Die fehlende Zwiebel, der nigerianische Prinz und die Sendung mit der Maus: Mediterrane Wochenschau LI

Hier kommt der einzige Newsletter, der auch bei Wind und Regen draußen sitzt und sich die Pasta ins Gesicht stopft! Denn: Hey Corona, du mieses kleines Ding: Uns zwingst du nicht auf die Knie!

Wie immer kommt die wichtigste Meldung zuerst – und dieses Mal ist es eine richtig gute Nachricht! Ab dem 15. Mai entfällt in Italien die fünftägige Quarantänepflicht für Einreisende aus EU-Staaten, der Tourismus fährt also wieder voll hoch! Den weiteren Fahrplan bis zum Sommer habe ich hier beschrieben.

Sonntag, 2. Mai

Inter Mailand ist italienischer Fußballmeister, was nach neun Jahren Dauerdominanz von Juventus Turin schon eine kleine Sensation ist. Und der hupende Autokorso aus sieben Autos, der durch Grado fuhr, ist das normalste und italienischste, was ich seit Monaten gesehen habe. Und gerade deswegen finde ich es wunderbar.

Montag, 3. Mai

Der erste Abend draußen nach dem Lockdown war exakt so, wie wir es uns wünschen konnten. Wir saßen draußen bei Laura e Christian (formerly known as Spaghetti House), und es war kühl, aber wir hatten uns kleidungsmäßig mächtig beschichtet (das »Zwiebel-Prinzip« heißt auch im Italienischen »a cipolla«), und dann kam Big Boss Roby vorbei, der kreativste Koch Grados.

Das kleine Glück des Auswählens und Bestellens.

Roby ist so gut, dass er jede Festanstellung verweigert und allenfalls zu Beginn der Saison ein paar Jungköche anlernt, um danach wieder seine Ruhe zu haben, in der Lagune zu fotografieren und für sich selbst und Freunde zu kochen. (Hier steht mehr über ihn.) Er wollte sich am Abend ein Ragout zubereiten, aber hatte (apropos »Zwiebel-Prinzip«!) keine Zwiebel mehr, also kam er zu Laura e Christian, spazierte mit der Zwiebel in der Hand aus der Küche und blieb an unserem Tisch für eine kleine Plauderei stehen, wo er über die richtige Zubereitung von bestimmten Fischfilets referierte (erst kurz anbraten, dann in den Ofen). Immer mit der Zwiebel in der Hand. Hättet ihr sehen sollen. 

»Mach alles drauf, was da ist.« Meine geliebte Vorspeisenplatte bei Laura e Christian.

Dienstag, 4. Mai

Erstaunlich viele Menschen aus meinem Umfeld folgen der Sendung mit der Maus, denn die unten stehende Facebook-Nachricht habe ich sehr oft zugeschickt bekommen.

Nein, das bin ich nicht. Aber das Motto gefällt mir natürlich.

Vielleicht sollte ich die Mediterrane Wochenschau altersgerechter anlegen? Armin Maiwald heißt der Erfinder der Sendung, aber wir sind nicht miteinander verwandt; jedenfalls nicht, dass ich wüsste. Hat jemand, der hier mitliest, einen Kontakt zu ihm?

Für alle Kinder, die sich auf diese Seite verirrt haben: pardon, dass ich manchmal zu Kraftausdrücken neige. Ich will die deutsche Sprache eben in ihrer Gesamtheit ausschöpfen. Wollt ihr mehr Spielplatzbilder? Bitteschön:

Ein Spielplatz in Grado Pineta. »Maximal fünf Jahre« steht oben, weil bestimmt schon so manche Mamma und mancher Papà angeschickert mit Aperitivo in der Hand darauf schaukeln wollte.

Mittwoch, 5. Mai

Es ist nicht zu fassen. Wie unglaublich ist das denn? Platz 1. Platz 1!

Wieder einmal gilt die alte Regel: Du kannst Bestseller nicht planen. Beim »Italien-Prinzip« kam ganz viel zusammen. Die Lust auf Reisen. Die Sehnsucht nach dem Süden. Die Schnauze voll von Corona. Der kalte und verregnete Lesewetter-April. 

