Hier kommt der einzige Newsletter, der genau weiß, dass sich unsere Kinder und Enkelkinder über unsere Yoga-Verrenkungen genau so lustig machen werden wie wir uns über Muttis Aerobic-Videokurs aus dem Jahr 1985!
Sonntag, 21. Februar
Endlich wieder richtiges Fußballfieber! Die Gazzetta dello Sport veröffentlicht gleich mal 18 Sonderseiten zum Derby Milan-Inter, denn es ist schließlich der Zweite gegen den Ersten – und das hat es wegen der langjährigen Juve-Dominanz ewig nicht mehr gegeben. Außerdem gab es vor einigen Wochen im Pokalspiel der beiden Teams ein heftiges Aufeinandertreffen zwischen den Stürmerstars Romelu Lukaku und Zlatan Ibrahimovic, das kurz vor einer Schlägerei endete. Es war also alles gewürzt und angerichtet.

Und normalerweise kommt bei so einem Hype ja immer ein 0:0 um die Ecke – doch dieses Mal war es ein irres Spiel mit tollen Toren. Inter gewann zum Entsetzen meiner Schwiegermutter (Milan-Ultra) 3:0 und führt die Tabelle nun mit vier Punkten Vorsprung vor Milan an. Auf Rang 3 lauert Juve, noch längst nicht aus dem Rennen.
Montag, 22. Februar
Eine betrübliche Nachricht aus Grado: Der legendäre Ärztekongress, eine Tradition seit 1953, fällt zum zweiten Mal in Folge aus. 1500 Ärzte vor allem aus Österreich verbringen samt Familie für fünf Tage die Pfingstferien in Grado und spülen nach Schätzungen des Hotelverbandes drei Millionen Euro in den Ort.
Der Kongress hat Grado in jener Zeit auch immer zu einem idealen Urlaubsziel für Hypochonder gemacht: Wenn du auf der Straße aus den Latschen kippst oder dich im Restaurant an einer Gräte verschluckst, hast du sofort fünf Ärzte über dir.
Dienstag, 23. Februar
Schokolade gehört in Pandemie-Zeiten besonders sorgfältig gebunkert – diesen Ratschlag habe ich ja schon beim ersten Lockdown im März 2020 gegeben. Aber warum musste ich eigentlich mehrere Jahrzehnte warten, um zu kapieren, dass die Lindt-Schokolade mit ganzen Haselnüssen in Sachen Köstlichkeit der Konkurrenz Usain-Bolt-mäßig davonzieht? Gibt es diese Schokolade überhaupt in deutschen oder österreichischen Supermärkten, ist sie anders verpackt oder ganz unten versteckt, oder habe ich sie einfach immer nur übersehen, weil die Verpackung mit der goldenen Schreibschrift zugegebenermaßen ziemlich omahaft wirkt?

Als »Feinschmecker«-Autor müsste ich ja normalerweise auf tiefschwarze, bittere Blöcke aus 90 Prozent Schokolade stehen (wegen »pur« & »authentisch« und so), aber das könnt ihr mal schön vergessen. Ich finde zum Beispiel auch, dass die dünne Schokoschicht der Überraschungseier köstlich schmeckt, und damit habe ich mich endgültig als Süßspeisen-Banause diskreditiert.
Mittwoch, 24. Februar
Ein Nachtrag zur Kulinarik: Der von mir sehr geschätzte Autor Matthias Heine, dessen Bücher über die deutsche Sprache ich nachdrücklich empfehlen kann, berichtete mir, dass die erste Ausgabe von Brillat-Savarins »Physiologie des Geschmacks oder Betrachtungen über das höhere Tafelvergnügen« 1864 im Braunschweiger Vieweg-Verlag erschienen ist. Und damit hat Braunschweig nicht nur den Fußball nach Deutschland gebracht, sondern ist auch die Wiege der deutschen Feinschmecker-Kultur. So! Noch ein schöner Satz von Brillat-Savarin: »Ein echter Feinschmecker, der ein Rebhuhn verspeist hat, kann sagen, auf welchem Bein es zu schlafen pflegte.«

Donnerstag, 25. Februar
Neues aus dem Sprachlabor: Ferrari ist einer der häufigsten italienischen Nachnamen. Man stelle sich nur einmal vor, eine in Deutschland gebaute 300.000-Euro-Rennmaschine würde Schulze heißen. »Boah, schau mal, da kommt der neue Schulze 812 GTS!« Auch Martini ist ein sehr häufiger Nachname, und da sind wir schon beim Thema: Denn eine polnische Freundin von mir heißt mit Nachnamen Vodka, ein italienischer Kumpel heißt mit Nachnamen Martini, und ich werde einen nicht unwesentlichen Teil meiner Lebensenergie darauf verwenden, die beiden zu einem Paar zu machen, um ihnen im Fall einer Eheschließung einen unvergleichlichen Doppelnamen zu ermöglichen.
Freitag, 26. Februar
20 Grad, Sonnenschein, erstklassiges Frühlingswetter, das keine Wünsche offen lässt – und ausnahmsweise mal eine gute Nachricht vom Robert Koch-Institut, die mir ein Kollege weitergeleitet hat: Reisen sind nicht ansteckend! Mit Blick auf die zweite große Infektionswelle in Deutschland erklärt das RKI, dass hier reiseassoziierte Infektionen »nur eine sehr untergeordnete Rolle« spielen, weil die Ansteckung innerhalb Deutschlands überwog. Es sei anzunehmen, so dass RKI, dass es bei der organisierten Reise in häufige Urlaubsländer zu weniger intensiven Kontakten mit der einheimischen Bevölkerung und damit zu einem geringen Ansteckungsrisiko im Verhältnis zu den Inzidenzen des Reiselandes komme.
Was uns prompt nach Grado bringt. Hier haben einige unserer Lieblingslokale schon wieder geöffnet. Laura e Christian sind von Freitag bis Sonntag für uns da, La Stralonga sogar täglich, Da Franco öffnet am 1. März. Auch das Santa Lucia samt der gegenüberliegenden Enoteca ist wieder offen. Für alle Restaurants gilt allerdings nach wie vor, dass um 18 Uhr geschlossen werden muss.
Aktuelle Reiseentwicklungen habe ich hier für euch zusammengefasst. Denn, mal ganz unter uns: So langsam wird es doch Zeit für ein bisschen italianità im Leben, oder?
Wenn ihr es nicht abwarten könnt: Hier geht es zu meinem neuen Buch, das am 13. April erscheint.
Die nächste Mediterrane Wochenschau erscheint pünktlich am 5. März, bis dahin euch allen eine sonnige Woche!
Zur vorigen Wochenschau mit zugefrorenem Hafen und verbotenem Salbeistrauch? Hier entlang.
PS: Ach ja, das Titelbild sollte ich noch erklären. Das ist Luna am Strand und im Morgennebel, wie immer nicht in die Kamera schauend, egal wie oft man auf den Auslöser drückt. Influencer legen angeblich ein Stück Wurst aufs Handy, um den Hund aufblicken zu lassen, aber wie tief kann man sinken?
[…] Wöchentliche Lach und Sachgeschichten aus Italien gibt es in meiner Mediterranen Wochenschau. Ihr könnt sie ganz einfach abonnieren (auf der Startseite rechts oben für den Newsletter […]
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