, Meran und Bozen getätigt und die italienische Wirtschaft praktisch im Alleingang angeschoben haben. Dennoch habe ich ein Eisen 7 in den Kofferraum geschmuggelt und mich heute auf eine kleine Range geschlichen. Erkenntnis: Auch mit schlechtem Gewissen macht Golf immer noch jede Menge Spaß.

Was das Große Ganze angeht: Südtirol ist längst wieder im touristischen Normalbetrieb, und fürs Friaul meldete die örtliche Zeitung gestern und heute 0 neue Fälle. Nur, falls sich immer noch jemand fragt, wie sicher Italien als Urlaubsland ist. Und die Frühstücksbüffets sind zumindest in Südtirol auch wieder fast so üppig wie zuvor.

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Essen am Chef’s Table bei Evelin Frank im Muchele.

Überhaupt kommen mir diese Abstandsregelungen sehr entgegen. Am Strand hat man die Freiheit zum Atmen, in den Hotels sind die Gastgeber aufrichtig für jeden Besucher dankbar.

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Ein Espresso aus Südtirols Kaffeerösterei Kuntrawant.

Wer sich also Sorgen macht: braucht ihr nicht, kommt einfach runter. Oder lest hier weiter mit und reist wenigstens virtuell durch Italien.

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Alles über die aktuelle Situation in Italien steht hier.

Aktuelle Tipps für Grado gibt es hier.

Den idealen Lesestoff für die Liege, ob mit Meer- oder Bergblick, findet ihr hier.

Die nächste Wochenschau erscheint am 2. Juli, euch allen eine schöne Woche!