Das perfekte Frico, die schlimmsten Verkehrssünden, ein sehr alter Pinocchio: Mediterrane Wochenschau CXXXVII

Hier kommt der einzige Newsletter, der zwar kein Mützengesicht hat – aber bei Minusgraden und heftigem Bora werden in dieser Woche alle Eitelkeiten über Bord geworfen.

Interessantes Phänomen: Der Sand ist gefroren, so dass nicht einmal der Bora die Spuren der letzten Wochen verwehen kann.

Montag, 6. Februar

Wie letzte Woche versprochen: Die Gemeinde von Grado hat im Jahr 2022 satte 11.385 Strafzettel ausgestellt und damit 725.000 Euro eingenommen. Auf Platz 1 der Delikte: das Durchfahren der ZTL-Straßen in der Altstadt. ZTL steht für »zona al traffico limitato«, also eingeschränkten Verkehr; nur Anwohner und Hotelgäste dürfen dort mit ihren Autos durch. Kameras überwachen die Ein- und Ausgänge und registrieren jeden Sünder. Unvergessen bleibt mein Kumpel Roby, der damals nichts von der Neueinführung der ZTL-Zone gewusst haben will und mit seiner Vespa 82-mal in drei Wochen die Straßen durchquert hat, was zu 82 Tickets führte (er musste sie schlussendlich nicht alle zahlen, aber manche eben doch).

Auf Platz 2 der Delikte: Die geparkten Autos am samstäglichen Markt in Città Giardino. Denn die müssen am Markttag weggefahren werden. Wenn nicht, werden sie abgeschleppt. Es gibt reichlich Schilder, und am Tag zuvor werden sogar Flugblätter hinter die Scheibenwischer geklemmt, aber viele Urlauber sind so froh, einen Parkplatz gefunden zu haben, dass sie das Auto dort wochenlang stehen lassen.

Erst auf Platz 3: Falschparker oder jene, die kein Ticket lösten. Und die sind, zumindest in der Saison, nahezu überall Pflicht.

Bei Verkehrskontrollen wurden 29 Führerscheine eingezogen und zwei Autos beschlagnahmt. Das passiert zum Beispiel dann, wenn die Versicherung fehlt.

Dienstag, 7. Februar

Frico ist die friulanische Spezialität, doch im Internet kursieren Dutzende von Variationen des köstlichen Kartoffel-Käse-Fladens, und obwohl er nur aus ganz wenigen Zutaten besteht, ist er irre aufwendig zuzubereiten. Deswegen gibt es ihn in Restaurants auch meistens als Hauptgericht, denn die Zubereitung dauert auch bei Profiköchen mindestens 30 Minuten, wenn er nicht konfektioniert ist, was sich aber kein anständiges Restaurant erlaubt.

Dank Fabrizio und Pino, zwei erstklassigen Köchen (Fabrizio betreibt außerdem die neuen Hotels Sunrise und Sunset am alten Strand von Grado), habe ich jetzt das traditionelle, perfekte Rezept bekommen. Ihr müsst halt etwas Zeit einplanen.

Nein, ich kann meine Handschrift auch nicht immer lesen.

Also, ihr würfelt eine halbe Zwiebel. Dann raspelt ihr ein paar rohe Kartoffeln, möglichst älter und festkochend. Dann braucht ihr zu gleichen Teilen drei Reifegrade des typischen Montasio-Käses, nämlich jung, mittelreif und schön reif. Den Käse reibt ihr fleißig. Das Verhältnis von Kartoffelberg zu Käseberg sollte etwa 50:50 betragen, ein leicht kartoffeliges Übergewicht ist in Ordnung. Das Reiben ist nebenbei ein gutes Training für die Arme. (Oder meine Reibe ist stumpf.)

Schritt 1: Reiben, Raspeln, Würfeln. Und sich fragen, warum man nicht einfach ins Restaurant gegangen ist.

Mehr Zutaten braucht ihr nicht. Also kein Salz und kein Fett; davon habt ihr vom Käse bald mehr als genug.

Und jetzt geht es an die Pfanne. Dort bratet ihr auf kleiner Flamme die Zwiebelwürfel an, dann kommt der Kartoffelberg dazu, ein paar Minuten später der Käse. Und jetzt geht es los: Die Pfanne muss ständig geschwenkt werden, damit nichts anbrennt, und vor allem müsst ihr das austretende Fett immer wieder vorsichtig abgießen. Bicio sagt: in 30 Minuten mindestens 20-mal. Ihr solltet den Fladen, wenn er sich verfestigt hat, auch vorsichtig wenden, damit er gleichmäßig bräunt.

Bei den Minusgraden ist es genau das richtige Wohlfühl-Gericht.

Das Gute am Frico ist: Selbst wenn er nicht sehr gelungen aussieht, schmeckt er immer noch köstlich.  

Eine Variation, die mir Bicio gestattet hat: Die Zwiebelwürfel brennen in einer komplett trockenen Pfanne schnell an, daher ist ein Mini-Tropfen Öl erlaubt, das ja dann mit dem Fett abgegossen wird.

Mittwoch, 8. Februar

Italien steht still, denn der Sangeswettbewerb von San Remo hat begonnen, ein fünftägiges Spektakel, das dem Schnarchsender RAI ungeheure Quoten beschert. Und so wie es bei uns niemand zugeben mag, dass er das Dschungelcamp schaut, gehört es bei hiesigen Intellektuellen zum guten Ton, dem Festival dezidiert nicht zu folgen (und nur heimlich zu schauen). Die jüngere Generation geht damit kreativ um und feiert den Trash kultig ab; im Internet kursieren gar Abstimmungen über das heißeste Outfit und die gewagteste Frisur.  

Heute, am ersten Abend, war Staatspräsident Mattarella anwesend, und zur Eröffnung sang der ganze Saal die Nationalhymne. Anschließend hielt Roberto Benigni einen Monolog über die Segnungen der italienischen Verfassung, und immer, wenn ich Roberto Benigni sehe, will ich ihn fragen, warum ihm nie ein Zweifel gekommen ist, im Mega-Filmflop »Pinocchio« als damals 51-jähriger Mann selbst den kleinen Jungen Pinocchio zu spielen. 

Aber bald kamen die leichtbekleideten Damen, und dann war es italienisches Fernsehen wie immer. Einen ersten Skandal gab es auch schon, als beim Musiker Blanco mitten in der Performance das Headset ausfiel und er daraufhin vor Wut die rund um die Bühne aufgestellten Blumen umtrat. 

Donnerstag, 9. Februar

Ui, das waren jetzt drei lange Einträge, deswegen gehe ich mit einem kurzen Text raus: Auf Facebook werde ich in den nächsten Wochen mit »Stefan Maiwald – die Autorenseite« aktiver werden, denn es gibt ja jede Menge Neuigkeiten.

So sehe ich drüben bei Facebook aus.

Schaut doch gern vorbei, liebe famiglia, ich freue mich! Eine kleine Buchvorschau auf die kommenden Wochen und Monate lest ihr hier.

Euch allen ein schönes Wochenende, bis nächsten Freitag!

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Und in diesem Newsletter stehen, ganz am Ende, die gebündelten Italien-Tipps für euren nächsten Urlaub.

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