Schick am Strand: Tipps und Tricks

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Möge der Sommer nie zu Ende gehen.

Für viele Italiener ist der Strand ein zweites Zuhause. Die Kinder haben von Mitte Juni bis Mitte September Sommerferien, mithin drei Monate, und vielerorts ist es noch heute üblich, dass sie mit Mama, Oma oder Tante einen Großteil dieser Zeit ans Meer umsiedeln. Der Vater (oder die berufstätige Mutter) kommt am Wochenende nach, und der August wird in kompletter Familienstärke unter dem Sonnenschirm verbracht.

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Was fehlt? Eigentlich nichts. Mehr braucht der Mensch nicht.

Der ferragosto, der 15. August, im katholischen Deutschland als Mariä Himmelfahrt bekannt (auf Lateinisch trägt der Festtag den tollen Namen Assumptio Beatae Mariae Virginis), ist in Italien ebenfalls heilig: Wer nicht gerade im Gastgewerbe arbeiten muss, liegt an jenem Tag unter einem Sonnenschirm.

Daher zwei Warnungen: Erstens wird es an jenem Tag – und in der Woche, die auf diesen Tag hinführt – sehr, sehr voll. An ferragosto wird es aber auch sehr, sehr nass. Denn an vielen Stränden ist es Tradition, dass es zu Wasserballonschlachten kommt, und irrlichternde Geschosse können auch unbeteiligte Urlauber treffen. Also Obacht, dass das Handy wasserfest verstaut ist!

Wenn auch die moderne Arbeitswelt, knappere Familienkassen und die allgegenwärtige la crisi diesem ausuferndem dolce far niente immer mehr entgegenstehen: Der Strand ist definitiv nichts, was ein Italiener nur ein paar Tage im Jahr sieht, sondern ein wichtiger Teil des Daseins.

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Blick von meinem Sonnenschirm (Nebensaison). Aber das Urlaubsbuch ist schon am Start.

Das erklärt, warum viele Italiener am Strand immer so elegant aussehen. Sie laufen nicht in alten Plastik-Flip-Flops und ausgebeulten Shirts mit der Beschriftung »Malle-Sauftour 1998 – ich war dabei« herum.

Die Herren tragen Mokassins, dazu ein frisches, bis zu den Ellenbogen aufgekrempeltes Hemd, die Damen weite, luftige Kleider, die nebenbei auch eventuelle Pölsterchen verbergen. Direkt in Badehose zum Strand – das kommt allenfalls für Kleinkinder in Frage. In einigen Orten droht sogar für Badehosen- und Bikiniflaneure ein Bußgeld.

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Wer da nicht Lust auf Kindheit bekommt…

Auch für den Snack an der Strandbar gehört es sich, zumindest ein Hemd und eine trockene Badehose anzuziehen. Die Italiener zelebrieren die Zeit im Sand, und warum sollten wir Touristen das nicht auch tun?

Reisende aus dem Norden, für die der Strand etwas Außergewöhnliches ist, tappen schnell in einige Fallen. An den ersten Urlaubstagen wird immer die Sonne unterschätzt. Selbst bei bewölktem Himmel kann man sich einen kräftigen Sonnenbrand holen. Zweitens reicht eine Flasche Wasser nicht für die ganze Familie aus. Man sollte sich entweder ausreichend bestücken oder nicht am falschen Ende sparen und an der Strandbar zuschlagen.

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Was man sonst noch am Strand tun kann, lest ihr hier

Italiener nehmen oft ganze Obstkörbe mit an den Strand, die einen perfekten Snack für die ganze Familie bilden. Und: Wer einmal einen Hochsommertag am Strand verbracht hat, wird die Erfindung der Siesta schätzen. Italiener ziehen sich in der Mittagszeit gern in die kühle Wohnung oder ins Hotel zurück. Und recht haben sie.

Viele Badestrände sind mit Beachclubs versehen. Das heißt, dass der Zugang zum Meer ein paar Euro kostet, ebenso der Sonnenschirm und die Liegen. Die Preise variieren stark je nach Saison, und ferragosto wird es atemberaubend teuer; falls Sie in einem Hotel wohnen, fragen Sie dort nach günstigen Paketen, möglicherweise kooperiert das Hotel auch mit einem der Beachclubs.

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Hier findet der Herr Autor seine Ideen.

Auf manche Deutsche wirkt das Konzept der Beachclubs immer etwas abschreckend, träumt der typische Individualtourist doch von einsamen Buchten und schmäht die aufgereihten Sonnenschirme. Aber man sollte die vielen Annehmlichkeiten nicht gering schätzen: Sicherheit durch Badeaufsicht, Sauberkeit, sanitäre Anlagen und Duschen, eine Bar mit kühlen Getränken, Eis und oft einer kleinen Speisekarte, und natürlich Sonnenschirme und Liegen, die nicht erst mühsam herangeschleppt werden müssen. Auch das Auto steht im Schatten.

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Keine Angst: Die Sonnenschirme und Liegen sind reserviert.

Tipp: Geben Sie dem Bagnino am ersten Tag ein kleines Trinkgeld, dann werden Sonderwünsche, etwa eine Extra-Liege, geräuschlos und zumeist ohne Aufpreis erledigt.

Meine jährliche Strandzeit verbringe ich in Grado. Hier gibt es ein paar mehr Tipps zu der Insel. Hier erkläre ich, woran man Deutsche im Urlaub erkennt, und hier kommen Modetipps, um den Italiener in dir zu erwecken.

Der Sonnenschirm meiner Familie in Grado hat übrigens die Nummer 64a. Und zwar schon seit drei Generationen.

Ach ja, und was den Lesestoff für das Leben unterm Sonnenschirm angeht: Hier gibt es eine kleine Werksübersicht, mit meinen größten Erfolgen und spektakulärsten Misserfolgen.