Und weiter gehen die Tage im Pyjama. Bloß, dass es sich nicht wie eine Party anfühlt.
Weil diese Corona-Geschichte uns doch alle länger beschäftigt, beginne ich den dritten Teil des Tagebuchs. Wer alles von Beginn an lesen will, findet Teil 1 hier und Teil 2 hier.
Donnerstag, 23. April
Heute ist der »Welttag des Buches« – so ein Quatsch, mein Buch erscheint doch erst morgen!
Meine Töchter haben sich heute einen perfiden Scherz überlegt. Sie taten so, als hätten sie aus Versehen beim Volleyballspiel im Wohnzimmer den Fernseher geschrottet. Sie haben als Bildschirmhintergrund das Bild »zerbrochenes Glas« gewählt, und es sah ziemlich echt aus.
Ganz ehrlich: Welttag des Buches – gut und schön, aber ohne eine vernünftige Serie auf Netflix wäre der Lockdown doch nur halb so gut zu ertragen.
Mein Plausch mit Sternekoch Christoph Bob über die beste Pasta und anstrengende Schwiegermütter hat für viel Aufsehen gesorgt – vermutlich wegen der Frage, ob die italienische Küche auch Schwächen hat. Hier geht es zum Text.
Mittwoch, 22. April
Doch, so langsam könnte es wieder losgehen. Gerade habe ich drüben bei Golf Journal von meiner ersten Runde nach dem Lockdown geschrieben, ihr könnt ja mal vorbeischauen.
Nichts kuschelt so schön wie ein Titleist-Driver.
Außerdem habe ich gerade Christoph Bob interviewt. Der gebürtige Braunschweiger lebt in Italien, hat einen Michelin-Stern – und seine Schwiegermutter lässt ihn trotzdem nicht an den Herd. Ich schreibe es gerade auf und poste es heute Abend, inklusive der ketzerischen Frage, ob die italienische Küche auch Schwächen hat. Bis dann!
Dienstag, 21. April
Noch 13 Tage, bis wir endlich wieder so richtig vor die Tür können. Oder – wie aufregend! – mal wieder in den Nachbarort reisen dürfen. Ich schmiede schon Pläne, wen oder was ich als erstes ansteuere: meinen Lieblingswinzer? Das neugestaltete archäologische Museum in Aquileia? Das Sportgeschäft in Udine? An spektakuläre Reisen wie Venedig (70 km Luftlinie entfernt) mag ich gar nicht denken.
Ja, man freut sich in diesen Zeiten über Kleinigkeiten. Ich bin sehr gespannt, wie es diesbezüglich weitergeht. Müssen jetzt alle wirklich ihren Sommerurlaub am Baggersee verbringen? Oder wird es im Gegenteil einen neuen Reiseboom geben, weil die Leute nach Monaten daheim die Nase voll haben?
Ich werde das öfter gefragt, weil ich, was Reisen angeht, als »Experte« gelte. Dabei sage ich ja selbst immer: Hört nie auf Experten. Und was das künftige Reiseverhalten angeht, gilt das Tucholsky-Zitat »Prognosen sind schwierig, besonders wenn sie die Zukunft betreffen.«
Sonntag, 19. April
422 Meter sind es bis zum Kirchturm, 44 Meter zum Nachbarhaus, und die Strandkabinen sind 185 Meter entfernt. Es ist wahrscheinlich der Lockdown-Effekt, jedenfalls stand ich heute mit dem Entfernungsmesser den ich sonst beim Golfen benutze, auf unserer Terrasse.
Ansonsten gibt es ein paar wirklich gute Nachrichten. Die Badesaison in Grado eröffnet am 17. Mai, ab morgen beginnen die Bagnini, die Sonnenschirme einzusetzen – mit größerem Abstand als bisher. Und Österreich vermeldet, dass man normalen Sommertourismus anstrebe, was ja nur bedeutet, dass die Grenzen bis dahin wieder offen sind.
Eisweltmeister Antoniazzi hat uns zudem mit einem Kilo Eis beliefert; ich denke, wir können beruhigt in die nächsten Tage blicken.
Ach ja, und an diesem Freitag erscheint mein Krimi. Ich bin sehr aufgeregt!
