Hier kommt der einzige Newsletter, der Alliterationen für Überschriften einfach so erfindet – denn in dieser Wochenschau tauchen Rigatoni gar nicht auf! (Oder vielleicht doch? Suspense-Musik, Trommelwirbel…)
Die wichtigste Nachricht zuerst: Am 15. Mai soll es richtig losgehen mit dem Tourismus. Dann sollen Reisen nach Italien und innerhalb Italiens wieder ohne Auflagen möglich sein. Sagt der italienische Tourismusminister. Und von den Fallzahlen in Italien ist das definitiv realistisch. Dazu passt auch die Meldung, dass zu den Fußball-EM-Spielen in Rom 17.000 Zuschauer zugelassen sind, ein Viertel der maximal möglichen Zahl – eine Nachricht allerdings, die hier durchaus zwiespältig aufgenommen wurde. Denn die Kinos, Theater und Konzertsäle hätten auch gern eine Garantie, bald wieder öffnen zu dürfen, wenn auch mit nur 25 Prozent Auslastung.
Samstag, 10. April
Lasst uns über Mick Jagger reden. Denn erstens kommt er tatsächlich in meinem neuen Buch vor (warum, erzähle ich nächste Woche), und zweitens – nun ratet mal, wo der feine Herr seit neun Monaten fürstlich residiert? In Sizilien. Beziehungsweise auf Sizilien, es geht beides, denn Sizilien ist eine Insel, aber auch eine Region. Hier hat er sich in Noto im Südosten gleich zwei Residenzen zugelegt, darunter einen Palazzo aus dem 17. Jahrhundert, der zuvor ein Kloster war. Bei ihm lebt seine Freundin Melanie, eine 33-jährige US-amerikanische Balletttänzerin, ihr gemeinsamer vierjähriger Sohn Deveraux Octavian Basil (Hammername – ich hoffe, er wird später darauf bestehen, mit Octavian angeredet zu werden) und eine nicht spezifizierte Anzahl von Assistenten und Bodyguards. Ein Tonstudio hat er sich auch eingerichtet, und nun hat er mit Dave Grohl von den Foo Fighters das Stück Easy Sleazy aufgenommen.
Ein Paparazzo hat ihn in Agrigento abgelichtet, als er mit einer Baseballkappe durch die Stadt ging, auf der »Isola d’Elba« stand. 77 und immer noch ein Rebell!
Sonntag, 11. April
Damit nicht immer ich selbst es sagen muss: Hier kommt der Liveticker der Bild-Zeitung.
»In Italien deuten Zahlen vom Samstag auf eine Entspannung der Pandemielage hin. Die Zahl der registrierten Neuinfektionen sank auf 17.567 von 18.938 am Vortag, wie das Gesundheitsministerium mitteilt. In den Krankenhäusern wurden außerhalb der Intensivstationen 27.654 Corona-Patienten behandelt, nachdem es am Vortag noch 28.146 gewesen waren. Die Zahl der Intensivpatienten sank auf 3588 von 3603.«
Im Friaul sehen die Zahlen noch besser aus. Und deswegen dürfen ab morgen auch Geschäfte, Friseure und, mit Einschränkungen, Sportplätze jeder Art öffnen. Auch die Golfplätze sind schon wieder offen. Bloß die Bars und Restaurants bleiben weiterhin geschlossen beziehungsweise bieten alles nur zum Mitnehmen an – eine Konsumweise, mit der man sich hierzulande nur bedingt anfreundet.
Montag, 12. April
Die sehr schöne Reisezeitschrift Traveller’s World ist dieses Mal nicht nur randvoll mit meinen Lieblingszielen (Burano, Tessin, Santorin – jaja, reibt’s mir nur rein), sondern hat auch einen kleinen Text von mir veröffentlicht. Denn die Redaktion fragte neun »Lieblingsautoren« (hey, danke!), was sie in diesen Monaten wirklich vermissen.

Das ist mein Beitrag:
Zwölf Stunden Autofahrt, von Triest nach Sizilien, vom frühen Morgen bis zum Abend. Das Leben riskiert auf den diversen Stadttangenten. Den Außenspiegel kurz hinter Neapel verloren, als ein LKW ausschert. Aber er konnte mich auch schlecht sehen, ihm fehlt ja selbst der Außenspiegel. In Reggio di Calabria will die Fähre gerade ablegen, hängt nur noch an einem Tau. Der Fährmann winkt mich drauf. Dabei passe ich nicht mehr aufs Deck, völlig unmöglich. Am Ende doch, irgendwie. Vielleicht, weil der Außenspiegel fehlt.
Die Rush-Hour in Messina: ein elegantes Geschiebe, lautlos und signorile. Endlich raus aus der Stadt. Sizilianische Dunkelheit (was ist Straßenbeleuchtung?). Dreißig Minuten später in Taormina. Gewundene Straßen führen ganz nach oben.
Und dann, ah – das Grand Hotel. Der nächtliche Blick vom kleinen Balkon auf den Ort, das Meer, den Ätna. Und schließlich der wahre Höhepunkt: Room Service.

