Hier kommt der einzige Newsletter, der mittlerweile täglich 20.000 Schritte abspult. Wir haben ja sonst nix!
Sonntag, 21. März
Beginnen wir die Woche mit einem zauberhaften Übersetzungsfehler.

Montag, 22. März
Krieg in Pordenone! Ja, kein Witz: Bei einer Militärübung löst sich aus einem Panzer versehentlich ein Schuss – und schlägt in einen Hühnerstall ein, wo zwölf Hühner samt Oberhuhn Rosita ums Leben kommen. Das Internet freut sich über diese Abwechslung, und die Witze darüber (für alle unter 30: »Memes«) erreichten mich tatsächlich schneller als die Nachricht selbst.



Dienstag, 23. März
Ich habe ja schon geschrieben, dass ich eine große Schwäche für US-amerikanische Ratgeberliteratur habe. »Werde reich in fünf Minuten!«, »Traumkörper mit nur drei Übungen am Tag!« oder »So schreibst du einen Hollywood-Blockbuster in zehn Tagen«, und ich bin immer sehr beeindruckt, wie konsequent die Autoren das durchziehen, mit täglichen Newslettern, Podcasts und Youtube-Kanälen. Das sieht von außen immer sehr nach Hamsterrad aus, und irgendwann ist mir es dann auch selbst zu anstrengend.
Einer dieser Motivationskünstler ist Andy Frisella. Muskelmäßig eine echte Kante, der sich immer etwas zu offensichtlich vor teuren Autos und Privatjets ablichten lässt. Eigentlich wollte ich ihn ja schon abbestellen. Aber dann schickte er letzte Woche einen Newsletter, dessen Titel lautete: »Die drei wichtigsten Wörter für dein Leben!«, und da war ich natürlich neugierig.
Also, die drei wichtigsten Wörter sind: »Do it anyway!«
Ich finde den Spruch gar nicht schlecht, vor allem in der deutschen Version: »Tu‘s trotzdem!« Einer der wenigen englischen Sprüche, die sich wegen der Alliteration und den scharfen Konsonanten im »trotzdem« in der deutschen Übersetzung noch besser, noch entschlossener anhören. Dieses trotzdem ist ein gutes Wort. Regnet es? Geh trotzdem laufen. Keinen Einfall im Hirn? Bleib trotzdem am Schreibtisch sitzen. Scheu, irgendwas zu veröffentlichen? Tu‘s trotzdem!
Für alle Zweiflerinnen und Zweifler, die hier mitlesen (und wer ist das nicht ab und zu?): Nehmt euch diesen Satz zu Herzen und zieht euer Ding durch. Lest es von mir, dann müsst ihr keine Lebenshilfe-Ratgeber abonnieren.
Mittwoch, 24. März
Ich bin bei Freunden bekannt dafür, in regelmäßigen Abständen Geschäftsideen auszubrüten, die auf den ersten Blick nicht schlecht klingen (manchmal allerdings nicht mal das), auf den zweiten Blick sich aber als absolut schwachsinnig herausstellen. Meine Idee in dieser Woche war, eine Enoteca in Grado zu gründen, die ausschließlich deutsche und österreichische Weine anbietet – und vielleicht noch ein paar Spezialitäten drumherum. Wie unfassbar exotisch muss zum Beispiel den meisten Italienern ein Riesling schmecken!
Warum die Idee schwachsinnig ist, wollt ihr wissen? Weil die Österreicher und Deutschen, die im Sommer nach Grado kommen und nun einmal die wichtigste Klientel sind, das genau nicht wollen, und weil die Gradeser selbst ihre Produzenten im Hinterland haben, wo sie sich jeden Freitag die Weine aus dem Fass für ein paar Euro direkt in die mitgebrachten Kanister füllen lassen.
Aber wer weiß, vielleicht funktioniert eine solche Enoteca in einem hippen Viertel in Mailand oder Rom? Etwa an den Navigli-Kanälen oder in Trastevere? Ich denke weiter drüber nach. (»Tu’s trotzdem«?)
Übrigens: Schickt mir doch mal Tipps für wirklich gute deutsche und österreichische Weine! Hier unten habe ich ein bisschen die Übersicht verloren. Mit dem Spätburgunder von Rings habe ich beispielsweise schon so manchen Italiener begeistert.
Donnerstag, 25. März
Ein großartiges Geschenk für meinen Schwager, der nun schon seinen zweiten Geburtstag hintereinander ohne Feier feiern muss: »Do your Gin!«, ein Gin-Set zum Selbstherstellen von einem Berliner Startup – schöne Grüße an dieser Stelle.