Heimliches Wissen nur für euch: Das Buch sollte schon im April 2020 erschienen, zum Höhepunkt der ersten, heftigen italienischen Corona-Welle. Im letzten Moment haben wir es gestoppt (ich habe sogar eher auf die Bremse getreten als der Verlag, denn ich habe hier ja vor Ort gemerkt, wie es von Tag zu Tag seltsamer wurde, während in Deutschland alle noch ganz munter waren). Wie übel wäre das gewesen? Das Buch wäre komplett versandet, niemand hätte es lesen wollen.

Und jetzt, ein Jahr später, wollen es alle lesen. Toll! Jedenfalls bin ich sehr glücklich. Danke euch allen!

Auf Lovelybooks.de steht ein kurzes Interview mit mir. Und der aktuelle Feinschmecker hat auch was gemacht:

Falls ihr es immer noch nicht habt: Hier könnt ihr es euch holen und schon mal virtuell in den Süden vorfahren. Als Taschenbuch, E-Book oder Hörbuch.

Donnerstag, 6. Mai

Hallo Gustaf! Mein Neffe, fünf Jahre alt, ist ein großer Tierfreund und bildet sich mit Büchern weiter, die ihm meine Schwester vorliest. In einem der Bücher war dieser Surfer abgebildet, dem ein Hai sein Brett angeknabbert hat. Und Gustaf fragte: »Ist das Onkel Stefan?«

Kauft Gustaf mehr Eis, er hat sich jede Kugel verdient!

Die Fitnessstudios öffnen erst im Juni. Ich werde sehr hart trainieren müssen. Und kann meinem Neffen wohl doch nicht eine gewisse Enttäuschung ersparen, wenn er mich am Strand sieht.

Freitag, 7. Mai

Eine liebe Kollegin schickte mir diesen Newsletter der Ville Bianchi, einem der edelsten Hotels in Grado. Es sind fünf Villen am Hauptstrand, und sie stammen aus der Zeit, als der Wiener Hochadel noch in Grado zur Sommerfrische (schönes Wort) verweilte. Lest selbst und versucht zu zählen, wieviele Fehler in den wenigen kurzen Zeilen stecken. 

Krass, dass sie ausgerechnet das schwierigste Wort (»Frühbucherrabatte«) richtig geschrieben haben, aber überall sonst glorreich versagten.

Gibt es nicht irgendeinen, der da vorher mal kurz drüberschauen könnte?

Aber ich kenne das schon von den italienischen Speisekarten. Früher habe ich gesagt: Gib den Wisch mal her, ich hole euch die größten Schnitzer raus. Keine Sorge, ist gratis. Aber die Wirte wollten trotzdem nicht. Inzwischen habe ich kapiert: So ein paar Rechtschreibfehler in der Übersetzung gehören ganz einfach zur Italianità, man will auf so etwas gar nicht all zu viel Mühe verschwenden, sondern kümmert sich lieber um das perfekte Pasta-Sugo. Und diese Einstellung hat auf mich abgefärbt: Bei perfekt übersetzten, allzu fehlerfreien Speisekarten werde ich skeptisch, ob das Lokal wirklich was taugt.

Apropos Rechtschreibfehler: Ihr bekommt doch bestimmt auch ab und zu Spam-Mails von nigerianischen Prinzen, die euch ein Millionenvermögen vermachen wollen. Auch diese Mails sind in lachhaft schlechtem Deutsch verfasst, aber das ist in diesem Fall Absicht: Die Absender wollen nämlich von vornherein allzu kluge Menschen abschrecken, damit sie sich auf die wenigen Naivlinge konzentrieren können, die auf diese Mails tatsächlich reinfallen. Wieder was gelernt!

Und noch einmal zurück zur Sommerfrische in Grado: Ein Inselhistoriker hat mir neulich erzählt, dass auf den Gradeser Speisekarten der damaligen Zeit kaum Fischgerichte standen, denn Fisch war was fürs gemeine Volk. Der Adel bevorzugte Wild. Gespickter Rehrücken mit Meerblick – muss man mögen.

Zur vorigen Wochenschau geht es hier entlang.

Zurück zur Startseite geht es hier entlang.

Alles über mein neues Buch steht hier.

Die nächste Mediterrane Wochenschau erscheint am kommenden Freitag. Abonniert sie einfach – das geht oben rechts auf der Startseite.

Habt alle ein wunderbares Wochenende!

Ein Kommentar

Kommentare sind geschlossen.