Hier kommt der einzige Wochenrückblick, der euch eine Pasta serviert, die niemals zu weichgekocht ist! (Apropos weiche Pasta: Habt ihr schon das Interview mit Sternekoch Christoph Bob gelesen, der sich mit seiner italienischen Schwiegermutter am Herd herumschlagen muss? Hier entlang.)
Samstag, 11. Juli
Weil ich als Reisejournalist arbeite (ja, die letzten Monate waren nicht besonders auftragsreich), stehe ich auf dem E-Mail-Verteiler vieler PR-Agenturen. So erfuhr ich, dass der Hessische Tourismusverband eine Kampagne namens »Kleinstadtlieblinge« ins Leben gerufen hat und im Wochenrhythmus eher unbekannte Orte wie Steinau vorstellt.
Ich bin mir sicher, dass es sehr hübsche Städte in Hessen gibt. Ich behaupte ja auch, meine Heimat Braunschweig in Niedersachsen sei eine schöne Stadt, und ich bin immer sehr glücklich, wenn ich Freunde aus der Fremde davon überzeugen kann.
Aber all diese Kampagnen sollen natürlich zum Urlaub daheim verführen.
Na, ich weiß nicht. Ein bisschen Fremde gehört zum Urlaub einfach dazu. Eine Sprache, die man nicht versteht. Ein Gericht, das man nicht kennt. Neue Düfte, ein geheimnisvoll quasselnder Radiomoderator. Ich bekomme ja schon einen Kick, wenn die KFZ-Kennzeichen anders aussehen!
Ich bin der Letzte, der zu einem Abenteuerurlaub aufruft. Das ist wirklich der größte Blödsinn. Aber ein klein wenig Exotik, ein klein wenig Unberechenbarkeit darf es schon sein. Nichts gegen hessische Kleinstädte, aber auch nach Italien kommt man gut mit dem Auto, wenngleich es ein paar Stunden länger dauert.
Sonntag, 12. Juli
Und falls ihr doch daheim bleiben und nur virtuell verreisen wollt, erlaube ich mir folgenden Hinweis: Mein Venedig-Krimi ist – auch – ein Reiseführer! Sogar mit einer Umschlagkarte der wichtigen Sehenswürdigkeiten!
In jeder Buchhandlung erhältlich – oder hier.
Montag, 13. Juli
Im Tennis reicht es nicht gegen meine Frau, ich habe die Geschichte ja schon ein paar Mal erzählt. Sie war italienische Doppelmeisterin und auf der Weltrangliste platziert, und ich wollte darüber immer eine größere Story machen – mich von Boris Becker oder Steffi Graf für die Revanche coachen lassen zum Beispiel. Meine Anfragen scheiterten immer am Management. Falls jemand von euch einen direkteren Draht hat, lasst es mich wissen (stefan.maiwald@golfjournal.de).
Aber in diesem Sport, der nicht einmal einen Namen hat (wir nennen ihn lautmalerisch »Pitsch-Patsch«), wäre ich ganz sicher bundesligatauglich!
Rekord mit meiner jüngsten Tochter: 143 Ballwechsel.
Mittwoch, 15. Juli
Ich war für einen Tag und eine Nacht in Kärnten. Buchpakete verschicken (aus Italien unbezahlbar), ein paar deutsche Zeitschriften kaufen und vor allem vor der eigenen Familie flüchten, wenigstens ein paar Stunden, denn derzeit sind alle Nichten und Neffen vor Ort. Keiner von ihnen ist älter als Neun. Ihr könnt euch nicht vorstellen, was das für ein Chaos ist. Ja, diese großen Tafeln, die ihr im Fernsehen bewundert, wenn es um eine toskanische Winzerfamilie geht, die sind ja ganz schön anzuschauen. Aber habt ihr mal darüber nachgedacht, wer kochen muss? Oder, noch schlimmer, wer für den Abwasch zuständig ist? Ich musste einfach mal raus.
Jedenfalls habe ich ein paar Österreicher getroffen, die wissen, dass ich in Grado lebe, und sie haben mir freudestrahlend von ihren ersten Tagen an der Adria erzählt – sie waren übers Wochenende unten oder sogar nur für einen Tagesausflug. Sie waren ganz überrascht, wie normal das Leben hier war. Was haben manche Leute bloß für Vorstellungen? Dass sich die Leichen in den Straßen stapeln?
Noch einmal: Italien war das erste Land in Europa, das es böse erwischt hat. Aber insgesamt haben alle gut reagiert. Jetzt ist Italien weit vorn und wahrscheinlich das sicherste Gebiet in Europa, während es anderswo rund geht.
Donnerstag, 16. Juli
Was ich während des Lockdowns wirklich gemacht habe? Bitteschön! Ich habe eine Familiensaga geschrieben.
Ja, die Vorbereitungen waren nicht einfach. Aber freut euch drauf!
Kein Verlag weiß bislang davon – ehrlich! –, ihr habt es soeben als erste erfahren. Ich nehme euch gern mit auf die Reise, wie daraus ein Buch entsteht. Die Saga dreht sich um eine deutsch-italienische Familie in der 1980er-Jahren. Mehr wird aber noch nicht verraten.
Freitag, 17. Juli
Die Parkplatzsuche nimmt in Grado wie immer zur Hochsaison groteske Formen an. Man erkennt die Paare schon von weitem, weil sich ihr Auto in Böckchensprüngen fortbewegt wie bei der ersten Fahrstunde: Da ist ein freier Platz – nein, doch nicht. Da ist ein freier Platz – nein, doch nicht.
Profitipps:
- Fragt schon bei der Buchung des Hotels oder des Apartments nach einem Parkplatz. Man weiß sich immer zu helfen und organisiert irgendwas. Das ist die Stärke Italiens.
- Spontane Reise? Kinder und Beifahrer(in) aussteigen und an den Strand oder in die Eisdiele gehen lassen und dann ganz in Ruhe suchen. Wer keinen zehnminütigen Fußweg scheut: Auf dem großen Platz Parcheggio Sacca dei Moreri (im Navi »Viale Italia« oder »Via Giacomo Gregori« eingeben) ist immer was frei.
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Die nächste Wochenschau erscheint am 24. Juli, bis dahin euch allen eine sonnige Zeit!