Frischer Asphalt, neue Nudeln, Grados letzter Geheimtipp: Mediterrane Wochenschau CVII

Hier kommt der einzige Newsletter, der nach 20 Jahren in Italien eine neue Pasta-Form kennengelernt hat – sogenannte Gigli, eine zur Mini-Waffel geformte Nudel. Von Barilla gibt es sie in leicht abgewandelter Form als Campanelle (»Glöckchen«), aber offenbar nur für den Export. Das Charmante: Die Nudelform ist in vier Minuten servierfertig. Das kann in der Hochsaison in einem vollbesetzten Restaurant Gold wert sein.

Vorab wie immer: Aktuelle Viren-News gibt es hier. Die Zahlen in Italien steigen, wie überall auch, der Höhepunkt wird im Juli erwartet. Aber kann uns eine neue Variante wirklich vom Sommer an der Adria abhalten? Natürlich nicht!

Halt, und das muss ich auch noch schnell loswerden: Die »Lezioni Italiane« sind endlich auch auf der deutschen Amazon-Seite erhältlich. Hier könnt ihr das Buch bestellen. Das perfekte Geschenk für euren Lieblingsitaliener oder eine gute Idee, eure Sprachkenntnisse zu vertiefen. Und in den Cafés und Restaurants in Italien hält man euch mit dem Buch für einen Einheimischen – immer ein Vorteil!

Die erste Besprechung ist auch erschienen, und zwar in der Wochenendbeilage der Zeitungen »Il Resto del Carlino« (Bologna), »La Nazione« (Florenz) und »Il Giorno« (Mailand).

So kann’s weitergehen. Hoffen wir das Beste!

Montag, 20. Juni

Wie lief der erste »Aperitivo mit dem Autor«?  

Das hat wirklich Spaß gemacht. Es waren so um die 40 Leute da; bloß gut, dass meine Frau beim Organisieren mithalf.

Ich habe gelernt, dass jeder zweite meiner männlichen Leser über 195 Zentimeter groß ist. Was frühstückt ihr denn so in Österreich? 

Nicht im Bild: 40 Grad Hitze und der Geruch des neu asphaltierten Kreisverkehrs.

Es war mein erstes Mal, und weil oft viele Leute gemeinsam zu mir kamen (und dann auch noch eine Italienerin auftauchte, die gar nichts mit den Büchern zu tun hatte und mich nur von Facebook kannte, sehr zum Unmut meiner Frau – ihr könnt es euch ja vorstellen), war ich manchmal etwas überfordert, mit wem ich denn nun zu reden hatte. Sorry dafür, das bekommen wir beim nächsten Mal auf jeden Fall besser hin. Die meisten von euch, die ich kennenlernen durfte, sind ja erfahrene Grado-Hasen; wir laufen uns also öfter über den Weg.

Dienstag, 21. Juni

Spannende Diskussion mit den Leserinnen und Lesern: Gibt es noch Geheimtipps in Grado? Eigentlich nicht, aber irgendwie doch. Beispiel L’Ingordo: Dort gibt es erstklassige Panini, allesamt frisch zubereitet. Besitzer Max sagte mir, dass er in den letzten Monaten überhaupt nur zwei deutschsprachige Paare zu Gast gehabt hatte. Daher können wir bei einem Gästeanteil von soliden 85 Prozent Österreichern überall sonst (zumindest rund um Pfingsten und Christi Himmelfahrt) das L’Ingordo noch als Geheimtipp verbuchen. Warum ist das so? Wahrscheinlich liegt’s an der Lage, denn das L’Ingordo befindet sich zwar nicht weit vom Haupteingang des Strandes, aber ganz hinten in der Ecke neben dem großflächigen Da Luciano. 

Mal was anderes: Max‘ Thunfisch-Burger.
Mal was ganz anderes: Max‘ Gemüse-Tacos.

Die Panini sind köstlich, und außerdem hat Max uns durch die Pandemie gebracht. Er war nämlich einer der ersten, der im Lockdown aufsperrte und Essen zum Mitnehmen anbot. Das macht er auch heute noch, und wenn ihr anruft und für eine bestimmte Uhrzeit vorbestellt, gibt es null Wartezeit.