Freitag, 17. April
Das wird hier noch eine richtige Testküche! Da ich seit meinem Interview mit Pizzagöttin Barbara Guerra öfter gefragt wurde, kommt hier das Rezept für den perfekten Pizzateig samt Lehrvideo von Ciro Salvo. Kleiner Haken: Das Lehrvideo ist auf Italienisch, das dazugehörige Rezept auf Englisch. Das Video steht zudem auf Facebook, aber ihr müsstet es auch ohne Account sehen können.
Ich weiß nicht, ob euer erster Versuch so aussehen wird – aber möglich ist es.
Und hier ist das Rezept in der Niederschrift. Falls jemand Lust hat, es zu übersetzen, gibt es hier eine ehrenvolle Erwähnung. Aber ich denke, es sollte alles klar sein.
– 300 ml water
– 2 gm fresh yeast
– 400 gm flour (00, 0, or type1)
– 9 gm salt
Mix water and yeast with a spoon in circular movements, mimicking a dough mixer. Add flour by sprinkling it in a little at a time. Add the salt and continue to mix using the same motions with the spoon.
Let the dough rise for 15-20 minutes. Knead the dough by folding it to create elasticity.
Let the dough rise in an airtight, oiled container for 7-8 hours at room temperature.
Stretch the dough to fit into a 35×35 cm or 40×40 cm baking pan. Set aside and let rise for another 3 hours.
Place the baking pan directly on the bottom of the oven floor and bake at maximum temperature for 5-7 minutes. Afterwards place it on an oven rack and continue baking for another 6-8 minutes.
Top the pizza with tomato before baking and only add mozzarella for the last 3 minutes of cooking. Oil, grated cheese and/or cold cuts can be added if desired when the pizza is done.
Und was das Olivenbrot meiner Töchter angeht: Sie haben das Brot nach diesem Rezept gebacken (es ist ein gut verständliches Youtube-Video). Die entkernten Oliven kommen kurz vor dem Gang in den Ofen hinzu.
Dazu eine verdiente Cola für die Töchter und ein völlig unverdienter Weißwein für die Eltern.
Und seit gestern ist klar, dass wir zwar Sport machen dürfen, aber nur, wie die Landesregierung in Triest präzisiert hat, im Umkreis von 500 Metern von der eigenen Wohnung. Ein findiger Mensch hat gleich ein Programm entworfen, bei dem man mit einem Doppelklick auf seine Wohnung den erlaubten Bewegungsradius bekommt.
So sieht meine Welt bis zum 4. Mai aus.
Donnerstag, 16. April
Das habe ich doch wunderbar gedreht – auch in Deutschland dürfen jetzt die Buchhandlungen öffnen, passend zum Erscheinen meines neuen Krimis.
Aber bis zur Rückkehr in die Normalität dauert es noch eine Weile. Also habe ich Barbara Guerra interviewt, Italiens wichtigste Pizzaexpertin. Denn wenn das mit dem Lockdown so weitergeht, werden wird alle noch Spitzenbäcker , -köche und -Pizzaioli. Hier geht es zum Interview.
Dienstag, 14. April
Free at last! Na, jedenfalls beinahe: Die Ausgangsbeschränkungen dauern zwar noch bis zum 4. Mai, aber gestern Abend kam von der Landesregierung die überraschende Nachricht, dass wir jetzt alle wieder vor die Tür dürfen, etwa für einen Spaziergang. Zwei Einschränkungen:
- nur mit Maske oder ähnlichem Mund-Nasenschutz
- nur in der »unmittelbaren Nähe der Wohnung«, was immer das heißt (von einem 200-Meter-Radius wie in anderen Regionen ist allerdings keine Rede)
Nun kann ich mir, als Sklave meines Schrittzählers am Handgelenk, endlich wieder die 10.000 Schritte pro Tag vornehmen. Heute Vormittag bin ich schon fleißig fünf- bis sechs Mal um den Block gelaufen – ohne den armen gestressten Hund.
Montag, 13. April
Ich wurde gerade gefragt, was ich als erstes tun werde, wenn die Beschränkungen aufgehoben werden: Ich kann es kaum erwarten, endlich wieder vernünftigen Kaffee zu trinken, den es nun einmal nicht daheim gibt, sondern in einer Bar. Mit dem ganzen Drum und Dran, dem Dorfklatsch und der rosafarbenen Gazzetta dello Sport. Falls es die Gazzetta dello Sport dann noch gibt, denn tägliche Sportzeitungen haben es gerade besonders schwer. Jedenfalls: Der Quatsch, der bei mir in der Küche aus dem Kaffeegerät tröpfelt, ist nach sechs Wochen wirklich nicht mehr zu ertragen. (Alles zum Thema Kaffee und warum man ihn am besten in der Bar trinkt, steht hier.)
