Die Messe auf der Matratze und Johnny Depp in Grado (jedenfalls beinahe): Mediterrane Wochenschau CXII

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Denn ich erzählte euch ja von dem Schiff aus der Römerzeit, das in der Lagune von Grado gefunden wurde, in nur fünf Metern Tiefe. Die genaue Position wird aus naheliegenden Gründen geheim gehalten, doch nun berichtet die Presse darüber, außerdem vermelden die Carabinieri erstmals Einzelheiten. Es wird vermutet, dass das Schiff beeindruckende 24 Meter lang und 8 Meter breit ist (freigelegt ist bislang nur ein 12 Meter langes Rumpfstück) und aus dem dritten Jahrhundert stammt. Dazu wurden drei Amphoren bislang unbekannten Inhalts entdeckt. Wie lange die Bergung dauern wird, ist noch völlig unklar. In jedem Fall hätte das Meeresmuseum an der Uferpromenade von Grado, das seit 30 Jahren auf seine Eröffnung wartet, ein Ausstellungsstück, um das es die Museen dieser Welt beneiden würden.

Aufnahmen der Carabinieri-Unterwassereinheit am römischen Schiff.

Und bevor wir endgültig in die Woche einsteigen: Johnny Depp war im Friaul! Er kam in der zauberhaften Villa Luppis unter, schlief bis 16 Uhr und ließ sich dann das Frühstück bringen, obwohl Frühstück nur bis 10.30 Uhr serviert wird. Aber für manche Gäste macht man gern eine Ausnahme – so muss es sein, das Leben als Hollywoodstar.

Was ich mich immer frage: Nimmt er all die Ketten vor dem Schlafengehen ab? Oder hat er dafür einen Assistenten?

Er blieb zwei Nächte, fragte beim Abendessen im Hotel dezidiert nach Frico (Geschmack hat er), dann ging es weiter nach Venedig, wo sich seine Spur in den üblichen Nobelhotels verliert.

Samstag, 23. Juli

Ui, das hat mich doch überrascht: Die Tageszeitung Il Piccolo widmete mir den Kultur-Aufmacher, und ich wurde tatsächlich in der Fußgängerzone nach Autogrammen gefragt. (Okay, es waren nur zwei – aber immerhin: Mehrzahl!)

Und meine Lieblingsbuchhandlung Dante beim Café Cristallo hat einen schönen Stand aufgebaut. Grazie!

Ihr seid neu hier und wisst nichts von dem Buch? Dann schnell hier entlang. Oder für die italienische Ausgabe hier entlang.

Sonntag, 24. Juli

Und dann war da noch der Tourist in Mestre, der mit seinem Volvo die Fußgängerunterführung durchqueren wollte.

Seine Erklärung: Im Navi habe er aus Versehen die Fußgänger-Route eingestellt.

Ich wollte das Kennzeichen schwärzen, aber das Bild ging schon durch die gesamte Presse, da ist unsere kleine Blog-Familie die geringste Sorge des (dänischen?) Halters.

Montag, 25. Juli

Die gewöhnlich tiefenentspannte Neue Zürcher Zeitung wittert einen Skandal: Angeblich regt sich halb Italien über eine Pizza für 25 Euro auf. Nein, niemand regt sich auf, denn wer in Mailand zu Carlo Cracco geht, der weiß, dass es dort etwas teurer ist.

Außerdem: 25 Euro? Lächerlich: Im »Da Robert« in Jesolo gibt es eine Pizza für 99 Euro, mit Blattgold belegt. Aber auch das ist noch nicht das Ende: Im »Pellegrino« in Gradisca könnt ihr eine Pizza mit Scampi, Auberginen, Burrata und Blattgold bestellen. Für 190 Euro. 

Ich habe mal das Safran-Blattgold-Risotto von Großmeister Gualtiero Marchesi gegessen, aber das waren die frühen 2000er, da waren wir alle noch jung und naiv.

Dienstag, 26. Juli

Endlich: Heute morgen um 7 Uhr kam der Regen – und wie! Eine gute Stunde schüttete es ordentlich, dazu gab es Blitz und Donner. So ist es oft am Mittelmeer: Der Niederschlag eines ganzen Monats stürzt gern mal an einem einzigen Tag herab. Der Regen hat alle gefreut, manche tanzten auf der Straße wie in einem Musical.  

Mittwoch, 27. Juli

Der Pfarrer Don Mattia Bernasconi ist in ganz Italien eine Berühmtheit geworden. Denn der kalabrische Gottesmann hat angesichts der Hitze eine Messe im Meer abgehalten; als Altar fungierte eine Luftmatratze. Das fanden manche Gläubige gar nicht gut, nun ermittelt die Justiz.

Sieht ziemlich trainiert aus, der Herr Pfarrer, oder täuscht das?

Donnerstag, 28. Juli

Und was machen die Waldbrände? In der Nacht sind wieder einige Brandherde aufgeflammt. Immerhin: Der Rauch zieht nicht in unsere Richtung. Auf dieser Seite halte ich euch auf dem Laufenden. 

Nachtrag vom Freitagmorgen: Na, so ein bisschen riecht es doch wieder nach Rauch. Oder bilde ich mir das nur ein? Gut, dass für heute Nacht weitere Regenfälle vorhergesagt sind.

Dialog der Woche

»Sagen Sie uns, warum schreiben Sie?«
»Was soll ich sonst tun? Meinen Sie, ich könnte als Gewichtheber auftreten?« – Umberto Eco.

Ich wünsche euch allen ein wunderbares Wochenende. Und schickt den Newsletter doch gern an Menschen weiter, die sich ebenfalls für Italien interessieren. Aber nur an die netten!

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