Das ist der Blick vom L’Ingordo auf den Haupteingang des Strandes.

Kennt ihr noch weitere Geheimtipps? Ich bin gespannt, denke aber, in meinen beiden Grado-Posts von 2021 und 2022 ist alles abgedeckt.

Mittwoch, 22. Juni

Hier kommt ein haarsträubendes Beispiel dafür, wie nah Unfähigkeit und Fähigkeit in unserem kleinen Ort beieinander liegen. Beginnen wir mit der Unfähigkeit: Christi Himmelfahrt ist seit Urbeginn des Tourismus einer der wichtigsten und arbeitsintensivsten Tage in Grado; tausende Österreicher kommen für ein langes Wochenende runter. Nun beschloss man aber, ausgerechnet am Donnerstag (und am Freitag) den eigentlich schon fertigen Kreisverkehr beim Valle Goppion frisch zu asphaltieren und somit jeweils eine Fahrtrichtung zu sperren. Österreicher, die von Monfalcone aus nach Grado wollten (oder von Grado aus zu den großen Campingplätzen), standen am Vormittag bis zu einer halben Stunde im Stau. Und mein Schwiegervater, der die Baustelle auf dem Weg zum Büro und zurück gleich vier Mal passieren musste, biss ins Lenkrad. Insgesamt kein Drama, aber bei 35 Grad eben auch kein Vergnügen, vor allem, weil es vermeidbar gewesen wäre. Möglich, dass die Baufirma nichts von Christi Himmelfahrt wusste (in Italien kein Feiertag), aber der Bürgermeister und seine klugen Assessoren hätten es doch nun wirklich wissen müssen und mit einem Anruf die langen Staus verhindern können.

Am Himmelfahrtswochenende gab es jedoch auch eine löbliche Initiative der Strandverwaltung (GIT). Einheimische und Touristen – auch aus Österreich und Deutschland – durften sich ohne irgendwelchen Papierkram oder längere Wartezeiten von zwei Hautärzten kostenlos dermatologisch untersuchen lassen, etwa auf verdächtige Leberflecke, darunter mein Schwiegervater und meine älteste Tochter (bei beiden alles okay). Das ist doch eine feine Sache, vor allem, weil in Italien ein Termin bei einem spezialisierten Arzt oft erst nach wochen- oder gar monatelanger Wartezeit zu bekommen ist. Sechshundert Personen haben von der Initiative Gebrauch gemacht.

Donnerstag, 23. Juni

Na, was genau essen wir hier im Santa Lucia in der Altstadt? Vielleicht ein Stück Asphalt vom Kreisverkehr? Verrate ich nächste Woche.

Und wo wir schon beim Essen sind: Hier sind die Gigli-Nudeln von oben im Einsatz (im Portobuso am Hafen).

Einmal mit Burrata und Tomaten, einmal allo scoglio. Waren beide köstlich, obwohl ich finde, rechts hätte es noch ein bisschen mehr Petersilie sein dürfen.

Zitat der Woche

»Ernsthaft faule Menschen sind äußerst fleißig, damit sie möglichst schnell wieder faul sein können.« – Peter Glaser

Aperitivo mit dem Autor

Unser nächstes Treffen bei Kaffee und/oder Wein: Donnerstag, 7. Juli, 10.30 bis 11 Uhr, Strandkiosk Al Faro am Beginn des alten Strandes. Warum nun Donnerstag statt Freitag? Ganz einfach: Dann kann ich noch Anregungen für die Mediterrane Wochenschau aufnehmen, statt eine volle Woche warten zu müssen.

Ich wünsche euch allen ein wunderbares Wochenende – bis nächsten Freitag!

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Die vorherige Wochenschau steht hier.

Gebündelte Italien-Tipps von Norden bis Süden, von preiswert bis luxuriös und gespickt mit Geheimtipps, stehen am Ende dieses Newsletters.

Und alles über meine Bücher steht hier.

Schönes Bild von Gudrun P., danke!

Und jedes Mal vergesse ich es, auf meine Instagram-Seite hinweisen: @buch_und_wein, folgt mir gern – ich folge umgehend zurück, versteht sich doch von selbst in unserer famiglia.