Samstag, 11. April
Das Wetter ist nicht frühlingshaft oder frühsommerlich, sondern absolut hochsommerlich. Eine ordentliche Regenfront mit kaltem Ostwind würde vieles leichter machen. Immerhin beginnt jetzt offiziell Phase 2: Ab der nächsten Woche dürfen unter anderem auch die Buchhandlungen wieder öffnen, was mir persönlich natürlich sehr gut gefällt. Nicht, dass ich selbst dadurch auch nur ein Buch mehr verkaufe – aber die Symbolik dahinter ist nicht schlecht.
Außerdem habe ich soeben die neue 25-Kilo-Gasflasche an den Grill angeschlossen und auch das Ventil samt Schlauch erneuert. Normalerweise würde ich dafür jemanden anrufen, der sich damit auskennt, aber im Lockdown muss man ja selbst zum Handwerker werden.
Solltet ihr morgen nichts von mir hören, weil die Sache mit dem Gas schief gegangen ist: Behaltet mich gut in Erinnerung!
Außerdem habe ich gerade mit der einflussreichsten Pizza-Kritikerin Italiens gesprochen; ihr könnt euch in den nächsten Tagen auf ein nettes Interview freuen.
Donnerstag, 9. April
Ach ja, so ist es doch schon ein klein wenig besser. Ich war an meinem ersten Tag nach der Quarantäne kurz mit dem Hund am Strand (der Haupteingang war doch noch offen), außerdem konnte ich im kleinen Supermarkt einkaufen. Fühlte sich alles fast normal an! (Und es gab auch noch alles.)
25 Grad, windstill und menschenleer. Schließt einfach die Augen und stellt euch vor, es gäbe keinen Virus.
Natürlich sah ich bei meinem Ausgang aus wie der Tatortreiniger, denn seit heute sind beim Einkaufen auch für die Käufer Mundschutz und Handschuhe Pflicht.
Außerdem esse ich das Olivenbrot meiner Töchter, und unser Lieblingsrestaurant beliefert uns am Ostersonntag mit einem Menü.
Wer diese Töchter hat, braucht keine Bäcker.
Was habe ich noch getan? Bei Costantino Rocca angerufen. Die italienische Golf-Ikone lebt ausgerechnet bei Bergamo, der am stärksten betroffenen Provinz des Landes. Aber es geht ihm gut – hier lest ihr das Interview.
Mittwoch, 8. April
Aufregende Zeiten: Heute ist der letzte Tag unserer Quarantäne und, Leute, ich schwör’s euch, um eine Minute nach Mitternacht zerre ich den Hund auf die Straße, ob er nun will oder nicht.
Und morgen werde ich mir das Abenteuer gönnen, endlich mal wieder etwas einkaufen zu können. Man freut sich ja über Kleinigkeiten. Ich bin zum Beispiel sehr gespannt, wie es im Fischladen am Hafen aussieht.
Jedenfalls: Wir habe es daheim ja bequem und gemütlich. Ich kann mir kaum ausmalen, was für ein absoluter Horror es sein muss, mehrere Wochen in Quarantäne in der 20-Quadratmeter-Kabine eines Kreuzfahrtschiffs oder in dem Doppelzimmer einer Bettenburg auf Teneriffa auszuhalten.
Hier kommen noch zwei Fotos: die Jeanstaschen-Malstation unserer Töchter auf dem Esstisch und der entzückende Anblick einer 5-Kilo-Weinbox mit Leck, welches man erst am nächsten Morgen bemerkt.
Mit Kreativität bekommst du die Zeit bis zur nächsten Netflix-Folge rum.
Jetzt steht die Box eben kopfüber, und beim Zapfen müssen wir uns verrenken.
Dienstag, 7. April
Hier kommt noch einmal der Link zum ORF-Interview, weil ich es gerade drüben bei Facebook gepostet habe.
Gestern haben die Töchter Olivenbrot gebacken, außerdem war der Welttag der Carbonara – was wir am Abend natürlich entsprechend zelebrierten, auch wenn es statt Guanciale nur normalen Speck gab, aber wir wollen im Lockdown ja nicht zu versnobt sein.
Wer hat schon die neue Doku-Serie »Tiger King« gesehen? Kannste nicht erfinden, oder?
