Woher kommt das Eis am Stiel?
Die Gelateria Pepino in Turin, gegründet 1884, hat 1939 den legendären »Pinguino« erfunden, das erste Eis am Stiel mit Schokoladenüberzug. Noch heute gibt es den »Pinguino« zu kaufen. Aber war es auch das erste Eis am Stiel?
Vermutlich war ein elfjähriger Amerikaner schneller. Er hieß Frank Epperson und war kein besonders ordentliches Kind. Wie alle Jungen in seinem Alter hatte er Dringenderes zu tun als hinter sich aufzuräumen. Und so ließ er eines Abends im Jahr 1905 seine Limonade mit Löffel versehentlich im Freien stehen. Die Limonade gefror über Nacht zu Eis. Dieser Vorfall blieb dem Kleinen in Erinnerung. Einige Jahre später musste er beim örtlichen Feuerwehrball für die Verpflegung sorgen. Er entsann sich der gefrorenen Limonade von damals und servierte eine ähnliche Kreation als Dessert. Die Gäste waren so begeistert, dass Epperson beschloss, aus seinem Eis am Stiel ein Business zu machen. 1923 eröffnete er einen kleinen Stand in einem kalifornischen Vergnügungspark und benutzte Stiele aus Birkenholz. Auch dort rissen ihm die Besucher sein Eis aus der Hand, das er inzwischen in mehreren Fruchtaromen anbot; er nannte seine Erfindung »Eppsicle Ice Pop«. Daraus wurde später der Name «Popsicle« – heute eine der bekanntesten Lebensmittelmarken der USA. Heute verkauft Popsicle pro Jahr zwei Milliarden Eis am Stiel in dreißig Geschmacksrichtungen. Die beliebteste Sorte: Kirsche.
Wer ernährt sich seit 25 Jahren nur von Pizza?
Der Mann heißt Dan Janssen und ist ein 41-jähriger Schreiner aus Maryland. Dank seiner rigiden Diät ist er längst ein Internet-Star geworden. Ist er besonders dick oder hat er viele Pickel im Gesicht? Nein, der US-Amerikaner ist normalgewichtig und hat auch sehr gute Blutwerte, leidet allerdings seit seiner Kindheit an Diabetes. Seit einem Vierteljahrhundert ernährt er sich jeden Tag von einer Pizza mit 35 Zentimetern Durchmesser, die er sich über den Tag einteilt. Er isst zudem nur vegetarische Pizzen, meistens die schlichteste Variante Margherita, allenfalls mal mit etwas Pilzen. Wird ihm dabei nicht langweilig? Nein, sagt er – wenn er Abwechslung braucht, wechselt er einfach die Pizzeria oder den Lieferservice. Seit der Internet-Dienst Vice über ihn berichtet hat, sprechen ihn die Leute ständig auf der Straße an: »Sie sind mein Held! Ich wünschte, ich könnte mich so ernähren wie Sie!«, rufen seine Fans. Hier gibt es einen 15-minütigen Kurzfilm über ihn.
Warum sind die Farneses ausgestorben?
Die Farneses waren neben den Medicis die mächtigste Familie Italiens. Sie stellten 1534 sogar einen Papst, der als Paul III. seine Familie großzügig beschenkte, nämlich mit dem Herzogtum Parma, das bald um das Herzogtum Piacenza erweitert wurde. Ihr Ende kam am 20. Januar 1731, als Herzog Antonio Farnese ohne Nachkommen verstarb. Was man immer anhand der voluminösen Porträts vermutet hat – und die waren ja noch geschönt –, brachte nun eine genetische Untersuchung der Universität Parma an den Überresten Antonios hervor: Die männlichen Farneses litten unter krankhafter, genetisch bedingter Dickleibigkeit, die offenbar von Generation zu Generation schlimmer wurde und schließlich zu Unfruchtbarkeit führte. Dass Antonio zu ungezügeltem Hedonismus neigte, verschlimmerte seinen Gesundheitszustand zusätzlich. Schon als 18-Jähriger nutzte er eine Europareise lieber für Partys als fürs Knüpfen von Kontakten an den Fürstenhöfen; auf der Reise gab er die Fabelsumme von 1.584.000 Lire aus. Mit zunehmendem Alter wurde er keineswegs vernünftiger: Er liebte rauschende Feste und Maskenbälle, trank reichlich und nahm sein Abendessen immer erst am frühen Morgen ein. Der Zustand seines Herzogtums war dem ledigen Lebemann völlig egal. Schließlich wurde er, bereits 48-jährig, von seinen Beratern zu einer Hochzeit mit Enrichetta d’Este gedrängt. Die Ehe blieb allerdings kinderlos; drei Jahre später starb Antonio Farnsese, und damit war auch das Ende der Familie Farnese besiegelt.