Ja, ich liebe Room Service, den Inbegriff von Luxus. Bedienstete ganz für mich bereiten den Tisch vor, entkorken den Wein, heben die silbernen Servierhauben, verabschieden sich mit einer Verbeugung und versuchen bereits, hinter ihrem Rücken zu ertasten, welche Euro-Note ich ihnen zugesteckt habe. Fürstlicher kann sich ein Mensch nicht fühlen.
Dienstag, 13. April
Ein aufregender Tag, denn heute erscheint mein neues Buch! Hier habe ich ein paar Dinge darüber geschrieben. Und: Das Buch ist Usain-Bolt-mäßig aus den Startlöchern gekommen, total irre. Aber ich warte noch ein paar Tage ab, bevor ich mich dazu ausführlich äußere. Nicht, dass es nur ein Strohfeuer ist.
Mittwoch, 14. April
Spannende Frage: Was wird von der Pandemie bleiben, wenn sie endlich verschwunden ist? Mein Tipp: Der Handschlag wird sich erledigt haben. Ich finde die Begrüßung mit der Faust ja nicht schlecht, hat so was Cooles. Und ob es in Italien bald wieder Küsschen links und Küsschen rechts geben wird?
Ich glaube, wir werden auch nicht mehr verwundert auf asiatische Touristen schauen, die mit Maske durch die Großstädte schlendern. Sie hatten ja irgendwie recht. Seit dem letzten März, als der Mist losging, war ich dank Maske und verschärfter Hygiene nicht ein einziges Mal erkältet, und auch die saisonübliche »normale« Grippewelle ist ja komplett ausgefallen.
Auch spannend: Wird sich in Italien, wie in fast allen anderen Ländern, eine Coffee-to-go-Kultur durchsetzen? Das glaube ich nicht, denn erstens ist der Plausch an der Bar integrativer Bestandteil des italienischen Daseins. Zweitens trinken Italiener ja eher Espressopfützen und keine Halbliter-Becher Latte Macchiato, und diese Tröpfchen kühlen so schnell aus, dass sie sich nun wirklich nicht zum Mitnehmen eignen. (Und ein Espresso aus dem Pappbecher schmeckt wirklich barbarisch.)
Donnerstag, 15. April
Ich habe mein Leben lang versucht, mich so viel wie möglich mit netten Menschen zu umgeben. Und ich bin froh, dass mir das bei meinen Kolleginnen und Kollegen vom Golf Magazin gelungen ist, für die ich ja schon seit zwanzig Jahren eine Kolumne schreibe. Ich lehne mich mal ganz weit aus dem Fenster (ich liebe diese Formulierung) und behaupte: Es ist eine der langlebigsten Kolumnen im deutschen Journalismus. Oder kennt einer einen, der irgendwo noch länger schreibt? Dann bitte melden! (Wäre jetzt natürlich wahnsinnig peinlich, wenn ich nächste Woche 25 Namen von Kolleginnen und Kollegen nennen muss, die ihre Kolumnenseiten schon viel länger beackern.)
Axel Hacke schreibt zwar schon seit 1990 Kolumnen fürs SZ-Magazin, aber seine Kolumnen hatten im Lauf der Jahre verschiedene Namen. Zählt also nicht! Fun Fact: Er ist ebenfalls gebürtiger Braunschweiger. Wahrscheinlich braucht es niedersächsische Sturheit, um eine Sache so lange durchzuziehen.
Apropos weit aus dem Fenster lehnen: Im Italienischen gibt es die wunderbare Redensart fuori come un balcone – »draußen wie ein Balkon«. Fuori heißt nicht nur draußen, sondern auch verrückt, und wenn jemand draußen wie ein Balkon ist, ist er eben hoffnungslos durchgedreht. Im Deutschen kennt man aus Alice im Wunderland den Ausdruck »Verrückt wie ein Hutmacher«, aber das klingt im Englischen (»mad as a hatter«) knackiger. Die Redensart kommt daher (danke, Wikipedia – aber ich habe dir ja auch gerade erst 10 Euro gespendet), dass Hutmacher früher täglich mit Quecksilber zu tun hatten, das man für harmlos hielt, bis die Hutmacher eben begannen, plemplem zu werden.

Zurück zum Golf Magazin: Der Chef schickte mir und meiner Familie postalisch einige Schnelltests, die hier in Italien kaum zu bekommen sind. Ganz stark, danke dafür!
Übrigens: Für das aktuelle Golf Magazin, das nächste Woche erscheint, habe ich zwei große Artikel geschrieben, einmal über das Masters, das gerade zu Ende gegangen ist, und einmal über die Korda-Schwestern. Ihr interessiert euch nicht für Golf? Aber für die Korda-Schwestern vielleicht doch, sie sind nämlich die Töchter des Tennisspielers Petr Korda, den die meisten von uns ja noch aus unseren Boris-Becker-Jahren kennen. Die Schwestern gehören zu den besten Golferinnen der Welt. Und ihr kleiner Bruder hat gerade im Tennis sein erstes ATP-Finale erreicht – eine mächtig sportliche Familie.
Ach ja, und die Kolumne ist natürlich auch wieder drin.
Freitag, 16. April
Es ist so krass, Leute, ich weiß gar nicht, was ich sagen soll. Das Buch hat definitiv einen Nerv getroffen:

Als E-Book ist es schon unter den Top 20 aller (!) Titel, obwohl noch gar keine Besprechungen erschienen sind! Also verdanke ich das nur euch – all jenen, die mir auf Facebook oder auf Instagram folgen oder die hier mitlesen. Danke, danke, danke dafür!
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Zitat der Woche:
»Weinschorle ist neben einer Beleidigung für den Wein eine Beleidigung unseres Herrn Jesu, der sich viel Mühe gab, aus Wasser Wein zu machen. Die Frau von heute aber macht Wein zu Wasser.«
(Marc Fischer)
Lasst es euch gut gehen!
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Die letzte Wochenschau? Voilà. (Ja, wir blicken sprachlich auch über Landesgrenzen!)
Alles über den aktuellen Stand der Dinge in Italien: bitteschön.
Die Mediterrane Wochenschau mit der Leiche am Strand? Hier entlang.
Die Mediterrane Wochenschau mit dem Hühnerkrieg von Pordenone? Hier entlang.
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PS: Da habt ihr eure Rigatoni!

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