Sonntag, 5. April
Das Leben kehrt langsam zurück: Vorgestern gab es Pizza, gestern belegte Panini von den Restaurants, die jetzt allmählich wieder öffnen. Denn das Kochen macht zwar schon Spaß – aber der Abwasch drei Mal am Tag ist ein Killer, und gerade am Wochenende wollen wir es uns ein kleines bisschen gut gehen lassen. Wieso drei Mal am Tag? Weil wir dazu übergegangen sind, uns ein gehaltvolles deutsch-englisches Frühstück aufzutischen. Und das macht mehr Geschirr dreckig als ein Espresso und ein Brioche am Morgen.
Meine Töchter sind die wahren Kreativen in der Familie. Erst haben sie Brot gebacken, dann Pizza, dann Schokokekse – und nun fangen sie an, ihre Jeanstaschen zu bemalen. Scheint irgendwie eine neue Mode zu sein – natürlich befeuert von diesem neuen Videoportal TicToc. Gut, dass man in unserem Alter nicht mehr jeden Quatsch mitmachen muss.
Mal was ganz anderes: Wer hat schon die Dokuserie »Tiger King« gesehen? Kannste nicht erfinden, oder? Ich glaube, ich schaue es gleich noch einmal, man entdeckt so viele haarsträubende Details, die man im ersten Schock übersieht…
Freitag, 3. April
Ich habe dem ORF Kärnten ein Interview über die aktuelle Situation gegeben. Wer reinhören will: hier entlang.
Und auf vielfachen Wunsch präsentiere ich euch mein spektakuläres Sportprogramm, ausgeklügelt von einem wissenschaftlichen Rat der weltbesten Personal Trainer und bis ins letzte Detail ausgearbeitet.
Ab einem bestimmten Alter geht es nicht mehr um Zuwachs, sondern um Erhalt.
Mittwoch, 1. April
Die Kurve der Neuinfizierten biegt sich deutlich nach unten, und langsam sehen wir das Licht am Ende des Tunnels, denn in fast allen Regionen ist es ab heute erlaubt, zumindest mit den Kindern kurz vor die Tür zu gehen. Man muss allerdings immer in der Nähe der eigenen Wohnung bleiben, und Spielplätze bleiben natürlich geschlossen.
Ich denke, die kleinen Kinder hat es ohnehin am härtesten getroffen. Wie soll man einem Fünfjährigen erklären, dass er nicht vor die Tür darf – und das seit vier Wochen?
Das ist die Wettervorhersage für die nächsten Tage. Brutal.
Was unser Grado angeht, eröffnen morgen und übermorgen erstmals zwei Restaurantküchen und offerieren Lieferservice: das »La Darsena« mit den göttlichen Pizzen von Vincenzo sowie das »Da Franco« in Città Giardino, das zumindest für Freitag, Samstag und Sonntag ein »menù tattico« (eine »taktische Speisekarte«) anbietet – Gerichte wie Meeresfrüchte-Lasagne werden am Vormittag geliefert und können am Mittag oder am Abend daheim problemlos aufgewärmt werden. Das ist ein Anfang, und danke dafür!
Dienstag, 31. März
Los geht es gleich mit einer ganz wilden Meldung: Ich habe die ganze Familie im Playboy untergebracht. Ja, auch mit Fotos. Das muss man erst mal schaffen! (Der Link steht weiter unten, den Screenshot kann man nicht anklicken. Es gäbe bestimmt eine Methode, aber ich habe sie noch nicht entdeckt.)
Treue Leserinnen und Leser kennen einige der Tipps (und Fotos) schon, aber nicht alle. Schaut doch mal auf playboy.de vorbei; direkt zu meiner Geschichte geht es hier.
Übrigens: Als ich noch selbst für den Playboy arbeitete, haben wir es immer gehasst, dass viele Leute »der« Playboy statt einfach nur Playboy sagten. Aber nun, als freier Autor, nehme ich‘s mir einfach raus.
Und für alle Golferinnen und Golfer unter euch: Das sind (fast) alle meine Golfbücher.
Das sollte reichen, um den Lockdown zu überstehen. In jedem Fall packe ich demnächst bei Golf Journal täglich einen Buchtipp auf die Webseite. Sobald alles online ist, verlinke ich. A domani!
Hier noch ein Nachschlag-Bild vom Flughafen.
Maske: Wenn schon falsch, dann wenigstens richtig falsch. (Wer genau hinschaut, entdeckt auch Flecken des durchgesuppten Desinfektionsmittels.)