Dieser Gin-Hype, ich muss es gestehen, rauscht völlig an mir vorbei, da ich nichts Hartes konsumiere. Ich trinke viel Wein, lasse aber seit Jahrzehnten die Finger von Wodka, Whisky oder Grappa. Auch in Cocktail- oder Longdrink-Form kann man mich nicht damit überrumpeln.
An dieser Verweigerung ist eine Whisky-Tequila-Underberg Party mit meinem besten Kumpel C. Schuld. Vor allem die leere Tequila-Flasche hat uns umgenietet. Wir waren 19, und wir mussten von meiner Mutter aus der Stadt abgeholt werden. Ziemlich sicher war das nah an einer Alkoholvergiftung. Seitdem dreht sich mir der Magen um, wenn ich einen Tequila nur rieche. Um ehrlich zu sein, wird mir schon ganz komisch, wenn ich einen Sombrero sehe.
Freitag, 26. März
Gestern wurde ich von einer italienischen Schulklasse interviewt – natürlich per Videoschalte. Ich war richtig nervös, zumal es die Klasse eines Gymnasiums ist, auf das auch meine Töchter gehen, und ich wollte den eigenen Nachwuchs ja nicht blamieren! Aber es wurde richtig lustig. Erst hielt eine Schülerin einen Vortrag über mich, dann durften (mussten) alle reihum Fragen stellen, und das machten sie gut. »Welches Buch ist dir am schwersten gefallen?«, »Wie würdest du deine Karriere als Autor auf einer Skala von 1 bis 10 bewerten?« Grüble ich jetzt noch drüber nach!
Jetzt aber zu Aktenzeichen XY: Ein Viermann-Kamerateam des ZDF ist heute in Grado, um über einen Mord zu berichten, der schon einige Jahre zurückliegt. Im Januar 2005 erdrosselte Jörg N. seinen Bekannten, den bayerischen Konditormeister Konrad H., mit einem Telefonkabel. Motiv: Habgier, Beute: 800 Euro. Jörg N. packte den Toten ins Auto, gondelte damit über zwei Grenzen nach Grado und vergrub ihn am Strand von Grado Pineta. Die Leiche wurde erst Monate später gefunden, als Jörg N. den Mord gestand und die Polizisten zur Stelle führte. Im Juni 2009 wurde er zu lebenslanger Haftstrafe mit anschließender Sicherheitsverwahrung verurteilt.
Das ZDF-Team filmte den Strand, wo die Leiche gefunden wurde, und ließ auf Bestellung zwei italienische Polizeiautos am Hafen entlang fahren.
Ich weiß, was ihr jetzt denkt: Warum rollt Aktenzeichen XY den Fall noch einmal auf? Tja, das konnte euer Privatdetektiv Stefan M. bisher auch nicht ermitteln. Unser schöner Ort ist also irgendwann in den nächsten Monaten bei Aktenzeichen XY zu sehen – darauf hätten wohl wenige jemals eine Wette abgeschlossen.
Ich bleibe dran am Thema und melde nächste Woche ein Update.
—
Und wie immer zum Wochenende kommen hier drei Fundstücke aus dem Netz.
Erstens: Beethovens Fünfte als animierte Schlittenfahrt.
Zweitens: Yuval Noah Harari, einer der klügsten Köpfe unserer Zeit, über unsere Lehren aus Corona (auf Englisch). Bebildert mit exzellenten Pandemie-Fotos aus Deutschland der beiden Fotografen Rafael Heygster und Helena Manhartsberger.
Drittens: Diese faszinierende Perspektive.

Außerdem bin ich so langsam aufgeregt, denn in zwei Wochen ist es soweit, und die ersten Reaktionen sind wirklich sehr ermutigend. (»Genau das Buch, das wir jetzt alle brauchen«, schreibt mir die Chefredakteurin einer großen Frauenzeitschrift.)

Holt euch Sonne und Optimismus! (Jetzt steht auch das Hörbuch bereit.)
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Die nächste Mediterrane Wochenschau erscheint am 2. April, bis dahin euch allen eine sonnige Woche!
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