Ist die Form des Weinglases wirklich wichtig?
Für einen Artikel in der Schweizerischen Weinzeitung tranken die Redakteure den großen italienischen Wein Ca’Marcanda von Angelo Gaja aus drei verschiedenen hochwertigen Rotweingläsern. Ergebnis: Mal schmeckte der Wein würzig und rauchig, mal staubig und verwaschen, dann wieder betont saftig und schokoladig. Resigniertes Fazit der Experten: »Dem Genießer bleibt nur der ausgiebige Selbsttest.« Auch die Redakteure des Journal of Wine Research haben intensiv untersucht, wie sich die Form des Weinglases auf den Geschmack auswirkt – und ob die Form überhaupt wichtig ist. Die Weinexperten fanden heraus: Jeder Wein braucht sein Glas. Am leichtesten ist es beim Champagner, der aus möglichst schmalen Gläsern (sogenannten Flöten) getrunken werden soll, damit sich die Kohlensäure nicht verflüchtigt, die ja erst für den prickelnden Geschmack sorgt. Es ist demnach ein Fehler, den Champagner in sogenannten Schalen zu servieren. Ein Rotweinglas muss genau andersherum funktionieren, denn der Geschmack des Rotweins wird ganz wesentlich über den Austausch zwischen der Flüssigkeit und der Luft beeinflusst. Das hat mit den Tanninen zu tun, die in zu engen Gläsern für einen etwas beißenden Geschmack sorgen. Deswegen sollten Rotweingläser groß und bauchig sein, mit großer Austauschfläche, denn der Sauerstoff bindet die Tannine. Ein zweiter Grund für die Form: Der Duft des edlen Roten muss möglichst intensiv zur Nase getragen werden, denn das, was wir als »Geschmack« definieren, ist ganz wesentlich »Geruch« (darum schmecken wir nichts, wenn wir erkältet sind und die Nase verstopft ist). Beim Weißwein, der kühler serviert wird, muss ein Kompromiss gefunden werden zwischen schmal, um die Temperatur zu erhalten, und breit, um die Aromen zur Nase zu lassen – ein Weißweinglas ist daher bauchiger als ein Champagnerglas, aber schlanker als ein Rotweinglas.
Gibt es eine ideale Menge Wasser, um Spaghetti zu kochen?
Ja, die gibt es, und die Faustregel lautet: ein Liter pro 100 Gramm Pasta. Diese Menge reicht völlig aus, um das kochende Wasser nicht abkühlen zu lassen, wenn die Nudeln hinzugegeben werden. Bei mehr Wasser riskiert man, das Wasser auf zu heißer Flamme kochen zu müssen, um es während der Zubereitung bei 100 Grad zu halten – Spaghetti, die Bodenkontakt mit dem Topf haben, könnten verbrennen. Noch ein paar Tipps, damit die Pasta wirklich gelingt: Immer eine Minute weniger kochen als auf der Packung angegeben, dann wird sie perfekt al dente. (Meine Schwiegermutter besteht sogar auf zwei Minuten.) Nie mit kaltem Wasser abschrecken, sondern einfach eine Minute im Sieb stehen und sanft abkühlen lassen. Und keine Scheu vor Eiernudeln – zwar entsprechen sie nicht dem italienischen »Reinheitsgebot«, aber für manche Speisen, etwa für Nudeln mit Ragout oder Trüffeln, werden sie auch von Fundamentalisten geschätzt.
Wer jetzt immer noch Hunger hat: Hier geht es zu Teil 1 der erstaunlichen Geschichten, unter anderem mit einem Weinkorken für Milliardäre, mit mafiösen Zitronen und der Geschichte des Ketchups. Hier schauen, wo wir Trüffel aufspüren. Hier finden wir die beste Nudel der Welt. Hier geht es um die größten Prasser der Weltgeschichte, hier um die teuersten Kaffeemaschinen und hier um den perfekten Espresso.